Die einen tragen ihn als Silberschmuck um den Hals, andere kleben ihn – gerne in Regenbogenfarben – hinten aufs Auto: einen Fisch.

Das bedeutet dann irgendwie "Ich bin Christ, und dazu bekenne ich mich auch." Aber warum ausgerechnet ein Fisch und nicht das Kreuz?

Jesus hatte seinen Jüngern auferlegt, Menschenfischer zu werden. Zudem lud der Auferstandene seine Jünger zum Fischessen am See Genezareth ein.

Doch so leicht erschließt sich die Symbolik des Fischs im Christentum nicht. Sie ist auch ziemlich um die Ecke gedacht. Und hinter dieser Ecke liegt Griechenland. Fisch heißt auf Griechisch "Ichtys", und dieses Wort ist zugleich das Akronym von "Iesous Christos Theou Yios Soter" (Jesus, Christus, Gottes Sohn, Retter).

Das ist eine Art Mini-Glaubensbekenntnis: Ich glaube an Jesus Christus, den Sohn Gottes und Erlöser der Welt.

Christsein war jedoch lange Zeit verboten im Römischen Reich. Christen lebten im Untergrund, trafen sich heimlich und gaben sich untereinander mit einem Geheimzeichen zu erkennen, dessen Bedeutung sich Außenstehenden nicht ohne Weiteres erschloss – dem Fisch.

"Dazu zeichnete jemand eine gekrümmte Linie auf den Boden", schreibt die Theologin Heidi Rose, "die andere Person gab sich durch die Ergänzung des Gegenbogens als Mitchristin oder Mitchrist zu erkennen."

Und sie wurden immer mehr. Mit der Emanzipation der Christen in der Spätantike wurde die Versteckspielerei überflüssig. Der Fisch als ihr geheimes Symbol verschwand jahrhundertelang in der Versenkung.

Als Staatsreligion hatte das Christentum keine verschwörerischen Erkennungszeichen nur für Eingeweihte mehr nötig. Das Kreuz für Protestanten und das Kruzifix für Katholiken dominierten.

Bis der Fisch wieder Oberwasser bekam – als Aufkleber auf dem Auto.