"Ein kleines Dörfchen mit vielen klaren und urwüchsigen Häuschen um eine große Kirche geschart". So beschreibt Maria von Wedemayer in einem Brief an ihren Verlobten Dietrich Bonhoeffer den Ort Bundorf im Landkreis Haßberge.

Vom Februar bis Oktober 1944 war sie im dortigen Schloß zu Gast. Maximilian von Truchseß war damals 16 Jahre alt. Der heute 90-jährige erinnert sich noch gut an die Cousine seiner Mutter. 

Maria von Wedemeyer hatte gerade Abitur gemacht und sollte beim Roten Kreuz eingesetzt werden. Doch dann kam der Befehl, dass sie in der Rüstung arbeiten sollte. Nun gab es damals nur eine Ausnahme, nämlich einer kinderreichen Mutter zur Hand zu geben. Das traf auf ihre Cousine Hedwig von Truchseß, Mutter von sieben Kindern zu. 

"Meine Mutter hätte das Leben hier arbeitsmäßig auch ohne Maria geschafft, aber das war eine willkommene Situation. Und da die beiden in ihrer Vorstellung so eng miteinander waren, hatten sie ein Verhältnis wie Schwestern," erinnert sich Maximilian von Truchseß.

In diesem halben Jahr unterstützte die damals 18-jährige ihre Cousine im Haushalt, kümmerte sich um die Kinder oder stopfte auch mal Strümpfe. Und aus dieser Zeit gibt es zahlreiche Briefe von und an ihren Verlobten Dietrich Bonhoeffer, ihren Verlobten.

Als sie von der schönen Osternacht in der Hauskapelle schwärmte, schrieb Bonhoeffer zurück, sie sollten lieber Juden verstecken. Aber das sah die Familie von Truchseß nicht als Beleidigung. Sie waren politisch ebenfalls gegen das NS-Regime.

Unter dem Titel "Brautzelle 92" sind 15 Briefe von Maria von Wedemeyer veröffentlicht. Aber auch im Gästebuch der Familie von Truchseß finden sich mehrere Einträge mit ihrer unverkennbaren Handschrift. "Man konnte sie nicht vergessen, denn sie war ein überzeugendes Weib mit enormem Esprit, Sexapeal und Geist", schwärmt Maximilian von Truchseß.

Und er erinnert sich auch gerne an die Zeit nach dem Krieg. Da lebte Maria von Wedemeyer in den USA, kehrte aber immer wieder gerne nach Bundorf zurück.

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