Das Osterbild in der Bergkirche des Kitzinger Stadtteils Hohenfeld entstand für Friedrich Joachim von Seckendorff, der am 17. November 1573 verstarb. Nun wurde es restauriert und im Rahmen eines Festgottesdiensts präsentiert.

"Auf, auf mein Herz, mit Freuden" wurde dabei gesungen. Die zweite Strophe des Lieds nahm das Objekt in den Blick: "Er war ins Grab gesenket, der Feind trieb groß Geschrei; eh er’s vermeint und denket, ist Christus wieder frei und ruft Viktoria, schwingt fröhlich hier und da sein Fähnlein als ein Held, der Feld und Mut behält."

Epitaph der Bergkirche in Kitzingen ist 400 Jahre alt

Dass es sich bei dem Verstorbenen um einen Adeligen handelte, belegen die vier Wappen der Familien von Seckendorff, von Seinsheim, von Leonrod und von Pflug auf den beiden Säulen des Epitaphs.

Auf den ersten Blick wirkt das Erinnerungsbild recht blass – die delikate graue, lindgrüne und rosa Farbigkeit des auf Holz gemalten Bilds hat stark gelitten. Zahlreiche durch Wasserschäden und fehlerhafte Überarbeitungen bedingte Fehlstellen beinträchtigen die Wirkung des fein gearbeiteten Gemäldes, wie es im Bericht der Firma Löwen-Restaurierungen heißt. Eine Ruine. So scheint es.

Aber der erste Eindruck täuscht: Schaut man genauer hin, verfehlt das über 400 Jahre alte Gemälde eines unbekannten, wohl fränkischen Malers seine Wirkung auf den Betrachter nicht.

Gemälde zeigt starke Dynamik

"Die Malerei wirkt dramatisch bewegt und betont die Überraschungseffekte", heißt es in dem Restaurierungsbericht weiter.

Die Jahrhunderte und eher entstellenden "Restaurierungen" überdauert hat die starke Dynamik, die von dem Gemälde ausgeht: Christus, bekleidet mit einem heftig flatternden und faltenreichen Mantel, springt geradezu aus dem Sarkophag. Mit dem rechten Fuß zertritt er den Teufel in Gestalt einer Schlange. Einem entsetzt fliehenden Wächter macht er mit dem unteren Ende der Kreuzesfahne im wahrsten Sinn des Wortes Beine: Der Auferstandene schwingt "sein Fähnlein", wie es im Osterlied heißt – und versetzt dem rechten Unterschenkel des römisch gerüsteten Soldaten einen heftigen Schlag. Man meint den Schrei des Getroffenen zu hören.

Ähnlich entsetzt reagiert ein zweiter Wächter, der im Hintergrund das Geschehen beobachtet. Er hält den rechten Arm über dem Kopf, sein Gesicht mit den geweiteten Augen und dem geöffneten Mund drückt starke Bewegung aus.

Familientafel nur schemenhaft zu sehen

Völlig vorbei geht das dramatische Geschehen an zwei anderen Wächtern: Komisch wirkt ein bärtiger, alter Soldat, der rechts neben dem Sarkophag mit gekreuzten Beinen auf dem Boden sitzt. Schlaftrunken stützt er seinen Kopf auf die rechte Hand. Aus seinem tiefen Schlaf können ihn nicht einmal die heilsgeschichtlichen Geschehnisse der Osternacht wecken.

Zwischen dem fliehenden Soldaten und dem auferstandenen Christus sieht man einen weiteren Wächter mit Hellebarde. Auch er sitzt auf dem Boden. Vom Sarkophag abgewandt, verschläft er wie sein Kollege das alles verändernde Geschehen der Auferstehung.

Von Seckendorff auch Dorfherr in Erlangen-Höchstädt

Das bis heuer nur schemenhaft erhaltene Gemälde der Familientafel zeigte ursprünglich Friedrich Joachim von Seckendorff mit seinen Söhnen und seine Frau mit den gemeinsamen Töchtern. Segrendorf – so hielt der Maler den Familiennamen des Adeligen fest – war unter anderem Dorfherr des im Landkreis Erlangen-Höchstädt gelegenen Weisendorf.

In der dortigen Kirche erinnert ebenfalls ein Epitaph an Friedrich Joachim von Seckendorff, der als Dorfherr die Reformation einführte und sich damit von seinem Lehensherrn, dem Bamberger Dompropst, distanzierte.

Der überzeugte Protestant Friedrich Joachim von Seckendorff dürfte die in der fünften Strophe des zitierten Osterlieds vermittelte Siegesgewissheit wohl geteilt haben: "Die Trübsal trübt mir nicht mein Herz und Angesicht, das Unglück ist mein Glück, die Nacht mein Sonnenblick." Die Auffassung legt jedenfalls das Epitaph in der Hohenfelder Bergkirche nahe.