In Deutschland insgesamt waren es knapp 1,1 Millionen Menschen, die Grundsicherung bezogen, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Dies waren bundesweit etwa 14.000 Leistungsempfänger (1,3 Prozent) mehr als im Dezember 2019.

Die Grünen-Fraktion im bayerischen Landtag betonte, dass es in Bayern Handlungsbedarf gebe in Sachen Altersarmut. Auch der Sozialverband VdK zeigte sich besorgt.

Grundsicherung im Alter

Leistungsberechtigt für Grundsicherung sind Erwachsene, die dauerhaft voll erwerbsgemindert sind oder die Altersgrenze nach dem Sozialgesetzbuch XII erreicht haben und ihren Lebensunterhalt nicht aus eigenem Einkommen und Vermögen sicherstellen können.

56,6 Prozent - in absoluten Zahlen: 71.785 - der bayerischen Empfängerinnen und Empfänger von Grundsicherung erhielten dabei Grundsicherung im Alter. Damit lag die Altersarmut höher als im bundesweiten Schnitt: Deutschlandweit waren lediglich 51,3 Prozent der Grundsicherungs-Empfänger über der Altersgrenze. In Bayern waren mehr als die Hälfte (56,3 Prozent) der Empfänger von Grundsicherung im Alter Frauen (bundesweit: 55,8 Prozent).

43,4 Prozent der bayerischen Grundsicherungs-Empfänger (bundesweit: 48,7 Prozent) hatten ein Alter zwischen 18 Jahren und der Altersgrenze aus SGB XII. Sie erhielten die Leistung aufgrund einer dauerhaft vollen Erwerbsminderung. Das bedeute, dass sie aufgrund einer Krankheit oder Behinderung für einen nicht absehbaren Zeitraum täglich keine drei Stunden unter den üblichen Bedingungen des allgemeinen Arbeitsmarktes erwerbstätig sein konnten.

Absolute Zahlen: Altersarmut in Bayern

Bayern als zweit-bevölkerungsreichstes Bundesland (13 Millionen Einwohner) nahm bei der absoluten Zahl an Grundsicherungs-Empfängern den zweiten Platz ein, gleich nach dem bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen (18 Millionen Einwohner) mit 285.550 Leistungsbeziehern. Überdurchschnittlich weit vorne lag Nordrhein-Westfalen bei der Grundsicherung im Alter mit 155.300 Empfängern.

Die Grünen-Fraktion im bayerischen Landtag kritisierte, dass auch im Freistaat immer mehr Menschen auf eine Grundsicherung im Alter angewiesen seien. Seit zehn Jahren gehe der Trend nach oben: 2010 bezogen erst rund 52.400 Bayern Grundsicherung im Alter, die Zahlen von 2020 bedeuten eine Steigerung um 37 Prozent.

"Wir haben es hier schlichtweg mit Altersarmut zu tun, denn die Grundsicherung im Alter reicht vielerorts nicht, um über die Runden zu kommen", sagte die Grünen-Abgeordnete Kerstin Celina.

Zwar sank die Zahl seit 2019 um absolut 210 Leistungsempfänger, doch dies sei keine Trendumkehr.

Besonderer Handlungsbedarf in Bayern?

Den Grünen zufolge zeigt auch der Vergleich zu anderen Bundesländern, dass es in Bayern "besonderen Handlungsbedarf" gebe. So habe etwa Baden-Württemberg trotz vergleichbarer Einwohnerzahlen (rund 11 Millionen) mit 54.900 Empfängern von Grundsicherung im Alter deutlich weniger als Bayern.

Wer im Alter arm ist, sei tendenziell stärker isoliert und einem höheren Risiko ausgesetzt, psychisch zu erkranken, betonte Celina. Eine aktuelle Antwort der Staatsregierung auf eine Grünen-Anfrage ergab, dass die Zahl der Patienten mit ärztlich diagnostizierten Depressionen insbesondere in der Altersgruppe 60 plus stark gestiegen ist: Wurde 2011 erst bei rund 447.000 älteren Menschen eine Depression diagnostiziert, waren es 2019 rund 558.000 und in den ersten drei Quartalen 2020 bereits 538.000.

Höhere Dunkelziffer - Altersarmut in Bayern

VdK-Vorsitzende Verena Bentele zeigte sich besorgt, dass immer mehr Rentnerinnen und Rentner auf Grundsicherung angewiesen sind. Der Verband geht von einer weit höheren Dunkelziffer aus: Geschätzt mindestens 60 Prozent der Rentner, die einen Anspruch auf Grundsicherung haben, stellten gar keinen Antrag - aus Unkenntnis oder Scham. Der VdK forderte, den Zugang zur Grundsicherung zu erleichtern und die Corona-Sonderregelungen beizubehalten.

Die Altersgrenze für Grundsicherung im Alter laut SGB XII erreichten vor dem Jahr 1947 geborene Personen mit 65 Jahren. Für 1947 und später Geborene wird die Altersgrenze seit dem Jahr 2012 schrittweise auf 67 Jahre angehoben. Im Dezember 2020 lag sie den Angaben zufolge bei 65 Jahren und 9 Monaten.