Aus den unverputzten Wänden hängen die Kabel, die Treppenaufgänge sind mit rot-weiß gestrichenen Holzgeländern abgesichert, in den Räumen im Erdgeschoss und im ersten Stock werden gerade die Stahlgestelle für die Zwischenwände eingezogen. Noch ist das "Ulrichseck" eine Baustelle. Doch man kann sich schon gut vorstellen, wie es hier in knapp einem Jahr aussehen wird. In dem Gruppenraum etwa, dessen helle Fensterfront zum Ulrichsplatz zeigt: "Das ist wie ein Schaufenster für unsere Gemeinde", sagt Frank Kreiselmeier: "Man kann von außen reinschauen und sehen, wie Gemeinde gelebt wird", meint der Pfarrer von evangelisch St. Ulrich.

Im Dezember 2019 soll das neue evangelische Zentrum auf dem Grundstück am Ende der Augsburger Maximilianstraße fertig sein. Dann wollen an dem Platz gegenüber dem prominenten Ensemble der beiden Ulrichskirchen die evangelische Kirchengemeinde St. Ulrich, das evangelische Kirchengemeindeamt Augsburg und der Augsburger evangelische Regionalbischof einziehen (siehe auch Kasten). "Die Vorfreude ist sehr groß", sagt Kreiselmeier: "Man sieht ja jeden Tag, wie der Bau wächst – und schöner wird."

Fünf Jahre warten auf den Baubeginn

Darauf freilich mussten die drei evangelischen Bauherren lange warten. Ursprünglich war der Baubeginn für das "Ulrichseck" für 2012 geplant gewesen. Dann verzögerten archäologische Ausgrabungen auf dem Gelände das Projekt. Los ging es mit dem Bau schließlich 2017. Fertig sein wollte man im Herbst 2019. Aber auch dieser Termin habe sich noch einmal nach hinten verschoben, erläutert Kreiselmeier: "Es war schwierig, immer termingerecht Handwerksfirmen zu bekommen – ohne dabei die Kosten in die Höhe zu treiben." Letztlich sei es so aber gelungen, mit dem Bau im ursprünglich geplanten Kostenrahmen zu bleiben.

Das neue Ulrichseck von oben
Der Blick von oben zeigt die drei Gebäude, die einen gemeinsamen Innenhof umschließen.

"Wir sind jetzt mit unseren Gemeinderäumen endlich barrierefrei", erklärt Pfarrer Kreiselmeier. Bislang sind Pfarramt und Gemeinderäume auf zwei relativ weit voneinander entfernte, ältere Häuser verteilt. Jetzt befindet sich alles an einem Ort. Daher sei in der Gemeinde auch "niemand traurig, dass wir das alte Gemeindehaus im Dezember aufgeben", meint Kreiselmeier.

Ulrichseck soll Ort der Begegnung werden

Stattdessen wird das neue Ulrichseck wohl auch für ein neues Gemeindegefühl sorgen. Der zu den Ulrichskirchen hin offene, mit einer Glasfront im Erdgeschoss versehene Bau biete die Chance, dass das Haus viel besucht wird. "Wir hoffen, dass das Gebäude dazu einlädt, reinzukommen", sagt Frank Kreiselmeier. Die Räume im Erdgeschoss sollen "Café-Charakter" haben, erklärt der Pfarrer. Er kann sich außerdem vorstellen, dass es dort einmal Ausstellungen geben wird.

Auch sonst hofft Kreiselmeier, dass das Ulrichseck zu einem Ort der Begegnung wird. Man werde dort einen "Alltag der kurzen Wege" leben, ist der Ulrichs-Pfarrer überzeugt. Schließlich sei die Kirchenverwaltung dann direkt nebenan. Gemeinde und Regionalbischof können sich den Gemeindesaal teilen. Die Gemeindepfarrer wohnen in einem Doppelhaus auf dem Grundstück. "Das Ulrichseck", sagt Frank Kreiselmeier, "ist ein schöner Ort – um hier zu wohnen, zu arbeiten und gemeinsam Gemeinde zu leben."