Jacqueline Flory leitet Zeltschule e.V., eine Organisation, die Kindern im syrisch-libanesischen Grenzgebiet Bildung ermöglicht. Auch wenn die Schulen nach dem dritten Corona-Lockdown wieder offen sind, sieht die Münchnerin die Lage der Flüchtlinge als aussichtslos an.

Keine Zukunft in Syrien

"Das syrische Volk braucht einen Regimewechsel", äußert sich Jacqueline Flory zu der festgefahrenen Situation nach zehn Jahren Bürgerkrieg. Fast alle Flüchtlinge im Grenzgebiet seien politisch verfolgt. Würden sie auf das von Präsident Assad kontrollierte Gebiet zurückkehren, würden sie sofort verhaftet werden, gibt sie zu bedenken. Viele der Menschen hätten in Syrien keine Zukunft, da ihr Besitz schon längst an regimetreue Anhänger übergeben worden sei.

Aber auch im Libanon seien die Menschen nicht willkommen, da sie in dem von Krisen geschüttelten Land als Konkurrenz um Arbeitsplätze wahrgenommen würden.

Zeltschule e.V. errichtet Schulen im Libanon

Flory versucht, den Familie in dieser Situation Hoffnung zu geben. 2016 gründete sie die erste "Zeltschule". Da das Errichten dauerhafter Gebäude in den libanesischen Lagern untersagt ist, muss der Unterricht in Zelten stattfinden.

Unterrichtet wird von syrischen Lehrkräften, die ebenfalls vor dem Bürgerkrieg geflohen sind. In drei Schichten kommen Kinder von fünf bis vierzehn Jahren, um vier Stunden Englisch, Mathematik, Arabisch und Naturwissenschaft zu lernen. Normalerweise müssten sie auf den Feldern arbeiten, um den Lebensunterhalt für die Familie zu bestreiten.

"Wir versorgen die Angehörigen mit Lebensmittel und Medikamenten, bezahlen Miete und Heizmaterial", erklärt Flory die zusätzlichen Aufgaben des Vereins.

Partnerschaft mit deutschen Schulen

Die Folgen der Explosion im Hafen von Beirut – der Staatsbankrott und die Hyperinflation – machten diese jedoch zu einem enormen Problem. Darum sei der Verein mehr denn je auf Spenden angewiesen. Zum Beispiel durch deutsche Partnerschulen.

"Die Schulkinder überlegen sich gemeinsam einen Tier-Namen für die neuen Zeltschulen", erläutert die ausgebildete Dolmetscherin. Giraffen, Elefanten oder Krokodile verbinden die Kinder in Deutschland und im Libanon über Landesgrenzen hinweg. Mittlerweile gibt es schon 34 solcher Schulen im Gebiet der Bekaa-Ebene. Über 24.000 Flüchtlinge erhalten so Lebensmittel, Winterkleidung und Bildung.

Syrische Flüchtlinge bekommen Unterstützung

Ein besonderes Augenmerk legt der Verein auf die Förderung von Frauen. In dem im März erscheinenden Buch "Invicta – Feministisches (Über-)Leben auf der Flucht" stellt sie 43 Schicksale von Mädchen und Frauen aus den Camps vor. Die Erlöse fließen in das Förderprogramm, das Alphabetisierungskurse für Frauen, Hochschulabschlüsse für Mädchen sowie Beratungs- und Aufklärungsangebote für Jugendliche anbietet.

Unterstützung erhält das Projekt durch Bundesentwicklungsminister Gerd Müller und Bundesfamilienministerin Franziska Giffey, aber auch Prominente wie Robert Lewandowski, Veronica Ferres, Michael "Bully" Herbig oder Jörg Pilawa.