Aus gegebenem Anlass widmet sich diese Kolumne einem speziellen Familienverhältnis. Als Folge einer ausgefuchsten Heiratspolitik brachten es die europäischen Herrscherhäuser im Lauf der Jahrhunderte bekanntlich zu Verwandtschaftsstrukturen, in denen die jeweiligen Stammbäume quasi zu einem ganzen Stammwald heranwuchsen.

Wäre die Weltgeschichte im 20. Jahrhundert anders verlaufen, so würde die amtierende britische Königin Elizabeth II. vermutlich den Familiennamen "von Sachsen-Coburg und Gotha" tragen. Denn ihre Ur-Urgroßmutter Victoria, die 63 Jahre lang das Vereinigte Königreich regierte, war verheiratet mit ihrem deutschen Cousin, dem Coburger Prinzen Albert.

An ihn erinnert auf dem Coburger Marktplatz seit 1865 ein überlebensgroßes Denkmal, zu dessen Füßen am vergangenen Sonntag die frisch gegründete lokale Gruppe der Bürgerbewegung "Pulse of Europe" demonstrierte.

An diesem symbolträchtigen Ort erfuhr sie die spontane Unterstützung von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm – ein aufmunterndes Zeichen für die europäische Idee, die derzeit gegen Nationalpopulisten und Strukturkrisen ankämpfen muss. Der beschlossene und umstrittene Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union ist dafür das spektakulärste Beispiel.

Ein "Brexit" anderer, weil krimineller Art ereignete sich erst jüngst in Berlin. Aus einem Museum wurde dort Elizabeth II. entführt – in Gestalt einer sage und schreibe 100 Kilogramm schweren Goldmünze im Wert von 3,7 Millionen Euro, die als Zahlungsmittel denkbar ungeeignet ist.

Es wäre eine charmante Vorstellung, wenn es sich um eine Art "Geiselnahme" handeln würde mit der Forderung, den Brexit rückgängig zu machen. Aber dafür fehlt den Dieben wohl die kreative politische Fantasie.