Im Jubeljahr der Reformation war Ökumene eines der Top-Themen: "Healing of Memory"-Gottesdienste versöhnten die oft schmerzliche Vergangenheit von Protestanten und Katholiken in Bayern, es gab Gesprächsabende und gemeinsame Feste und nicht zuletzt zwei Bischöfe, die ein Jahr lang quasi nur im medialen Doppelpack zu haben waren. Der enge Schulterschluss von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und Kardinal Reinhard Marx war ein Signal an die Basis: In der Ökumene geht etwas voran!

Der scheinbar direkte Ertrag folgte bei der Sitzung der Deutschen Bischofskonferenz im Februar diesen Jahres: Dort beschlossen die katholischen Oberhäupter mit Zwei-Drittel-Mehrheit, dass bei interkonfessionellen Ehen der evangelische Partner unter bestimmten Voraussetzungen an der Eucharistie im katholischen Gottesdienst teilnehmen darf.

Der Beschluss war die offizielle Legitimierung dessen, was vor Ort ohnehin längst passiert: Wer als Protestant mit seinem katholischen Ehepartner zur Kommunion gehen wollte, wird das auch bislang schon getan haben. Und die wenigsten Priester werden zuvor nach der Taufurkunde fragen.

Die Krux ist aber: Sobald eine längst übliche Praxis offiziell werden soll, rasseln die Gitter herunter. Sieben katholische Bischöfe, fünf davon aus Bayern, haben Anfang April beim Vatikan gegen den Beschluss protestiert: Die Bischofskonferenz könne als nationales Gremium eine so weitreichende Änderung im Namen der katholischen Weltkirche gar nicht beschließen.

Worum es Rainer Maria Woelki und seinen Amtsbrüdern aus Görlitz, Eichstätt, Augsburg, Regensburg, Passau und Bamberg geht, ist immer noch nicht ganz klar. Ist der Hilferuf nach Rom in erster Linie eine Kritik am Inhalt "gemeinsames Abendmahl", der sich ins Gewand von Formalitäten hüllt? Oder handelt es sich um einen kirchenpolitischen Richtungskampf, der die Sache nur als Trittbrett benutzt? Man weiß nicht, was man schlimmer finden soll.

Beide Kirchen, die katholische wie die evangelische, kämpfen derzeit darum, den Anschluss an die Menschen nicht zu verlieren. Mission ist ein Thema – die Landessynode widmet ihm ab diesem Sonntag ihre Frühjahrstagung. Die Frage ist: Wie sollen die Kirchen ihre Botschaft ins Volk bringen? Indem sie mit festen Regeln einen festen Halt in einer unsicheren Welt bieten, auf die Gefahr hin, rückwärtsgewandt zu erscheinen? Oder indem sie ihre Regeln anpassen an die Lebenswirklichkeit der Menschen, auf die Gefahr hin, beliebiger zu werden?

Klar ist: Starre Regeln erzeugen einen Graubereich, sei es beim Abendmahl oder beim Thema Homosexualität. Darunter leiden Menschen. Es ist gut, wenn das endlich aufhört.