Es gab jedoch diesen Unterschied:

Wenn er an das von der Welt dachte, vergnügte er sich sehr. Doch wann er dann aus Ermüdung davon abließ, fand er sich trocken und unzufrieden.

Und wenn er daran dachte, barfuß nach Jerusalem zu gehen und nur Kräuter zu essen und alle übrigen Strengheiten auszuführen, von denen er las, dass die Heiligen sie ausgeführt hatten, war er nicht nur getröstet, während er bei diesen Gedanken war, sondern blieb auch, nachdem er davon abgelassen hatte, zufrieden und froh.

Doch achtete er nicht darauf und verweilte nicht dabei, diesen Unterschied zu wägen, bis sich ihm einmal ein wenig die Augen öffneten und er begann, sich über diese Verschiedenheit zu wundern und über sie nachzudenken, da er durch Erfahrung erfasste, dass er von den einen Gedanken traurig blieb und von den anderen froh. (Bericht des Pilgers)

 

Wie schön, wenn man das sein kann: zufrieden und froh. Und zwar nicht nur für eine Viertelstunde, sondern dauernd. Aber ist das nicht furchtbar spießig? Ja, Zufriedenheit kann so etwas haben, etwas Behäbiges mit den Händen über dem Bauch. Dann ist die Zufriedenheit aber nicht mit Freude gekoppelt. Denn Freude will sich mitteilen. Freude ist etwas Aktives. Sie singt und springt.

Wer nur an die eigene Karriere denkt, wer den Erfolg allein am Materiellen misst, der wird vielleicht stolz auf sich selbst und selbstzufrieden, aber er wird nicht bleibend froh. Warum? Weil er unter seinen menschlichen Möglichkeiten bleibt. Ich kreise immer nur um mich und sehe immer nur mich.

Freude finde ich, wenn ich aus mir herausgehe, wenn ich mich verlasse und ganz beim anderen Menschen oder bei der Sache bin. Ein Musiker, der eins wird mit seinem Instrument, der ist glücklich. Ein Kind, das ein Bild malt und dem Opa schenkt, ist froh. Ein Handwerker, der sein Handwerk beherrscht, pfeift fröhlich, wenn er das Parkett verlegt.

Darum wurde Ignatius froh, als er während seiner Genesung auf seinem Schloss von Loyola davon träumte, wie die großen Heiligen zu leben. Und er blieb es auch, denn da war er nicht mehr nur bei sich, sondern auch beim Nächsten, bei Gott – und so wieder bei sich selbst. Eins mit sich. Er erkannte, dass diese Freude der Kompass zu Gott ist.

Die Exerzitien des Ignatius sind der Nachvollzug dieser Erfahrungen: Zeit der langen Weile und Stille, träumen und beten über sein Leben und dem Kompass "Freude" folgen.

So werde ich auf Dauer zufrieden und froh.

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