Geduld gegenüber Mitmenschen - Römer 5, 15; Galater 5, 22; 1 Thessalonicher 5, 14

Warum Geduld wichtig und nötig ist? Weil das Zusammenleben mit anderen Menschen oft anstrengend ist. Darum sind Nachsicht, Geduld und Toleranz Grundpfeiler des gottgewollten menschlichen Miteinanders. Leicht gesagt, oft schwer getan. Warum sonst mahnt Apostel Paulus immer wieder die Menschen, geduldig zu sein?! "Seid geduldig gegen jedermann", fordert er die Christen in Thessalonich auf und bittet an anderer Stelle: "Der Gott aber der Geduld und des Trostes gebe euch, dass ihr einträchtig gesinnt seid untereinander, Christus Jesus gemäß." Geduld ist Paulus zufolge eine "Frucht des Geistes", gleichwertig mit "Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue".

"Wir ermahnen euch aber, liebe Brüder: Weist die Unordentlichen zurecht, tröstet die Kleinmütigen, tragt die Schwachen, seid geduldig gegen jedermann." (1 Thessalonicher 5, 14)

Geduld gegenüber Eltern - Sirach 3, 9; 7, 30

Kinder sollen ihre Eltern ehren, verlangt das vierte Gebot. Wie das zu erfüllen ist, fragen sich viele Kinder, gleich welchen Alters. Der Weisheitslehrer Jesus Sirach konkretisiert: Es gehört viel Geduld dazu, in guter, gottgewollter Weise mit seinen Eltern umzugehen. Sollte es Kindern an Geduld mangeln, rät er: "Denke daran, dass du von deinen Eltern das Leben hast!"

"Ehre Vater und Mutter mit der Tat und mit Worten und mit aller Geduld." (Sirach 3, 9)

Tobias und Hiob - Hiob; Tobias 1-3; Jakobus 5, 11

Zwei Vorbilder ragen aus dem Heer der geduldigen biblischen Gestalten heraus. Die erste: Hiob. Der überaus fromme Mann musste Krankheiten, Trauer und Armut ertragen, seine gesamte Existenz bricht zusammen. Zwar kommen ihm in dieser Situation auch Zweifel, er fragt: "Welches Ende wartet auf mich, dass ich geduldig sein sollte?" Dennoch behält er den Glauben daran, dass Gott es gut meint mit ihm. Auch in neutestamentlicher Zeit gilt Hiob als großes Vorbild: "Von der Geduld Hiobs habt ihr gehört und habt gesehen, zu welchem Ende es der Herr geführt hat; denn der Herr ist barmherzig und ein Erbarmer." Das zweite biblische Vorbild ist der alte Tobias, ebenfalls ein Mann ohne Fehl und Tadel. Ausgerechnet eine Schwalbe führt ihn ins Leid: Sie ließ Kot fallen, der in Tobias' Auge landete, "davon wurde er blind." Der Sinn dieser Geschichte: "Diese Prüfung aber ließ Gott über ihn kommen, damit die Nachwelt an ihm ein Beispiel der Geduld hätte wie an dem heiligen Hiob." Allen Anfechtungen zum Trotz bleibt auch Tobias seinem Gott treu und wird schließlich geheilt.

"Siehe, wir preisen selig, die erduldet haben." (Jakobus 5, 11)

Gottes (Un-)Geduld mit den Menschen - 1 Mose 8, 21f; Sirach 18, 9; Psalm 103, 8; Sprüche 3, 11; Gebet Manasses 7; Römer 2, 4

