Eine Pause machen – wer möchte das nicht? Eine entspannte und entspannende Ausstellung zum Thema gibt es von 22. Juli bis 29. Juli 2018 im Haus der Kunst in München zu sehen. Die Kuratoren Albert Coers, Courtenay Smith und Alexander Steig haben einen kurzweiligen Kunstparcours zum Thema "Pause" zusammengestellt.

"Die Idee zur Ausstellung kam nach der aufwendigen Biennale Faktor X", erzählt Kurator Albert Coers. "Wir dachten, es wäre schön, innezuhalten. Daraus entstand die Idee, die Pause selbst zum Gegenstand einer Schau zu machen." Im Haus der Kunst präsentieren die Kuratoren nun unterschiedliche Positionen zum Thema. Zu sehen sind die Werke von insgesamt 25 Künstlerinnen und Künstler.

Der Parcours beginnt im Treppenhaus mit einer Installation von Katharina Weishäupl. Die 1972 geborene Münchner Künstlerin hat ihre alten Musikkassetten gefleddert: Die schmalen Magnetbänder gliedern das Treppenhaus in einzelne Quader – und wirken wie eine Kartierung der Zeit und der Architektur des Gebäudes, in dem die Nationalsozialisten einst die "verfemte" Kunst zeigten. Darüber schwebt eine Zeltkonstruktion von Stefan Wischnewski, eine Kanzel, von der ein imaginärer Kunstpapst einen Vortrag halten könnte über die Pause.

Abschalten, Entspannen, erholen

An der Eingangstür der Ausstellung warnt ein Fotokarton von Beate Engl: "Break". Der Begriff der Pause, so machen die Werke im ersten Ausstellungssaal deutlich, schafft einen weiten Assoziationsraum - und kann beileibe nicht nur mit "Leerstelle" oder "Nichtstun" assoziiert werden. Die Pause bietet vielmehr Raum für Neuordnung, Unterbrechung, Innehalten. Peter Sauerer amüsiert mit einem "Heimatstück" - er hat in ein Stück Birkenholz einen kleinen Sender installiert, aus dem ein getragener "Andachtsjodler" schallt.

Michael Schrattenthaler suggeriert mit seinen Werken einerseits Entspannung, konterkariert sie aber gleichzeitig: Auf einem Stapel Coffeetable-Books steht eine Kaffeetasse. Die Tasse wird über einen Motor gedreht, Löffel und Henkel erinnern an den Zeiger einer Uhr, der sich permanent bewegt. Der dazugehörige Ohrensessel wurde nicht aus gemütlichem Polsterstoff gefertigt, sondern aus Bauholz gezimmert – und dürfte eher einen Spreißel im Po zur Folge haben als eine geruhsame Pause.

Auf Augenhöhe begegnet dem Betrachter der Künstler Andreas Sell mit seiner Performance "Stillstand". Eine Stunde lang hat er sich dabei gefilmt, wie er im Friedrichshainpark in Berlin auf einem Fleck steht, während sich um ihn herum die Menschen bewegen. Irgendwann wird er sich bewegen – nur wann?

Pausenfüller als ironisches Statement

Timm Ulrichs, Jahrgang 1940, nahm die Erkennungszeichen der Rundfunkanstalten zwischen den Sendungen auf. 24 dieser "Pausenfüller" aus 15 Ländern komponierte er zu einer akustischen Komposition, die über ein altes Radio ausgespielt wird. Und Peter Fischli und David Weiss zeigen ihren Kurzfilm "Büsi" - eine Katze, die genüsslich eine Schale Milch ausschleckt. Das Video wurde 2001 auf dem Times Square in New York gezeigt.

"Pausen können auch Neuordnung, Gliederung, Rhythmisierung bedeuten, Eigenwert entwickeln." (Albert Coers)

Zur Schau gehören aber nicht nur bekannte Größen der zeitgenössischen Kunst, sondern auch etliche junge Künstlerinnen. Die Münchnerin Stefanie Unruh präsentiert eine Installation mit Holzleiter und Glühlampen. Die Lampen blinken im Morsecode die Worte "Ich weiß nie, arbeite ich gerade oder nicht" aus einem Stück von René Pollesch und erinnern daran, dass die meisten Menschen kaum noch zwischen Arbeit und Freizeit unterscheiden können und jegliche Unterbrechung daher obsolet werden kann.

