Es ist Dienstagnachmittag. Die tiefstehende Sonne taucht den Gemeinschaftsraum in der Baierbrunner Straße in warmes Licht. Es geht geschäftig zu in der Flüchtlingsunterkunft: Während die einen noch Tische und Stühle herbeitragen, packen die anderen bereits Nähmaschinen aus. Es werden Stoffe ausgebreitet, Garn eingefädelt und schon sitzen alle sechs Teilnehmerinnen vor den Nähmaschinen. Ob Vorhang oder Kopfkissen, Kleid oder Rock – woran die Frauen arbeiten möchten, bleibt ihnen selbst überlassen.

Mireille ist konzentriert bei der Sache: Heute ist die Kongolesin zum dritten Mal dabei und arbeitet an einem Stoffgürtel mit Gummibund. Vor drei Jahren haben Gudrun Hain und Mandy Götz den "Nähkreis" gegründet. Immer dienstags von 17 bis 19 Uhr treffen sie sich mit Geflüchteten, um zu nähen. Damals, noch in der Schertlinstraße, begannen sie ihr Projekt mit einem Materialschrank und zwei Nähmaschinen.

Mireille beim Nähkreis der Inneren Mission München
Die Stunden mit der eigenen Näharbeit schenken Frauen wie Mireille Abwechslung und Gemeinschaft.

Nähkreis Obersendling erhält Stoffspenden von Herstellern und Privatleuten

Seitdem hat sich viel getan. Die kleine Nähstube ist umgezogen und dank diverser Spenden sind aus zwei mittlerweile sechs Nähmaschinen geworden. Auch die Materialien konnten die Frauen aufstocken – erst kürzlich haben Textilhersteller wieder ein paar hochwertige Stoffrollen gespendet. "Auch kleinere Spenden von Privatleuten helfen uns weiter", sagt Hain.

Das Schönste an ihrem Angebot ist für Götz jedoch, dass es mal nicht um Probleme gehe, "sondern um viele kleine Erfolge, die wir mit den geflüchteten Frauen feiern dürfen". Das gemeinsame Arbeiten, Lernen und einander Helfen biete den Teilnehmerinnen einen entspannten und zwanglosen Rahmen, in dem sie sich vorurteilsfrei und offen näherkommen können.

Da der Nähkreis von den Bewohnern der Flüchtlingsunterkunft gut angenommen wird, wollen ihn die Projektleiterinnen künftig noch an einem weiteren Wochentag anbieten. Doch dafür brauchen sie noch weitere helfende Hände. Das muss nicht unbedingt eine Schneiderin sein. Besonders wäre dem Nähkreis geholfen, wenn sich jemand fände, "der die Nähmaschinen inspizieren und warten kann", erzählt Hain. Auch Freiwillige, die auf die Kinder aufpassen oder einfach mitnähen, wären eine große Hilfe.

Nähkreis in der Flüchtlingsunterkunft Obersendling
Auch die Kinder verfolgen neugierig das Rattern der Maschinen.

Nähkreis in München sucht Ehrenamtliche

Wer sich für eine ehrenamtliche Mitarbeit beim Nähkreis in der Flüchtlingsunterkunft Obersendling in München interessiert, kann sich für nähere Inofs bei der Ehrenamtskoordination der Inneren Mission melden: Tel. (089) 12 69 91-5107.