Die Menschen stellen Gott vor übergroße Geduldsproben: Er schenkt ihnen das Leben, fördert sie, wo er kann - und dennoch wenden sich so viele vom Glauben an ihn ab. Er soll Geduld mit Adam und Eva aufbringen, die sein Gebot missachtet haben; mit Kain, der seinen Bruder erschlägt; mit den Königen seines Volkes Israel, die in Sünde leben; mit seinem Volk, das Götzen und goldene Kälber anbeten; schließlich soll er Geduld mit den Menschen aufbringen, die seinen eigenen Sohn töten. In diesen Situationen geduldig zu bleiben ist viel verlangt. Meist schafft er es - und legt damit eine verlässliche Grundlage für das Verhältnis zu den Menschen. "Gott hat Geduld mit den Menschen und schüttet seine Barmherzigkeit über sie aus." Was übrigens schon Mose erkannte, der Gott als "barmherzig und gnädig und geduldig" bezeichnete. Wer Gottes Geduld infrage stellt, gar verachtet, soll sich Paulus zufolge fragen: "Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte zur Buße leitet?" Der Apostel kennt die Prüfungen, die Gott den Menschen auferlegt, kennt wahrscheinlich auch den alten Spruch: "Verwirf die Zucht des Herrn nicht und sei nicht ungeduldig, wenn er dich zurechtweist!" Bisweilen überstrapazieren die Menschen Gottes Geduld underleb(t)en seine impulsive, ungeduldige Seite. Zum Beispiel in biblischen Urzeiten, als er zur Strafe für die Sünden der Menschen eine todbringende Sintflut schickt. Danach erschrickt er selbst über seine Ungeduld und gelobt, künftig geduldiger zu sein: "Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen." Aus diesem Grund lobt der Psalmist: "Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte."

"Du bist der Herr, der Allerhöchste über dem ganzen Erdkreis, von großer Geduld und sehr gnädig, und du bestrafst die Menschen nicht gern." (Gebet Manasses 7)

Geduld in Bedrängnis - Judit 8, 22; Römer 5, 3f.; 12, 12

Zu allen Zeiten mach(t)en Menschen die Erfahrung: Gottgefällig zu leben kann auch in Bedrängnis führen. Die Bibel gibt Hinweise, wie Gläubige mit dieser Situation umgehen können. Judit zum Beispiel, eine fromme Witwe, appellierte an ihr Volk: "Lasst uns nicht ungeduldig werden in diesem Leiden, sondern erkennen, dass es eine viel geringere Strafe ist, als wir mit unsern Sünden verdienen." Lax formuliert spiegelt das die Einstellung: "Sie zufrieden, es könnte auch schlimmer kommen…" Die ersten Christen waren besonders vielen Bedrängnissen ausgesetzt. Apostel Paulus versucht zu trösten, indem er deren Lerneffekt hervorkehrt: "Wir rühmen uns auch der Bedrängnisse, weil wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt." Das geduldige Ertragen widriger Umstände führt so zur Hoffnung. Deshalb fordert Paulus seine Glaubensgeschwister in Rom auf: "Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet."

"In allem erweisen wir uns als Diener Gottes: in großer Geduld, in Trübsalen, in Nöten, in Ängsten." (2 Korinter 6, 4)

Geduldig warten auf den Jüngsten Tag - Jakobus 5, 7f.; Offenbarung 2, 2; 3, 10

Eigentlich ist die Geduld, die die Bibel den Menschen empfiehlt, zielgerichtet. Darauf, dass am Ende aller Zeiten das Sehnsuchtsziel, auf das man oft ungeduldig wartet, erreicht wird. "Seid geduldig und stärkt eure Herzen; denn das Kommen des Herrn ist nahe", heißt es im Jakobusbrief. In der Offenbarung, dem letzten Buch der Bibel, sagt Gott: "Ich kenne deine Werke und deine Mühsal und deine Geduld." Er verheißt dem Seher Johannes: "Weil du mein Wort von der Geduld bewahrt hast, will auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung." Geduld zahlt sich also in den apokalyptischen Wirren des Jüngsten Gerichts aus.

"So seid nun geduldig, liebe Brüder, bis zum Kommen des Herrn." (Jakobus 5, 7)