Auf der Suche nach ewig gültiger Weisheit landet man in der Regel bei den alten Griechen oder Chinesen.

Oder den Bayern. Dem widerborstigen Grantler Gerhard Polt beispielsweise, der gerade 75 Jahre alt geworden ist (Herzlichen Glückwunsch nachträglich!) Ihm verdankt die deutsche Sprache so geniale Wortschöpfungen wie "Gedankenzuzler" oder "Kaulquappennummerierer". Oder beim Stammvater des hinterfotzigen Münchner Humors, Karl Valentin, aus dessen reichem Aphorismenschatz das (buchstäblich zeitlose) Zitat stammt: "Die Zukunft war früher auch besser."

Tatsächlich ist es tröstlich, sich bei Mit- und Vordenkern wie Polt und Valentin ein Rüstzeug fürs Leben zu holen. Ganze Generationen vor uns hatten ihre liebe Mühe mit ihrer persönlichen Gegenwart und verzweifelten am unausweichlichen Zusammenprall von Vergangenheit und Zukunft.

Höchste Gefahren für die Gesundheit fürchtete man im 19. Jahrhundert, als die ersten Eisenbahnzüge mit unvorstellbaren 30 Stundenkilometern durch die Lande schossen. Und ausgerechnet die gute alte Eisenbahn hat uns eine neue Schreckensvision beschert. "Deutsche Bahn will die Fahrkarte abschaffen" titelten jüngst die Zeitungen.

Es ist ja schon so viel verschwunden bei der Bahn: die dritte Klasse und die Bahnsteigkarte sind passé, Dampfloks und Salonwagen sind allenfalls bei Nostalgieveranstaltungen zu sehen. Und nun: Smartphone statt Fahrschein? Extra-Gebühr für ein Billett auf Papier?

Karl Valentin, sagt man, hatte Angst vor Autos, Flugzeugen – und der Eisenbahn. Schlimm genug, dass trotzdem ein ICE auf seinen Namen getauft wurde.

Seine Sketche gab es einst auf Schallplatte, die mit der Erfindung der CD quasi totgesagt wurde und gerade jetzt wieder eine Renaissance erlebt.

Vielleicht hat die Bahnfahrkarte ja doch noch eine Zukunft.