Jährlich steigen die Preise für Fisch vor Ostern an, Fischzüchter verkaufen in diesen Tagen deutlich mehr als an anderen Tagen des Jahres. Der Grund dafür liegt in der Tradition begründet, dass an Karfreitag in vielen mehr oder weniger christlich geprägten Haushalten traditionell Fisch gegessen wird.

Fleisch hingegen kommt erst am Ostersonntag mit dem Osterbraten auf den Tisch. Manche gehen sogar so weit, auch unterjährig an Freitagen Fisch anstatt Fleisch zu essen.

Warum Fisch an Karfreitag?

Dahinter steckt ein Fastenritual: "Der Freitag erinnert gläubige Christen an den Karfreitag, den Sterbetag Jesu", weiß der evangelische Theologe Wolfgang Reinbold. Seit den Anfängen des Christentums sei es üblich gewesen, am Freitag eine Fastenzeit einzulegen, um sich in Demut und innerer Einkehr zu üben und damit in gewisser Weise dem Karfreitag, oder genauer gesagt dem Opfer Jesus Christus zu gedenken.

Den katholischen Christen war freitags der Verzicht auf Fleisch vorgeschrieben, genauer gesagt von Tieren, die an Land leben. Fisch war also von der Regel ausgenommen und wurde deshalb zu einer typischen Freitagsfastenspeise. 

Fleisch galt außerdem als besonderer Genuss – etwas, das sich an Karfreitag, dem Tag, an dem Christ*innen sich an das Sterben und Leid Jesus Christus erinnern, verbietet. Stattdessen soll durch den spürbaren Verzicht das Leiden zumindest ein kleines Stück weit nachempfunden werden. 

Katholische Fastenordnung

Die frühere Fastenordnung der katholischen Kirche war dabei aus heutiger Sicht sehr streng. Nicht nur der Verzicht von Fleisch war an den sogenannten Abstinenztagen vorgeschrieben, an weiteren Fastentagen durften Gläubige sogar nur eine volle Mahlzeit zu sich nehmen.

Als Fast- und Abstinenztage galten der Aschermittwoch, alle Freitage der 40-tägigen Fastenzeit, der Karsamstag bis 12 Uhr Mittag und die Freitage der vier jährlichen Quatemberwochen (vier ausgezeichnete Bußtage im Kirchenjahr der römisch-katholischen Kirche).  Als weitere, bloße Fastentage galten unter anderem die übrigen Wochentage der vierzigtägigen Fastenzeit – und als bloße Abstinenztage alle weiteren Freitage im Jahr, sodass es sich automatisch ergab, dass an Freitagen stets kein Fleisch gegessen wurde.

Inzwischen hat die katholische Kirche diese Tage zumindest reduziert. An Aschermittwoch und Karfreitag gilt immer noch ein Fasten- und Abstinenzgebot, und der Verzicht wird "an allen  Freitagen des Jahres" gefordert. Die Kirche schreibt den Gläubigen aber nicht detailliert vor, auf welche Weise sie während der Fastenzeit fasten oder büßen sollen.

In der Fastenordnung heißt allgemein: "Konsequenterweise bilden Gebet, Fasten und Verzicht sowie Freigebigkeit (Spenden) und Fürsorge (Nächstenliebe) drei ineinander verschränkte Elemente dieser Einstimmung." Das Fasten solle "eine spürbare Reduktion von Nahrungs- und Genussmitteln" beinhalten.

Fisch an Karfreitag – evangelische Tradition

Im Evangelischen gibt es keine Vorschrift, die besagt, dass an Karfreitag oder Freitagen generell nur Fisch zu essen sei. Trotzdem hat es sich auch in manchen protestantischen Haushalten eingebürgert, am Freitag vor Ostern auf Fleisch zu verzichten, um der inneren Haltung Ausdruck zu verleihen.

(mit Material des epd)

Kommentare

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Ingrid Müller am So, 23.03.2025 - 08:30 Link

Als wäre der Fisch kein Tier welches getoetet werden muss um es zu essen.
Hier übernimmt man die Vorgaben der Kirche,weil für viele es schwierig ist kein Fleisch zu essen.
Ich warte auf den Prediger ,der sagt ,ich esse kein Fleisch aus Respekt vor dem Tier und natürlich auch um den Klimawandel etwas zu entgegnen.

