Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) erteilte dem Anliegen der Demonstranten eine Absage. Er wolle nicht "für Symbolpolitik in Anspruch genommen werden", sagte Gribl bei der Eröffnung der Friedenstafel. Die Initiative "Sicherer Hafen" ziele auf Nichteinhaltung und Veränderung der geltenden Asyl- und Aufenthaltsgesetze ab. "Das kann eine Kommune nicht mitmachen", betonte der Oberbürgermeister, der auch Vorsitzender des Bayerischen Städtetages ist.

Schon im Vorfeld des Friedensfestes hatte die Organisation "Seebrücke" zusammen mit dem Augsburger Flüchtlingsrat und 26 weiteren Gruppierungen die Stadt in einem offenen Brief dazu aufgefordert, sich dem Bündnis "Städte sicherer Häfen" anzuschließen. Augsburg als Friedensstadt solle damit die Bereitschaft zeigen, Flüchtlinge, die aus Seenot gerettet werden, aufzunehmen.

Dem Bündnis gehören nach Angaben der Initiatoren derzeit rund 80 deutsche Städte an, davon neun in Bayern: Aschaffenburg, Bamberg, Erlangen, Fürth, München, Nürnberg, Passau, Regensburg und Würzburg.

Oberbürgermeister Gribl erinnerte daran, dass der Augsburger Stadtrat es bereits abgelehnt hatte, sich dem Bündnis anzuschließen. Die Stadträte hätten dabei eine weitreichende Erklärung für die Aufnahme und Integration von Menschen abgegeben: "Wir leisten bestmögliche Integrationsarbeit", sagte Gribl. Geltendes Asyl- und Aufenthaltsrecht zu verändern liege jedoch "außerhalb kommunaler Zuständigkeit und Befugnis".

Die Vertreterin der Organisation "Seebrücke", Andrea Finkel, verwies dagegen gegenüber dem Evangelischen Pressedienst epd darauf, dass Kommunen Flüchtlinge aus humanitären Gründen auch über geltende Bestimmungen hinaus aufnehmen könnten. "Es gibt kommunale Spielräume", sagte Finkel. "Wir bitten darum, sie auszuschöpfen." Friedrich Reich von der Organisation "ResQship" kündigte an, mit der Stadt weitere Gespräche über einen Beitritt zu dem Bündnis führen zu wollen. "Wir lassen nicht locker", sagte Reich.

Das Augsburger Friedensfest war mit einem Festgottesdienst am Vormittag eröffnet worden. Dabei hatte der Würzburger Theologe Matthias Türk die Kirchen zur Zuversicht mit Blick auf die Ökumene aufgefordert. "Mehr denn je brauchen wir einen neuen ökumenischen Optimismus", sagte Türk in der evangelischen Kirche St. Anna. Der katholische Theologe erinnerte daran, dass in den letzten 50 Jahren "mehr an Gemeinsamkeit gewachsen ist, als in den fünf Jahrhunderten zuvor seit der Reformation".

Das Bemühen um die Einheit der Christen "sei ein herausragender Weg zum Frieden" meinte Türk.

Von 1999 bis Anfang 2019 war er Mitarbeiter im Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen. Derzeit ist der 56-Jährige persönlicher Referent des Würzburger katholischen Bischofs Franz Jung. In seiner Predigt forderte Türk die Kirchen mit Blick auf die Ökumene auf, nicht auf Veränderung beim jeweils anderen zu warten, sondern von sich aus aktiv zu werden: "Es ist hundertmal besser zu überlegen, welche Schritte ich auf den Dialogpartner zugehen kann, anstatt ihm Schritte zuzumuten, die für ihn derzeit nicht gangbar sind."

Das Augsburger Friedensfest wird seit 1650 jedes Jahr am 8. August gefeiert. Die Protestanten bekamen damals nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges die Religionsfreiheit zurück. Seit 1950 ist der 8. August ein gesetzlicher Feiertag, der nur für Augsburg gilt. Die Stadt hat damit bundesweit die meisten Feiertage.

Das Augsburger Friedensfest

Das Augsburger Friedensfest wird seit 1650 jedes Jahr am 8. August gefeiert. Die Protestanten bekamen damals nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges die Religionsfreiheit zurück. Zum 300. Jubiläum des Festes im Jahr 1950 wurde der 8. August ein gesetzlicher Feiertag. Er gilt nur für das Stadtgebiet Augsburg, was der Stadt bundesweit die meisten Feiertage beschert.

Seit 1985 wird das Friedensfest ökumenisch begangen, seit 2002 gibt es einen gemeinsamen Gottesdienst von Protestanten und Katholiken. 2005 rief die Stadt Augsburg die Friedenstafel ins Leben. Hunderte Augsburger kommen dazu in die Innenstadt und teilen Essen und Getränke, Vertreter verschiedener Religionen entsenden Friedensgrüße. Im Jahr 2018 wurde das Friedensfest in das Bundesverzeichnis Immaterielles Kulturerbe der Unesco aufgenommen.