Eine neu gegründete Arbeitsgruppe in Bayreuth will sich unter anderem mit der bisher lückenhaften Aufarbeitung des Umgangs mit Sinti und Roma in der dortigen Stadtgesellschaft auseinandersetzen. Die Arbeitsgruppe wurde von der evangelischen Bayreuther Regionalbischöfin Dorothea Greiner und einer Expertenrunde aus den Bereichen Geschichte, Bildung, Kultur und Kirche eingesetzt, hieß es am Freitag. Die Arbeitsgruppe will sich vorrangig mit der Erinnerungskultur an kirchlichen Orten befassen.

Brüder wurden in Auschwitz ermordet

Zunächst will sich die Arbeitsgruppe mit den Grabstätten der beiden Sinti Max und Wilhelm Rose auf dem Bayreuther Stadtfriedhof beschäftigen, hieß es. Die beiden 1899 und 1901 geborenen Brüder wurden in der NS-Zeit nach Dachau deportiert und dort 1942 beziehungsweise 1943 ermordet. Auf dem Bayreuther Stadtfriedhof findet sich ihre Grabstätte.

Greiner betonte laut der Mitteilung die Bedeutung einer lebendigen Erinnerungskultur. Diese wolle einerseits einem "menschenfreundlichen Miteinander in der Gegenwart dienen" und schaue deshalb auf Vorbilder in der Vergangenheit. Sie stelle sich aber auch dem Gegenteil und zeige Beispiele ausgrenzenden, menschenverachtenden Denkens und Handelns wie eben in der NS-Zeit. Dies habe damals "sogar bis zur Vernichtung von Leben geführt" wie beim Brüderpaar Rose, sagte Greiner.

Vorurteile bis heute vorhanden

Die Erinnerung daran sei "notwendig, denn gruppenbezogene Vorurteile sind bis heute in der Gesellschaft vorhanden", so Greiner. Sie seien:

"umso gefährlicher, je weniger sie thematisiert und bearbeitet werden."

Die Arbeitsgruppe beginne "bei uns und unseren kirchlichen Erinnerungsorten". Sie sei eine Kooperation der Stadt, des Dekanats und des Kirchenkreises Bayreuth, des Bezirks Oberfranken und des Instituts für fränkische Landesgeschichte in Thurnau. Die Arbeitsgruppe will sich auch mit anderen Akteuren vernetzten, die im Bereich des Antiziganismus forschen, hieß es weiter.

Ausstellung über Sinti und Roma leihen: Gern gesehen

Wussten Sie, dass die meisten Sinti der christlichen Religion angehören und seit Generationen in Deutschland leben? Bislang gibt es meist nur wenig Kontakt zu Angehörigen dieser Minderheit. Das kann sich jetzt ändern. In dieser Ausstellung geben acht Sinti und Roma einen sehr persönlichen Einblick in ihr Leben und ihren Glauben. Und das Besondere ist, sie haben selbst an der Ausstellung mitgewirkt, der wir den Titel "Gern Gesehen" gegeben haben.

Die Ausstellung "Gern Gesehen" zeigt Momentaufnahmen von Menschen, die sich zur Minderheit der Sinti und Roma zugehörig fühlen, im Gespräch über ihr Leben und ihren Glauben. Die Ausstellung besteht aus 17 Tafeln im Format 80 x 60 cm inklusive Aufhängung. Sie wird in einer stabilen Transportkiste angeliefert. Über die Webseite ausstellung-leihen.de können Sie die Ausstellung direkt buchen.

"Gern Gesehen" ist ein Projekt der gemeinnützigen Organisation kairosis gUG und Andreas Tobias - gemeinsam mit Fabian Brüder, Christa Ada, Roy, Benjamin Adler, Angelika & Marco Höllenreiner, Uta Horstmann, Karl Schmidt, Mandy Berg, Toni Herzog.