Der Schwanberg ist erstmals rein in Frauenhand - ist das heute überhaupt noch erwähnenswert oder doch ein wichtiges Zeichen?

Ute Hellwig: Ich finde das auch heute noch durchaus ein wichtiges Zeichen. Der Schwanberg ist ein Frauenberg - und dass dort dann auch Frauen das Sagen haben, finde ich auch heute schon noch erwähnenswert und letztlich nur konsequent. Die meisten evangelischen Bildungszentren sowie Gästehäuser bundesweit sind vom Personal her mehrheitlich in Frauenhand. Nur die Leitung hatten bisher mehrheitlich Männer. Das ändert sich gerade.

Ruth Meili: Die Verantwortliche der Communität ist ja immer eine Frau, das ist nichts Neues. Aber natürlich freuen wir uns, dass die Geschäftsführung des Geistlichen Zentrums jetzt auch mal in den Händen einer Frau liegt. Trotzdem finde ich es hilfreich, dass wir ein Pfarrers-Ehepaar hier bei uns haben - Harald Vogt ist bei manchen Fragen ein wichtiges Gegenüber als Mann. Und ich finde es auch sehr wichtig, wie unsere Hausmeister über manches denken und auch kritisch beurteilen, was bei uns passiert.

Frau Hellwig, was hat Sie als Nordlicht bewogen, ins Fränkische zu gehen? Mit was genau konnte Sie der Schwanberg locken?

Hellwig: Ich habe in den vergangenen fünfeinhalb Jahren ein evangelisches Haus in Ostfriesland geleitet, dort war ich sowohl pädagogisch als auch geschäftsführend tätig. Ich habe beides sehr gern gemacht und ich vermisse es auch ein bisschen, selbst Kurse zu geben, aber: Ich hatte bei der geteilten Aufgabe immer öfter das Gefühl, beidem nicht so gerecht werden zu können, wie ich möchte. Auf dem Schwanberg habe ich diesen Dauerspagat nun nicht mehr.

Schwester Ruth, Sie leiten übergangsweise die Communität.

Meili: Ich habe die Aufgaben der Priorin zwar übernommen, bin aber keine. Das gibt mir Gestaltungsspielraum, ohne mich mit dem Titel zu belasten.

Was haben Sie für Gedanken und Gefühle, wenn Sie an die Zukunft des Schwanbergs denken?

Meili: Der Schwanberg ist ein tief geistlich geprägter Ort, der für das evangelische Bayern und weit darüber hinaus wichtig geworden ist. Das wollen wir erhalten, weil Orte wie diesen braucht die Welt. Einen Ort, an den Menschen kommen können, um selber eine neue Klarheit für sich und ihr Leben zu ergründen. Um aber diese Klarheit weiter bieten zu können, müssen wir jetzt diese Klarheit auch für uns hier neu finden.

Wie muss sich der Schwanberg entwickeln, um weiterhin Bestand zu haben?

Hellwig: Da ist in den vergangenen Jahren schon vieles passiert. Zum einen wurde die Infrastruktur attraktiver gestaltet, also zum Beispiel die Zimmer im Schloss mit Nasszellen ausgestattet. Die Herausforderung ist nun, die verbliebenen Schwestern in die Arbeit unseres Zentrums so mit einzubinden, dass weiter nach außen spürbar ist, was den Schwanberg ausmacht. Die Schwestern sind für viele ein Symbol - für ein spirituelles Leben, das sie sich in dieser speziellen Form "Leben in einer Communität" nicht vorstellen können, aber aus dem sie Kraft schöpfen.

Im Moment leben auf dem Schwanberg 31 Schwestern. Wie viele müssen es sein, damit die Communität überlebt?

Meili: Da gibt es keine feste Zahl und ich will mir diese Frage auch nicht stellen. "Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben", spricht Gott, denn wir sind seine Gründung. Wir werden wieder mehr! Zuversicht geben mir etwa die Anfragen zweier Frauen, die gerne zu uns kommen möchten.

Was muss sich an geistlichen Gemeinschaften wie Ihrer ändern, damit sich wieder mehr Menschen dafür interessieren?

Meili: In benediktinischen Gemeinschaften gibt es klare, hierarchische Strukturen heutzutage. Das muss man immer wieder hinterfragen: Hat er das wirklich so gemeint? Was denken die jüngeren Schwestern über diese Ordnung? Wir haben das bei uns schon auf verschiedene Weise aufgebrochen. Momentan haben wir eine offene Leitungsgruppe - jede Schwester kann an den Sitzungen teilnehmen, wenn sie das möchte.

Konkret gefragt: Ist eine lebenslange Bindung an die Communität vielleicht einfach zu viel? Braucht es eher eine "Communität light"?

Meili: Wir haben darüber in der Communität schon öfters diskutiert. Ich werde das in meiner Amtszeit als Leitende Schwester aber sicher nicht einführen. Gerade dieses "lebenslängliche" Element ist mir persönlich - und der Mehrzahl der Schwestern - besonders wichtig, weil es sich auf unser ganzes Zusammenleben auswirkt. Das ist wie in einer Ehe: Mit einem lebenslangen Versprechen im Rücken lässt man sich ganz anders auf sein Gegenüber ein. Weil man weiß, dass man zusammen alt wird.