Top, die Wette gilt: Olaf Stegmann und Markus Gottswinter, Pfarrer der Citykirchen St. Markus (evangelisch) und St. Ludwig (katholisch), wetten um die höhere Wahlbeteiligung bei ihren KV-Wahlen. Der Wetteinsatz sind die Pfarrer selbst: Der "Verlierer" bedient beim Kirchenkaffee (evangelisch) oder Frühschoppen (katholisch) der siegreichen Gemeinde. Steigt die Wahlbeteiligung auf 25 Prozent oder mehr, locken die Kirchenmänner mit einem "Brother Act", dem Duett des Filmschlagers "I will follow HIM" aus dem Kino-Blockbuster "Sister Act" von 1992 mit Whoopi Goldberg.

Die ökumenische Wette hat einen ernsten Hintergrund. Am 21. Oktober wählen rund 1500 evangelische Gemeinden in ganz Bayern einen neuen Kirchenvorstand, am 18. November bestimmen die Katholiken in über 900 Pfarreien des Erzbistums München und Freising ihre neue Kirchenverwaltung. Beide Gremien, Kirchenvorstand und Kirchenverwaltung, sind für die Gemeindefinanzen, für Personalfragen und inhaltliche Ausrichtung zuständig.

"Demokratie braucht Beteiligung vieler"

Die durchschnittliche Wahlbeteiligung lag bei den Münchner Kirchengemeinden zuletzt bei 11 Prozent auf evangelischer, bei etwa 8 Prozent auf katholischer Seite. "Demokratische Formen leben aber von der Beteiligung vieler", sagt Pfarrer Olaf Stegmann. Mit der Wette wollen er und sein katholischer Amtskollege mehr Wahlberechtigte an die Urnen bringen.

Das ist auch das Ziel von Karsten Schaller. "Für mich geht ein Traum in Erfüllung, wenn möglichst viele Gemeindemitglieder an der Wahl teilnehmen und unsere Kirchengemeinde auf diese Weise mitbestimmen", sagt der Pfarrer der Oberhachinger Gemeinde Zum guten Hirten. Um mehr Stimmberechtigte für die Wahl zu interessieren, stellen sich die 17 Kandidaten am Donnerstag, 18. Oktober, in einem "Speed-Dating" vor: Bei einem kühlen Getränk können die Wahlberechtigten ihren Kandidaten auf den Zahn fühlen.

Kandidaten-Dating und Wahl-Quiz

Eine Aktion für Kenner hat sich die Kreuzkirche in München-Schwabing ausgedacht. Ein Quiz im Gemeindebrief fragt harte Fakten zur Wahl ab: Dürfen 14-Jährige wählen? Dauert die Amtszeit fünf Jahre? Sind Kirchenvorstandssitzungen geheim? Wer die zwölf Fragen richtig beantwortet, gewinnt vielleicht einen Einkaufsgutschein über 100 Euro, Bücher im Wert von 50 Euro – oder einen Gutschein für die Eisdiele am Hohenzollernplatz. Einsendeschluss, bzw. letzte Abgabemöglichkeit ist am Wahlsonntag selbst (21.10.).

Für die Werbung zusammengetan haben sich die Dekanate München und Rosenheim. Allein in München sind 217.000 Kirchenmitglieder wahlberechtigt. Vier Plakatmotive und zwei Videos auf den Infoscreens der Münchner U-Bahn machen im Stadtgebiet, in Dachau, Ismaning und Garching auf die KV-Wahl aufmerksam. Im Dekanat Rosenheim werden Zeitungsanzeigen geschaltet. "Damit sollen auch kirchenferne Mitglieder aufgerufen werden, sich an den Kirchenvorstandswahlen zu beteiligen", heißt es.