Der Landesvorsitzende des Bund Naturschutz (BUND) in Bayern, Richard Mergner, hat einen "Gesellschaftsvertrag" für eine bessere Agrarpolitik und faire Preise gefordert. Er kritisierte Landwirte, die gegen Naturschützer, Journalisten oder Politiker protestierten, aber die Auswirkungen der Intensivproduktion, wie Grundwasserbelastung und Artensterben, nicht angehen wollten, hieß es in einer Mitteilung vom Wochenende. Ein Dialog mit der Gesellschaft könne nicht gelingen, solange notwendige Veränderungen als Gängelungen oder Schikanen bezeichnet würden.

Bauernproteste sind grundsätzlich berechtigt

"Bauernproteste sind grundsätzlich berechtigt und werden dann auch etwas bewirken, wenn die Ursachen der Niedrigpreispolitik und des Zwangs zur Intensivproduktion angegriffen werden", erklärte Mergner weiter. Die Existenzsorgen vieler Betriebe hätten ihre Ursachen in einer verfehlten agrarpolitischen Weichenstellung der EU, die von der deutschen und bayerischen Agrarpolitik unterstützt worden seien.

Mit der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft, den Ökobauern und dem Bund Deutscher Milchviehhalter kämpfe der BUND gegen einen Zwang zum Wachsen, sagte Mergner. Man fordere eine Mengensteuerung und bessere Preise bei der Milch, wenn sie ohne Gen-Soja und tierschutzgerecht produziert wird. Zusätzlich müssten auch Lebensmittelhersteller, Lebensmittelhandel und die Verbraucher gegen Billigproduktion kämpfen.

Proteste gegen Agrarpolitik der Bundesregierung

An vielen Orten in Deutschland haben Bauern am Samstag gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung protestiert und auf ihre schwierige Lage aufmerksam gemacht. Am späten Nachmittag entzündeten Bauern nach Aufrufen der Initiative "Land schafft Verbindung" Hunderte Feuer - auch, um mit Bürgern und Politikern ins Gespräch zu kommen. Schwerpunkte der Aktionen waren Bundesländer wie Niedersachsen, Baden-Württemberg und Bayern, aber auch Thüringen und Schleswig-Holstein.

Die Niedersachsen wollten mit ihren Aktionen auch Proteste gegen das baden-württembergische Volksbegehren "Pro Biene" unterstützen. Bauern in Süddeutschland schlagen stattdessen ein Schutz-Label vor, das sie "Landbiene" nennen. Die Landesregierung in Stuttgart wird aufgefordert, den Ursachen des Artenrückgangs in seiner Vielfalt zu begegnen und alle Verursacher in ein Schutzkonzept einzubeziehen.

Forderungen auf Bundesebene

Bundesweit fordert "Land schafft Verbindung" unter anderem das Aussetzen des Agrarpakets und eine neutrale Erforschung des Insektenrückgangs. Kritik übt die Initiative an aktuellen Umwelt-, Klima- und Tierschutzmaßnahmen. Vielmehr müsse der "Erhalt der regionalen Lebensmittelproduktion in den Vordergrund" stehen und gestärkt werden.

Weiter fordert die Initiative, "dass gesellschaftliche Wünsche wie zum Beispiel Tierwohl, extensivere Bewirtschaftung (und damit geringerer Ertrag und Gewinn), die Ausbreitung der Wölfe und Umweltschutzmaßnahmen finanziell von der Gesellschaft getragen werden". Bürokratie und Dokumentationspflichten müssten zudem vereinfacht werden.