Nackt und hochschwanger: Zwangspause

Nackt und Hochschwanger filmt sich die Künstlerin Ute Heim, 1975 geboren,  in ihrem Video "ramblin man": Sie singt das melancholische William-Hanks-Lied von einem einsamen Mann, der seiner Geliebten erklärt, dass er sie verlassen muss, weil er von Gott zum ständigen Weiterziehen bestimmt wurde. Mit dem Video spielt die Künstlerin auf die biologisch verordnete "Zwangspause" von Frauen an, wenn sie ein Kind bekommen.

Klara Hobza, ebenfalls Jahrgang 1975, hat sich vorgenommen, für ein Kunstprojekt in den nächsten Jahren durch ganz Europa zu tauchen. In der Schau präsentiert sie einen Ausschnitt aus diesem Werk: Tauchlehrer Namik Ekin zeigt, wie er unter Wasser eine Banane ißt. Agne Jonkute, 1974 in Litauen geboren, ist in die Wüste von Abu Dhabi gereist und hat für jeweils sieben Tage größere Steine auf Papier gelegt. Aus dem verfärbten Papier ist ein "Book of Stones" geworden, der auf diesen Moment des Innehaltens der Natur verweist.

Beichten gehen von Carolin und Daniel Bräg

Am Ende der Ausstellung empfangen die Künstler Carolin und Daniel Bräg die Betrachter an zwei Tagen zu einer Kunst-Beichte. In einem intimen Raum haben sie zwei Stühle aufgestellt. Dort können sich die Gäste in einem persönlichen Gespräch dazu äußern, ob sie etwa zu Ausstellungseröffnungen gehen, um Freibier zu trinken, Kunstwerke mit Respekt behandeln, sich vom Kunstmarkt verführen lassen oder auch schon einmal Kunst beschädigt oder vernichtet haben. "Der Künstler kann Kunstsünden verzeihen" - so das Motto der Kunstaktion.

Mit diesem Statement passt die Schau "Pause" gut in das Haus der Kunst: Zuletzt kam das Museum aus den negativen Schlagzeilen wegen sündteuren Ausstellungen und fehlenden Strukturen kaum noch heraus. Und schließlich ist die Ausstellung ein herrlich entspanntes Statement für den Sommer: Have a break. Pause? Pause!

Pause: Ausstellung im Haus der Kunst
Pause: Ausstellung im Haus der Kunst
Pause: Ausstellung im Haus der Kunst. Leonie Felle
Pause: Ausstellung im Haus der Kunst
Pause: Ausstellung im Haus der Kunst
Pause: Ausstellung im Haus der Kunst
Pause: Ausstellung im Haus der Kunst

PAUSE (prelude) vom 22. - 29. Juli 2018


Ausstellung im Haus der Kunst. Eröffnung mit Performance: 21.07., 17-20 Uhr
Symposium: Sa., 28.7., 11-17 Uhr

Teilnehmende KünstlerInnen: Daniel Bräg, Karolin Bräg, Peter Dobroschke, Stefan Draschan, Beate Engl, Leoni Felle, Trude Friedrich, Ute Heim, Klara Hobza, Martin Krejci (Institut für Leistungsabfall und Kontemplation), Lou Jaworski, Agne Jonkute, Mikolaj Polinski und Misa Shimomura, Tom Moody, Peter Sauerer, Michael Schrattenthaler, Andreas Sell, Wolfgang Stehle, Andreas Ullrich, Timm Ulrichs, Stefanie Unruh, Katharina Weishäupl, Peter Fischli David Weiss, Stefan Wischnewski, Haubitz + Zoche

Symposium: Wolfgang Ullrich, Lambert Wiesing, Friederike Sigler, Joanna Warsza

Die künstlerischen Positionen greifen auf Konzepte der Ruhe, des Stillstands, der Verweigerung, aber auch der Zäsur und Rhythmisierung zurück und entwickeln dabei ihre jeweils eigene Form der Wertschätzung der Pause als Momentum zwischen dem Lauf der Dinge.

Website: Künstlerverbund

Geöffnet: tägl. 10-20 Uhr, Do 10-22 Uhr Eintritt frei