Pfarrer Norbert Roth leitet die Arbeitsgruppe "Geistliche Profilierung" innerhalb des Reformprozesses "Profil & Konzentration" (PuK). Insgesamt gibt es sechs Arbeitsgruppen mit jeweils rund zehn Mitgliedern. Wir haben nachgefragt, wie die AGs arbeiten und welche Themen besonders wichtig sind.

Wie ist Ihre Arbeitsgruppe bislang vorgegangen?

Mit dem Thema "Geistliche Profilierung" geht PuK neben allen notwenigen strukturellen Überlegungen auch in eine kritische und offene geistliche Selbstüberprüfung. Sie stellt sich der Frage, was heute der konkrete geistliche Auftrag an unsere und in unserer Kirche ist.

Die Kirche gibt es nicht zum Selbstzweck – sie dient, sie verkündigt, sie feiert und baut das "Wir" der christlichen Gemeinde, in der Menschen um Gottes Willen zusammen kommen. Die Arbeitsgruppe geht einen hörenden Prozess und versucht wahrzunehmen, was für ein Reichtum an spiritueller, geistlicher und theologischer Arbeit auf allen Ebenden der Landeskirche vor Augen steht. Um der Fülle aber auch der Relevanz gerecht zu bleiben, hat sich ein leistbares Aufgabenraster gegeben.

Wir denken über vier Themen nach:
a) Geistliche Orte,
b) Aus- und Fortbildung,
c) neue Berufsbilder und
d) Kasualpraxis.

Das Ziel ist es, aus der AG Impulse zu formulieren, die in unterschiedlichen Modi für die Gestaltung der Zukunft unserer Kirche in Gemeinde und Kirchenleitung furchtbar werden können.

Welche Themen diskutieren Sie?

Gegenwärtig beschäftigt uns die Frage nach dem Format und der sinnvollen Gestaltung der Ausbildung der kirchlichen Berufe. Für den Pfarrberuf zeigt es sich, dass sowohl die erste Ausbildungsphase (akademisches Studium) als auch die zweite (Vikariat) einer Reform bedürfen.

PuK denkt von einer wachsenden Kirche her. Expertisen, die im akademischen Studium erworben werden, befähigen jedoch nur eingeschränkt für diese Gestalt von Kirche. Das gilt im gleichem Maße für die pastorale Wirklichkeit und ihre Herausforderungen. Zwar wird eine umfassende Reform schon lange angemahnt und einige Erneuerungen sind bereits erfolgversprechend umgesetzt, aber der Prozess muss intensiv weitergehen.

Denn die Kirche ist nicht nur ein Arbeitgeber, sie ist nicht nur eine Institution und die Pfarrerinnen, Diakone und Religionspädagoginnen sind nicht deren Beamte  und Funktionäre.

Die Kirche ist eine Gemeinschaft aus Sündern, die aus der Rechtfertigung Gottes lebt. Sie braucht Menschen – ob ehrenamtlich oder hauptamtlich engagiert – die sich um Christus versammeln und auf ihn zählen, ihn verkündigen und mit ihren Gaben Gemeinde bauen. Diese Gaben gehören entdeckt, gehoben und gefördert!

Wo sieht Ihre Arbeitsgruppe die größten Herausforderungen im PuK-Prozess?

Ich glaube, dass die größte Herausforderung darin liegt, bestehende und gewohnte Strukturen sowohl gelten zu lassen als auch konstruktiv zu hinterfragen und gegebenenfalls zu verändern. Das gilt auch im Bereich des Geistlichen. PuK versucht in der gesamten Arbeit einen anderen Weg zu gehen als den, den wir in der Kirche meistens gewohnt sind. Das birgt Reibungspotential – aber auch große Chancen.

Denn aus Sicht der geistlichen Profilierung kann es nicht darum gehen, den Auftrag der Kirche in der Erhaltung ihrer Strukturen zu sehen, sondern darin, bewährt und innovativ öffentlich von Gott zu sprechen. Es bleibt die alte und immer wieder neue Aufgabe der Kirche, Menschen mit ihren heutigen Fragen, in ihren heutigen Lebenswelten, in ihren heutigen Bewertungsmustern, in ihrer heutigen Sprache, in ihrem So-Sein (das nicht nach unseren Strukturen fragt), mit dem heilsrelevanten Wort Gottes in Berührung zu bringen. Das ist nicht viel und das ist doch alles!

Kirchlicher Reformprozess: »Profil & Konzentration« (PUK)

Die bayerische Landeskirche hat 2016 mit einem umfassenden Reformprozess begonnen. Unter dem Titel »Profil und Konzentration« soll bis 2022 die Kirche grundlegend umstrukturiert werden. Das Sonntagsblatt begleitet den Prozess mit einer Artikelserie. Verlinken Sie uns: Alle Artikel zum Thema »Profil & Konzentration« finden Sie unter www.sonntagsblatt.de/puk

Schreiben Sie uns Ihre Meinung zum Reformprozess: online@epv.de