Hier, vor dem Evangelischen Landeskirchenamt, steht uns der Münchner Künstler mit preußischen Wurzeln, Rede und Antwort. Bekannt geworden ist er für seine Glasarbeiten, zu denen er sich sowohl von historischen Ereignissen, religiösen Themen aber auch aus dem Hier und Jetzt inspirieren lässt. Bei der Installation für das Evangelische Landeskirchenamt in München handelt es sich um vier Tore und eine Eingangstüre,  die aus teilverspiegelten und weiß gravierten Gläsern im Stahlrahmen bestehen.

Besuch beim Künstler

Wir sind ungefähr 15 Leute, die sich um 18 Uhr eingefunden haben, um Andreas Horlitz hautnah zu erleben und mehr über seinen kreativen Schaffensprozess zu erfahren. Direkt vor den Glastoren, deren Beschichtung aus winzigen weißen Kreuzen besteht, was nur von Nahem erkennbar ist, erzählt uns der Künstler stolz, wie es überhaupt dazu kam, dass er einen Entwurf vorstellen konnte. Der Kulturbeauftragte des Landeskirchenamtes, Helmut Braun, kannte bereits das von Horlitz geschaffene Kapellenfenster Credo im Dominikuszentrum München. Und so kam eins zum anderen. Natürlich standen auch Entwürfe anderer Künstler zur Wahl, der von Horlitz ist es letztlich geworden.

Zuverlässigkeit des Materials

Wie es zu den Mustern auf den Glastoren kam, wollen wir von Horlitz wissen. Er beschreibt uns, wie wichtig die Durchsichtigkeit der Beschichtung des Glases aus Sicherheitsgründen ist, damit diejenigen, die aus dem Tor herausfahren, etwas sehen können und wie diese Überlegungen den Schaffensprozess beeinflusst haben.

"Die Zuverlässigkeit der Glasfirma war ganz wichtig", sagt Horlitz. Diese hatte extra zwecks Präsentation einen großen Holzrahmen zwischen die Einfahrten gebaut und die Glas-Tore vorläufig eingehängt, damit sich sowohl der Künstler selbst, als auch das Landeskirchenamt ein erstes Bild machen konnten. Um die Durchlässigkeit der Glasscheiben von allen Seiten zu testen, wurden Lichter hinter den Toren aufgestellt und anhand dessen nochmal die Beschichtung verändert, berichtet Horlitz. Dafür mussten dann wieder neue Schablonen gemacht werden, anhand derer die Glasfirma Peters aus Paderborn die Beschichtung vornehmen konnte.

Lässt man seine Finger über die weißen, kreuzförmigen Gravierungen gleiten, spürt man den rauen Untergrund im Vergleich zum kalten glatten Glas darunter. Da der "Atelierbesuch" an einem kühlen Herbstabend stattfindet, geht es in die Cafeteria des Landeskirchenamtes, in der Horlitz und sein Team schon große Plakate für uns ausgelegt haben, die den Schaffensprozess von Anfang bis Ende dokumentieren. Auch ein Stück des beschichteten Glases liegt bereit und kann aus nächster Nähe betrachtet werden. Es ist unglaublich schwer und Horlitz trägt weiße Handtusche, um es hochkant zu stellen und uns zu zeigen.

Lebensschritte

Natürlich stellt sich der Künstler auch bereitwillig den unseren Fragen. Wenn er redet, unterstreicht er seine Antworten mit Gesten und bevor er antwortet, denkt er erst einen Moment nach, wägt seine Worte ab.

Es geht bei unseren Fragen querbeet um seine Arbeit, Religion, die Beziehung eines Künstlers zur Kirche, was er noch lernen möchte, seine persönliche Lebensgeschichte und das Leben eines Künstlers im Allgemeinen. Wir erfahren, dass Horlitz an der Gesamthochschule in Essen Fotografie und Design studiert hat, um "Sehen zu lernen", wie er es selbst beschreibt.

Von dort aus hat sich eins nach dem anderen ergeben. Man sieht ihm an, dass es nicht immer leicht war, als Künstler seinen Lebensunterhalt zu verdienen, sein Gesicht zeigt uns die Spuren. Er erzählt, dass er viel von seiner preußischen Mutter gelernt habe. Vor allem was Organisation und Disziplin anginge. Ansonsten ist mag er ein gutes Frühstück, kommt in der Fragerunde heraus. Und dass er mehr Zeit in der Natur verbringen möchte.

Nachtrag:

Andreas Horlitz ist am 9. August 2016 in München verstorben.

Andreas Horlitz