Victoria Lieberum am So, 23.03.2025 - 11:57 Link

Aufgabe der Kirche ist es, Glauben zu verkündigen. Deshalb geht es hier um das Fleisch-fasten aus Dank für den Karfreitag.
Respekt vor Tieren und Klimawandel sind sicher wichtige Themen - sind aber nicht zentrale Aussagen des Karfreitags und der damit verbundenen Sitten, die den Glaubensinhalt "erlebbar" machen wollen.
Ich empfinde Ihren Kommentar darum "am Thema vorbei" und damit zwar dem kirchlichen Mainstream entsprechend, aber "glaubensleer".

Ingrid Müller am So, 23.03.2025 - 12:53 Link

Fleischfasten generell.
Man könnte es zum Thema machen.
Die meisten sagen am Karfreitag darf man kein Fleisch essen,tun dies als Tradition und denken jetzt nicht immer an den Kreuzestod Jesu.Die allerwenigsten besuchen an diesem Tag einen Gottesdienst,nicht so wie an Weihnachten..
Dann aber auch keinen Fisch,ist auch Fleisch.

Florian Meier am Di, 25.03.2025 - 23:30 Link

Es ist bedauerlich, wenn man die Osterzeit kirchlich auslässt. Zwar halte ich es für einseitig den Karfreitag über alle Feiertage zu stellen, aber der Kreuzestod ist eine zentrale christliche Erzählung und bei aller Nüchternheit und Duesternis hat die Fastenzeit und Karwoche kirchenmusikalisch viel zu bieten und auch sonst manche Überraschung. Außerdem sollen wir als Christen nicht aus der Welt und dem Leid flüchten sondern es durch Solidarität und Trost lindern helfen. Ostern mit all seinen Ritualen zum neuen Leben und Auferstehung ist auch dann besonders schön, wenn wir auch die andere Seite wahrnehmen und ein Stück weit uns alljährlich aus der Dunkelheit herausholen und neu machen lassen. Als Kind machte mir der Karfreitag eher Angst. Als Erwachsener merkt man, dass gerade die düsteren Lied und Bibeltexte oft sehr ausdrucksstark und hilfreich sind und bei näherer Betrachtung ist es halb so schlimm, weil wir wissen, dass es nicht das Ende ist.

Florian Meier am Di, 25.03.2025 - 23:01 Link

Hm, gemeinhin hat das Christentum zwar nicht soviel Probleme damit Tiere für das eigene Dasein auszubeuten, aber immerhin hatte der Kirchenvater Franziskus einiges für die vierbeinigen und sonstigen Schöpfungsgenossen übrig. Insofern darf man die Frage nach dem Umgang mit der Schöpfung und Tierleid schon auch aus religiöser Perspektive stellen und wann nicht, wenn in der Bußzeit? Mit dem Klimawandel ist es so eine Sache. Zwar gelten Tierprodukte als klimaschädlich und für Massenproduktion mit Kraftfutter und viel Energieeinsatz stimmt das sicher. Allerdings ist es auch nicht so, dass kompletter Verzicht das non-plus ultra ist. Die Fischzucht ist weit älter als der Klimawandel und ebenso wie Schafe der Landschaftspflege dienen, sind Teiche wichtige Lebensräume und Temperaturdaempfer (der überfischte Kabeljau am Teller ist es eher nicht) und wenn wir am Karfreitag 80 Millionen Karpfen abfischen wollten, wäre das nicht nur leidvoll für die Fisch sondern auch eher kein Gewinn für die Gewässerqualitaet. Wie sooft ist die Dosis das Problem. Die Fastenausnahmen sind auch nicht nur Willkür der Kirche. Bekanntlich sind die Monate mit R zum Fischessen geeignet. Wenn also vor Ostern noch einmal gefischt wird, so haben nachher Fisch und Mensch lange ihre Ruhe voreinander. Es wird also Mass gehalten und weder verschwendet noch verhungert. Es ist ja trotzdem nicht verboten stattdessen Salat oder Tofu zu futtern oder einmal zu pausieren. Zum Glück können die meisten bei uns wählen und echten Hunger kennt man kaum noch.