Der Astrophysiker Heino Falcke hat nicht nur am ersten Foto eines Schwarzen Lochs mitgearbeitet, schon zuvor präsentierte er ein Modell, das der spektakulären Teleskopaufnahme vom April 2019 sehr nahe kam. Als Wissenschaftler und als gläubiger Christ erkennt Falcke aber auch die Beschränktheit dessen, was man mit naturwissenschaftlichen Gesetzen beschreiben kann. "Es braucht das Wort, es braucht die Regeln, um aus Nichts Licht zu machen", sagte er im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst. An diesem Sonntag (5. Dezember) hält Falcke die Kanzelrede in der Neupfarrkirche in Regensburg.
Für Astrophysiker Falcke gehören Religion und Naturwissenschaften eng zusammen
Bis heute könne er den von Vielen postulierten Gegensatz von Glaube und Naturwissenschaften nicht nachvollziehen. An der Urknall-Theorie, dem Erklärungsmodell für die Entstehung der Welt, bestehe heute in der Wissenschaft kein Zweifel mehr. Entscheidender Konsens sei, dass es irgendwann einen Anfang gab. Ob ein Schöpfer die Weltentwicklung designt oder die Entwicklung der Welt ein Zufall war, das werde die Wissenschaft indes nie beantworten können. Das Weltall sei "physikalisch, mechanisch beschreibbar, aber der Schöpfer nicht, weil da die Physik in gewisser Weise aufhört".
Dennoch sei und bleibe die Existenz der Erde für ihn "der helle Wahnsinn", sagte Falcke. Sie sei aus einfachen physikalischen Gesetzen und ein paar Naturkonstanten entstanden und habe sich zu einem System von hoher Komplexität entwickelt. Wenn alle Naturkonstanten frei gewesen wären, sei es "extremst unwahrscheinlich, dass sie exakt so zusammengekommen wären", erklärte der Astrophysiker. Dass es funktionieren konnte, das sei das Wunder.
Im Hinblick auf Weihnachten sagte er: Beides seien "Gottes Paläste", der prächtige Sternenhimmel und die ärmliche Krippe. "Der große ferne Schöpfer ist eigentlich unerträglich ohne das Kind in der Krippe." Im Feld der Astrophysik und Radioastronomie erforscht Falcke an der niederländischen Radboud Universität in Nijmegen Schwarze Löcher. In seiner Freizeit traut, tauft, beerdigt und predigt er als ordinierter Prädikant in der rheinischen Landeskirche.