Geboren wurde Daniel Städtler in der Nähe von Eckental und absolvierte dort auch seine Schulzeit. Er wuchs in einem typischen Arbeiterhaushalt auf, in dem Kirche kaum eine Rolle gespielt hatte. Als dann eine Einladung für die Anmeldung zum Konfirmandenunterricht ins Haus flatterte, war für Daniel klar, dass er da nicht mitmachen wollte, und er trat kurzerhand aus der Kirche aus.

"Ich wollte damals vielleicht auch etwas provozieren", erinnert sich Daniel Städtler heute, "ich habe mich auch gefragt, wie man an so etwas glauben kann, aber in Wirklichkeit hatte ich einfach keine Ahnung von der Materie." Doch es kam alles ganz anders. Nach vier Jahren "erwischte" er sich selbst beim Beten und das sollte schließlich sowohl sein Leben als auch seine Einstellung zu Gott, dem Glauben und der Kirche völlig auf den Kopf stellen. Er vertraute sich dem zuständigen Gemeindepfarrer an, der seine Erfahrungen, aber auch seine Anfragen und seine Kritik ernst nahm und versuchte, ihm eine Antwort zu geben.

"Da hat sich Gott in mein Leben gedrängt"

Mit 18 trat Daniel wieder in die Kirche ein und engagierte sich sogar in der örtlichen Kirchengemeinde. "Da hat sich Gott in mein Leben gedrängt", ist sich der Pfarrer heute sicher, "es war schön, sich in die Gemeindearbeit einzubringen, aber irgendwie auch ein bisschen seltsam, weil mir eben die kirchliche Sozialisation fehlte und man so auch leicht zum Außenseiter wurde, der vieles hinterfragt."

Nach seiner Schulzeit begann Daniel Städtler in Erlangen mit dem Theologiestudium – er wollte einfach mehr wissen von Gott und dem Glauben. Dass er Pfarrer werden möchte, wurde ihm erst im Laufe seines Studiums klar. Das Vikariat absolvierte er in Herzogenaurach und trat 2017 seine jetzige Stelle in Wonsees an.

Predigt als Podcast

Seine Leidenschaft für das Internet entdeckte der junge Pfarrer erst vor einigen Wochen. "An einem Tag habe ich mich einfach entschieden, Influencer zu werden", erzählt Städtler lachend, "und so habe ich angefangen, meine Predigten für verschiedene Podcast-Kanäle aufzunehmen. Ich denke, die Podcasts hören sich die Leute eher mal an, als Predigten auf Gemeinde-Homepages zu lesen."

Den Anstoß gab indirekt ein Besuch bei einer guten Freundin, die ihm erzählte, dass es ausgerechnet Influencer waren, die sie dazu gebracht hätten, sich vegan zu ernähren. Und der Geistliche ist sich sicher: Die Zielgruppe für seine Podcasts könnten vor allem junge Leute sein, die zwar interessiert sind, aber nicht in die Kirche gehen, vielleicht aber auch ältere Menschen, die gesundheitlich oft nicht mehr in der Lage sind, einen Gottesdienst zu besuchen.

"Der christliche Glaube lebt eben von der Gemeinschaft"

Die Hauptplattform ist für ihn Instagram. Dort hat er bereits mehr als 200 Abonnenten, vor allem bei den unter 35-Jährigen: "Ich hoffe, dass ich irgendwann die 1.000 oder auch die 10.000 knacke." Dass dadurch mehr junge Leute den Weg in die Kirche finden, hält Daniel Städtler allerdings für illusorisch. "Ich mache halt einfach ein Angebot", sagt er, "und die, die es gut finden, werden sich die Podcasts anhören." Doch das ist noch lange nicht alles, denn der internetbegeisterte Pfarrer tummelt sich nicht nur auf Podcast-Kanälen, sondern auch auf YouTube und dreht selbst Videos zu Themen, die ihm wichtig sind und die Leute bewegen. Da finden sich Themen wie "Hat Jesus wirklich gelebt?" ebenso wie die Bereiche Esoterik und Live-Coaching.

In seinen Videos setzt er sich aber auch mit den Vorurteilen und kritischen Anfragen auseinander, die ihn als Jugendlicher selbst umgetrieben hatten. Eines ist Städtler bei alledem wichtig: Er möchte in erster Linie Übersetzungsarbeit leisten und sich nicht neue Antworten ausdenken. Es gebe Antworten im christlichen Glauben, mit denen man sich auseinandersetzen könne, und die Theologen früher seien schließlich klug gewesen. "Wir Christen haben einen großen Schatz, nur das Bewusstsein dafür ist uns etwas abhandengekommen", sagt Städtler. Er plädiert dafür, dass mehr Pfarrer das Netz und die sozialen Medien nutzen, um mehr Vielfalt zu erreichen, und dass die Kirche auch an die Öffentlichkeitsarbeit denken solle.

Doch bei aller Arbeit auf YouTube und den Podcast-Kanälen hält der "Herr Pfarrer" an dem Wert der Ortsgemeinde fest, denn "der christliche Glaube lebt eben von der Gemeinschaft".