106 000 Goldmark hatte der bayerische Landesverband des CVJM 1925 für die Burg Wernfels an einen Privatmann hingeblättert. Die Zahl hat Gottfried Sennert sofort parat. Der Landessekretär für die Leitung der Burg Wernfels ist schon seit 42 Jahren der "Mann für alle Fälle" in der Anlage. "Aber nur zu zehn Prozent meiner Zeit, die restlichen 90 gehen für die Verwaltung drauf", lacht der Demnächst-Rentner, der fast schon sein ganzes Leben lang seine geistige Heimat im christlichen Jugendverband hat. Ihn trifft man meist in dem kleinen Häuschen am Eingang an, der "Schaltzentrale" über den Gästebetrieb: Jährlich 51 000 Übernachtungen auf vier Stockwerken in rund 70 Zimmern und 200 Betten.

Viele Sagen rund um die Burg Wernfels

Sennert kennt jeden Winkel der Anlage, deren Ursprünge auf die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts zurückgehen. Er kennt viele Sagen, die sich um die Burg ranken und viele Geschichten, die er auch schon selbst hier mit den Hunderten Gruppen erlebt hat, die in den vergangenen vier Jahrzehnten ein und aus gingen.

Ein großer Teil kommt nach wie vor aus Kirchengemeinden, die ihre Jugendfreizeiten auf der Burg Wernfels verbringen. Mindestens ebenso viele Schulklassen fragen jedes Jahr für eine Reise ins fränkische Seenland in ritterlichem Ambiente an. Und ein kleiner Teil der Gäste sind Hochzeits- oder Geburtstagsgesellschaften sowie Firmen, die über eine separate Reise + Service GmbH des CVJM Bayern Räume in der Burg anmieten können und sich eine schöne Zeit machen, hoch über dem Spalter Ortsteil Wernfels mit seinen rund 400 Einwohnern.

Burgwart Gottfried Sennert und CVJM-Öffentlichkeitsreferentin Annika Walther

Gottfried Sennert wohnt schon fast genauso lange in Wernfels, wie er auf der Burg den Kastellan mimt. "Der Liebe wegen" hatte es ihn einst hierher verschlagen. Seine Ehefrau Brigitte war bis vor Kurzem auch noch eine der rund 35 Angestellten in Küche, Service, Haustechnik oder Wäscherei.

Wer von Jugendherbergs-Aufenthalten noch den strengen Drill meist griesgrämiger Hausmeister als Erinnerung oder als Klischeebild vor Augen hat, der täuscht sich bei Sennert. Er ist die Ruhe selbst. "Früher gab es Lehrer, die mit Trillerpfeife morgens zum Rapport riefen und ein strenges Regiment führten. In dem 1990ern hieß die Parole unter den Lehrern oder Betreuer eher ›machen lassen‹. Mittlerweile sind die jungen Leute allesamt recht vernünftig", erklärt Sennert in seiner gelassenen Art.

Früher nur Gemeinschaftsklos auf Burg Wernfels

"Früher", das war noch Mitte der 1970er-Jahre, als er als gelernter Koch von Kitzingen auf die Burg Wernfels kam. Zumindest im Inneren sah die Burg damals noch ganz anders aus als heute: Kein Zimmer hatte eine eigene Dusche oder ein WC, auf dem Gang war ein Gemeinschaftsklo. Zum Frühstück gab es Brot mit einer einzigen Sorte Marmelade, nur manchmal auch Wurst und Käse.

Und heute? "Residieren statt Wohnen lautet das Motto", sagt Annika Walther, seit wenigen Monaten als Pressereferentin des CVJM Bayern auch für die Burg mit zuständig. Fünf Speisezimmer, zahlreiche Aufenthaltsräume und ein großer Festsaal bieten ideale Voraussetzungen für Schullandheim-Aufenthalte, Klassenfahrten, Familienurlaub, Feste und Tagungen. Für Veranstaltungen stehen zehn unterschiedliche Räume für 15 bis 200 Personen zur Verfügung. Der Festsaal hat eine Fläche von 222 Quadratmetern und eine Kapazität von 200 Plätzen in Reihenbestuhlung. Eine Festtafel bietet hier 180 Personen Platz, 144 Personen können an runden Tischen sitzen.

Sportanlage auf Burg Wernfels

Auf einem Sportplatz sind die traditionellen CVJM-Ballspiele möglich: Basketball, Volleyball, Indiaca und Handball. Der Kinderspielplatz bietet Sandkasten, Bagger, Kinderhaus, Rutsche und eine Vogelnestschaukel. In einer Innenraum-Sportanlage mit drei Tischtennisplatten, Flip-Flap, Kicker und Billard lässt es sich auch bei schlechtem Wetter aushalten.

