Hans Stiegler überlegt einen Moment, dann schmunzelt der Ansbacher Dekan: "In meiner Berufsbiografie war das Amt des Dekans nie eingeplant." Bereits seit 2006 allerdings hat er diese Funktion im großen Dekanat Ansbach inne, davor war er Dekan im deutlich kleineren Leutershausen. Nun geht Stiegler, der auch theologischer Vizepräsident der evangelischen Landessynode ist, als Dekan und Pfarrer in den Ruhestand. Verabschiedet wird er am 30. April in der Ansbacher St. Johanniskirche mit einer Abendandacht um 18 Uhr. Schlicht und direkt, ohne Tamtam. So wie Stiegler selbst.

In Stieglers Ansbacher Jahre fielen viele große Veränderungen. Etwa die letzte große Landesstellenplanung vor rund zehn Jahren. Selbst im westmittelfränkischen evangelischen Kernland mussten Stellen eingespart und Doppelstrukturen beseitigt werden. Eines der herausforderndsten Projekte dürfte dabei die Pfarreienbildung von St. Johannis und St. Gumbertus in der Ansbacher Innenstadt gewesen sein. Die imposanten Kirchen stehen nur gut 150 Meter auseinander - doch die Gemeinden trennten 2006 noch Welten. "Wir sind heute auf einem sehr guten Weg", sagt Stiegler.

Eine herausfordernde Berufswelt

Der 63-Jährige gilt als ausgleichend. Theologisch bodenständig bis konservativ und immer an den biblischen Werten orientiert, geht Stiegler auch auf Kritiker zu. In der Landessynode hat er sich mit dieser Art großen Respekt erarbeitet. So wie mit St. Johannis und St. Gumbertus: "Wenn wir uns als Ergänzung sehen, dann wird es gut", lautet das Stiegler'sche Credo. Kirche funktioniert "nicht in Abgrenzung", sagt er gerne. Dieses Vereinende hat ihm gerade auch in seiner Ansbacher Anfangszeit geholfen - das Dekanat galt damals aus verschiedenen Gründen als nicht einfach zu führen.

Dass er einst vom kleinen Dekanat Leutershausen ins "große Ansbach" wollte, "davon kann keine Rede sein". Vielmehr war es der damalige Ansbach-Würzburger Regionalbischof und spätere Personalchef der Landeskirche, Helmut Völkel, der Stiegler - und vor allem dessen Familie - mehr oder weniger zu diesem Wechsel überredete. "Ich habe es nicht bereut", betont Stiegler. Die erste Zeit war aber herausfordernd. In Leutershausen war er "vor allem Pfarrer", in Ansbach der Chef mit zig Arbeitsfeldern: "Diakonisches Werk, Gesamtkirchenverwaltung, Evangelische Schule,..."

Nicht alles klappte wie geplant

Stiegler sagt, er blickt dankbar auf seine Zeit in Ansbach zurück. Auch, wenn nicht alles klappte, was er sich vorgenommen hat. So sei es ihm "leider nicht gelungen", die kirchliche Familienarbeit in den beiden Innenstadtgemeinden neu aufzubauen. "Vor einigen Jahren sind ein paar Familien mit dem Wunsch zu mir gekommen, dass wir gemeinsam ein Gottesdienstangebot auf die Beine stellen sollen, in dem sie sich auch wiederfinden", erinnert sich Stiegler. Aus dem Plan wurde nichts, die Bedenkenträger waren damals in der Überzahl, die Familien sich heute freikirchlich orientiert.

Dass Menschen der Kirche den Rücken kehren, das treibt Stiegler als Pfarrer, Dekan und Vize-Synodalpräsident seit Jahren um. Er wirbt dafür, genauer auf das "Warum" zu schauen, anstatt diesen Aderlass an Mitgliedern weiter schweigend hinzunehmen. Durch seine Synodalarbeit habe er nicht bloß bei diesem Thema "einen weiteren Horizont" bekommen - und zugleich auch den Eindruck gewonnen, dass das Leben und Wirken so mancher Synodaler auf kirchenleitender Ebene "weit weg von der Gemeindebasis" ist. Als Fürsprecher der Gemeinden sieht er sich auch weiterhin.

Vertretungen trotz Ruhestand 

Offiziell in den Ruhestand geht Stiegler erst zum 1. Juli, sein vermutlich letzter Arbeitstag wird wegen Resturlaub & Co. aber bereits der 8. Mai sein. Stiegler, der er schon seit einigen Jahren wegen gesundheitlicher Probleme seiner Frau nicht mehr in der Stadt sondern auf dem Land bei Leutershausen lebt, wird auch nach seinem Dienstende in der Region bleiben. "Fahrradfahren, am Haus arbeiten, die sechs Enkelkinder betreuen", fasst er seine Pläne für den Ruhestand zusammen. Er lebe "in der fränkischen Toskana", es gebe für ihn kein schöneres Fleckchen Erde.

Regionalbischöfin Gisela Bornowski würdigt Stieglers "hohe Kommunikations- und Integrationsfähigkeit". Er sei trotz seiner vielen Leitungsaufgaben immer nah an den Menschen geblieben und setze sich für eine "missionarische Kirche mit klarem Profil ein". Dass Stiegler auch als Ruheständler gebraucht wird, steht außerfrage. Stiegler bleibt diese Wahlperiode noch Mitglied und Vize-Präsident der Landessynode: "Aber danach ist Schluss." Und für etwaige Vertretungen stehe er freilich zur Verfügung. "Aber erst nach einem halben Jahr Karenzzeit", sagt er - und schmunzelt.