Regionalbischöfin predigt

Es war der 3. März 1721, ein Sonntag, als der Barockbau der Erlanger Dreifaltigkeitskirche eingeweiht wurde, der erste Sonntag der Passionszeit "Invokavit". Dieser Tag fällt heuer auf den 21. Februar, den kommenden Sonntag, an dem die Nürnberger Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern kommt und das erste Mal in diesem Jahr wieder öffentlich in der Kirche gepredigt wird. Wegen Corona fanden seit dem 4. Advent keine Gottesdienste statt.

Kirchenführer, Kunstwerke, Orgel

Dagmar Fischer hatte sich das Jubiläumsjahr und die damit verbundenen Feierlichkeiten und Veranstaltungen ganz anders vorgestellt. "Es geht derzeit leider nicht viel", meint die stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstands der 2.600-Seelen-Gemeinde im Zentrum Erlangens. Immerhin wurde der neue Kirchenführer fertiggestellt - ein kleines, bild- und textreiches Heft, das die facettenreiche Geschichte des ältesten Kirchenstandortes der Stadt schildert und auch Lust darauf macht, die Kunstwerke, die imposante Orgel und die benachbarte St. Martinskirche auf dem Friedhof näher zu inspizieren.

Rätselhafte Schnitzfiguren

Der schmuckvolle Kanzelaltar vor dem östlichen Fenster des Chorraums ist Fischers Lieblingsort in der rund 1.000 Personen fassenden Kirche. Er erinnert sie an die Jugend in Maroldsweisach, wo sie aufgewachsen ist und wo auch eine Markgrafenkirche steht. Daneben stehen auf einem Wandregal fünf spätgotische Schnitzfiguren, die auch heute noch Rätsel aufgeben. "Wahrscheinlich gehörten sie schon zur Einrichtung der Vorgängerkirche", erklärt Pfarrer Peter Baumann.

Reformation, Großbrand, Neubau

Erstmals urkundlich erwähnt wurde diese zum Bistum Bamberg gehörende Marienkapelle im Jahr 1288 als Bau inmitten des Friedhofs. 1528 wurde Erlangen evangelisch, die Kirche aber im Dreißigjährigen Krieg 1632 niedergebrannt. Erst 1655 wurde sie wieder aufgebaut und der Heiligen Dreifaltigkeit gewidmet, im Jahr 1706 beim großen Altstadtbrand von Erlangen aber dann völlig zerstört. Wie schon nach dem ersten Brand, wich die Gemeinde nach St. Martin aus und baute ab 1709 eine neue Dreifaltigkeitskirche.

Berühmter Bach-Chor

Bereits in den Jahren 1960/61 kam die große Walcker-Orgel in die Kirche, womit eine langjährige musikalische Tradition ihren Anfang nahm. Frieder Hofmann, Vater des heutigen Kirchenmusikdirektors Wieland Hofmann, gründete den Bach-Verein mit seinem Bach-Chor, der heute rund 120 Mitglieder zählt und ein kirchenmusikalisches Aushängeschild für die ganze Region ist.

Professionelle Video-Aufzeichnungen

Wenn am 21. Februar um 9.20 Uhr der Live-Stream des Jubiläumsgottesdienstes beginnt, ist der Chor mit einem nach Corona-Regeln konformen, zehnköpfigen Ensemble dabei. Schon seit vergangenem Jahr werden regelmäßig Andachten aufgezeichnet oder live gesendet, die Gemeinde hat hierfür ein professionelles Video-Team beauftragt. "Wir müssen ja irgendwie präsent bleiben", sagt Peter Baumann.

Offene Kirche

In der Innenstadt ist die Altstädter Kirche präsent, nicht nur wegen der prominenten Lage. Sie ist hier auch die einzige Kirche, die tagsüber geöffnet hat. Viele Spontanbesucher und Touristen kennen das Haus aber auch von der legendären Erlanger Berg-Kirchweih. Seit 1755 kommen zum zwölftägigen Volksfest Besucher aus allen Himmelsrichtungen. Ursprünglich, um das Patrozinium der Dreifaltigkeitskirche zu feiern.

Die regelmäßig rund 1,3 Millionen Gäste sind zwar wahrscheinlich eher wegen des Biers und der anderen Attraktionen hier, der zentrale Gottesdienst findet aber nach wie vor in der Kirche statt. "Wer zuerst da ist, hat sich gleich einen guten Platz gesichert", lacht Baumann. Ob die Berg-Kirchweih im Jahr 2021 wieder steigen kann, das ist heute noch unsicher.