Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat am Montag zu Beginn der neuen Sitzungsperiode des bayerischen Landtags zu einer respektvollen Auseinandersetzung mit politischen Gegnern aufgerufen. "Auch die leidenschaftlichsten Debatten" sollten nie den Respekt vor dem politischen Gegner überdecken, sagte Bedford-Strohm in einem ökumenischen Gottesdienst in der Münchner St. Matthäuskirche, den er zusammen mit dem Bamberger Erzbischof Ludwig Schick gestaltete.

Die in der Bibel überlieferte Goldene Regel Jesu könne dabei eine gute Hilfe sein, sagte Bedford-Strohm, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist: "Alles, was Ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch." Toleranz und Hörbereitschaft hätten nur da eine Grenze, wo die Intoleranz zum Programm gemacht werde. Mehr als je zuvor habe das Parlament "auch eine Vorbildfunktion für öffentliche Diskussionen", sagte der Bischof.

Der Mensch als Mittelpunkt der Politk

Erzbischof Schick sagte, der Mensch müsse "Mittelpunkt der Politik" sein. Eine Politik der Mitte müsse eine Politik sein, die den Gemeinsinn der Menschen stärke: "Gemeinsinn bedeutet nicht Uniformität, sondern meint gemeinsames identitätsstiftendes und identitätserhaltendes Sinnen und Trachten für den gesellschaftlichen Zusammenhalt." An Begriffen wie "bürgerlicher Mitte" oder "Mitte der Gesellschaft" merke man, wie wichtig die Mitte im menschlichen Leben sei.

Die CSU erlebte bei der Landtagswahl ein historisches Debakel und kam auf 37,2 Prozent aller abgegebenen Erst- und Zweitstimmen. Das ist das zweitschlechteste Ergebnis der CSU bei einer Landtagswahl überhaupt. Die CSU bildet mit den Freien Wählern die neue Regierung. Die Freien Wähler hatten 11,6 Prozent der Stimmen erreicht, die Grünen 17,5 Prozent, die SPD 9,7 Prozent, die FDP 5,1 Prozent. Die erstmals bei der bayerischen Landtagswahl angetretene AfD bekam 10,2 Prozent.

Demonstration gegen Rechtsextremismus

Für den Montagabend (5.11.) ist eine Großdemonstration unter dem Motto "#wehretdenanfängen" angekündigt. Der Termin für die "Demonstration für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte" sei bewusst gewählt, sagte Organisator Benjamin David dem Evangelischen Pressedienst (epd): An diesem Tag ziehe mit der AfD "erstmals seit 1970 wieder eine rechtsextreme Partei in den Bayerischen Landtag ein". Demonstriert werde direkt vor dem Landtag, auf der Maximiliansbrücke.