Im 25. Jahr der Verleihung ihres Weltkulturerbestatus durch die Unesco findet damit in Bamberg wieder eine spektakuläre Schau von Großplastiken statt, die dort bereits seit 1998 Tradition haben.

Jeden Präsentationsort hat der Künstler gründlich ausgesucht. Die Figuren des portugiesischen Bildhauers sind im Stadtbild nicht sofort zu sehen, sondern wollen gesucht und gefunden werden. Seine schwarzen Kugelformationen hängen in Ästen im Hollergraben am Ufer der Regnitz, thronen am Domkranz oder baumeln vom Balkon des ehemaligen Rotenhan-Palais in der Kapuzinerstraße. Beinahe versteckt schweben sie in zwölf Metern Höhe in einem Baumgeäst im Hain, als hätte ihnen jemand die Schwere des Eisens herausgezaubert. Die Figur(en) "Ich will alles von Dir" könnten zwei innig verschlungene Liebende sein, die mit den Kugeln des Lebens balancieren und am Durchgang des Brückenrathauses Passanten salutieren.

Eisenkugeln von Rui Schafes symbolisieren Last, Schatten und die Leichtigkeit des Seins

"Kugeln sind ein Zeichen von Bewegung und verkörpern für mich auf ideale Weise die Idee von Immaterialität", betont der 1966 in Lissabon geborene Künstler. Schwarz und schwer symbolisieren die Eisenkugeln zugleich die Last, aber auch die Schatten und die Leichtigkeit des Seins. Sie nehmen die Formen des Barock mit seinen Schwüngen und muschelförmigen Ornamenten auf und geben der Schwere des Eisens zugleich eine tröstende Leichtigkeit, indem Chafes sie anscheinend federleicht schweben oder auf Bahnen scheinbar gleiten lässt.

 

Seit 2007 in der St.-Stephans-Kirche: »Stärker als der Tod« von Rui Chafes.
Seit 2007 in der St.-Stephans-Kirche: »Stärker als der Tod« von Rui Chafes.

 

"Diese Stadt gibt ein großes Gefühl von Zeit und von Epochen, weil sie nicht zerstört worden ist. Das ist in modernen Großstädten verloren gegangen", sagt Chafes, der seit seinem Studium an der Kunstakademie Düsseldorf sehr gut Deutsch spricht und die Werke des romantischen Dichters Novalis ins Portugiesische übersetzt hat. 1989, damals noch Student an der Fakultät Fine Arts der Universität von Lissabon, besuchte er Bamberg zum ersten Mal und hat mit der Stadt "mittlerweile eine Liebesgeschichte entwickelt", wie er sagt.

Zwei seiner Werke sind in Bamberg bereits dauerhaft zu Hause. In der evangelischen St.-Stephans-Kirche ist seine Skulptur mit dem Titel "Stärker als der Tod" zu sehen. Die eiserne Skulptur am linken vorderen Vierungspfeiler wurde der Gemeinde im Jahr 2007 anlässlich der 1000-Jahr-Feier des Erzbistums durch das Künstlerhaus "Villa Concordia" als Dauerleihgabe übergeben, eine andere befindet sich im Restaurant "Eckerts". Beide wurden durch private Initiativen erworben.

Seinen Großgebilden hat er als Kontrast zum harten, kalten Eisen poetische Titel gegeben. "Ich will alles von Dir", "Langer Traum" und "Stärker als der Tod" heißen drei seiner Werke. Sprache und Bildhauerei vereinen sich bei Chafes zu einer Art Universalpoesie. Titel und Skulptur gehören zusammen und geben dem Betrachter eine von vielen Interpretationsmöglichkeiten. "Ich arbeite mit Worten und mit Eisen", sagt Chafes und fügt hinzu: "Ich wünsche mir Besucher, die sich von meinen Werken erstaunen lassen."