Mark Meinhard ist Vater von gleich drei Chorknaben, bei ihm wird das Lernen zu Hause zu einer echten Herausforderung. "Wir müssen es in der Familie organisieren, wenn wir zu sechst zu Hause sind, dass wir genügend Räume, Zeiten und auch Verbindungsbreiten haben, um online unterwegs sein zu können", erklärt der Vater.

Die Corona-Krise ist eine Katastrophe für den Windsbacher Knabenchor, denn Proben im Internet klappt eben nicht.

"Die Proben im Internet funktionieren nicht gut, weil wir eine starke Verzögerung haben. So können wir nur einzeln singen, was für einen Chor natürlich nicht gut ist", erklärt der 15-jährige Chorknabe Felix.

"Um unser Niveau halten zu können, müssen wir natürlich zusammen üben, damit wir uns aufeinander einstimmen können. Nur so klingt es im Ganzen wirklich gut, einzeln funktioniert das einfach nicht."

Weiteres Problem ist der ständige Wechsel in einem Knabenchor. "Jungs gehen in den Stimmbruch, es kommen jüngere nach und ältere verlassen den Chor", sagt Chorleiter Martin Lehmann.

"Dadurch haben wir bei normalen Proben einen natürlichen Wissenstransfer von den Älteren zu den Jüngeren. Das geht gerade komplett verloren, denn die Jüngeren hören sich bei den Onlineproben nur allein, ohne die Älteren."

Wegen des Neins der Behörden zu den gemeinsamen Proben blutet dem Chorleiter das Herz, denn der Chor hatte sich gut vorbereitet: Gesichtsmasken, Hygieneplan, Abstand - an alles war gedacht worden.

"Im Profisport gibt es bereits Lockerungen. Und genau wie bei einem Fußballer, der nicht trainiert, ist es auch für einen Knabenchor schädlich, nicht zu proben."

"Das ist so frustrierend und schwer verständlich", sagt Martin Lehmann, man hört den Frust in seiner Stimme an. Jede Woche, die jetzt ins Land geht, wird den Knabenchor in seiner Existenz stark gefährden.

"Wenn ich den Chor in normalen Jahren nach sechs Wochen Sommerferien wieder aufbaue, vergehen eineinhalb bis zwei Monate, bis der Chor wieder so klingt, wie man das gerne möchte. Doch schon jetzt sind es deutlich mehr als nur sechs Wochen ohne Proben und es können noch Wochen ins Land gehen, bis es die erste normale Chorprobe geben wird."

Martin Lehmann steht vor einem Scherbenhaufen: die Arbeit von Jahren ist dahin.

Deshalb fordern auch die besorgten Eltern, wie Christina Korschinek, Lockerungen von der Politik, damit der Chor - immerhin eine bayerische Vorzeigeeinrichtung - sein hohes Niveau halten kann:  "Man sollte vonseiten der Politik langsam Lockerungen in die Gänge bringen. So wie es momentan läuft, gibt es keine Zukunftsperspektive. Der Chor lebt von Auftritten und von den Einnahmen - da muss eine Lösung her."

Auch wenn es nicht ganz so einfach ist: die Universität der Bundeswehr in München hat eine sehr ausgefeilte Studie zum Chorsingen entwickelt, ebenso die Freiburger Universität. Demnach kann man mit zwei Metern Abstand corona-sicher proben. Die Windsbacher haben sogar drei Meter Abstand in ihrem Konzept.

Martin Lehmann
Kirchenmusiker Martin Lehmann.