Im Sommer lockt das beheizte Freibad, das erst 2006 dazugekommen ist. Gleichzeitig dient es als Löschwasserbecken, sollte auf der Burg doch einmal Feuer ausbrechen.

Das Thema Brandschutz war es dann auch, das die immensen Investitionen von rund drei Millionen Euro verschlang. Die riesige Metall-Leiter, die noch bis Mitte September wohl die Fassade ziert und ohne die es keinen echten Zugang zum rundum sanierten dritten Stock über die beiden Treppenhäuser gegeben hätte, zeugt schon seit Anfang 2017 davon.

Burg Wernfels auf den neusten Stand gebracht

Das komplette Stockwerk wurde entkernt und statisch neu ausgerichtet. Acht Stahlträger wurden in das Gebäude eingezogen, die eine ganze Menge Gewicht mit sich bringen, aber eben dafür sorgen, das ein möglicherweise ausbrechendes Feuer kaum eine Chance hat, auf andere Stockwerke überzuspringen. Schichtholzplatten verstärken jetzt die alten Balken, deren Zwischenräume zusätzlich mit Dämm-Material befüllt wurden.

"Im Zuge des Brandschutzes haben wir gleich die Zimmer auf den neuesten Stand gebracht", erklärt "Burgvogt" Sennert. Wände, Decken und Böden kamen heraus, neue Kabel und Rohre wurden verlegt. Die teils in Trockenbauweise entstandenen Räume haben jetzt allesamt eigenes WC und Dusche. Vor der Kapelle ist nun ein Fluchtweg zum Treppenhaus ausgewiesen.

Der älteste Teil der Burg Wernfels (links). Rechts: die Kapelle

Was geblieben ist: die Heizung. Warm wird es in den alten Gemäuern nach wie vor mit Heizöl. Etwa 80 000 Liter werden pro Jahr verbraucht. Eine zusätzliche energetische Sanierung der Räume bringt auch die Gefahr der Schimmelbildung mit sich: Daher wurde eine Belüftungsanlage angeschafft. Und natürlich trennte man sich von einer ganzen Menge altem Mobiliar und Dingen, die einfach nicht mehr benötigt wurden. Alleine vier Tonnen Sperrmüll wurden im Zuge der Frischzellenkur für die Burg entsorgt. "Wir hatten zwei Möglichkeiten: umsetzen oder zusperren", bringt es Annika Walther auf den Punkt.

Burg Wernfels wichtig für CVJM Bayern

Und Letzteres wäre undenkbar gewesen. Glücklicherweise hätten sich die örtlichen Behörden und deren Mitarbeiter stets bemüht, für den CVJM gütliche Lösungen in dieser langen Bauphase zu schaffen. Ebenso undenkbar sei es nämlich gewesen, die Burg für die Dauer der Bauphase einfach mal dichtzumachen. Dafür ist sie einfach ein zu wichtiger Faktor für den CVJM Bayern. In den Spitzenphasen hatte die Burg Wernfels schon einmal nahezu 100 Prozent Auslastung ihrer Kapazitäten.

"Je nach Gruppenstärke und Ansprüchen werden die Zimmer und Aufenthaltsräume eingeteilt. Es ist ein nahezu tägliches Puzzlespiel", erklärt Sennert mit Blick auf den Belegungsplan der Burg. Auch in den Monaten des Umbaus liegt die Auslastung immer noch bei 80 Prozent.

Probewochenende einer Musikgruppe auf Burg Wernfels

Wo anderen Institutionen eine Investitionssumme dieser Höhe vielleicht das Genick gebrochen hätte, konnte man beim CVJM Bayern glücklicherweise auf die richtigen Schritte und Entscheidungen bauen, die in den vergangenen Jahrzehnten vom Verband selbst und auch von den Vorbesitzern der Burg unternommen wurden. "Es wurde einfach immer wieder etwas gemacht", erklärt Sennert.

Keine Frage – Burg Wernfels ist historisch spannend, in gutem Schuss und ihre Betreiber sehr gastlich. Was aber ist letztlich das Geheimnis des Erfolgs? "Irgendwas ist anders hier", grübelt Gottfried Sennert. Für ihn wehe auf der Burg schon von Anfang an ein besonderes Flair.

Gastfreundschaft werde immer unter dem Aspekt des christlichen Glaubens gelebt. Dazu gehört nicht nur ein Tischgebet vor den Mahlzeiten, das beweisen auch die zahlreichen Bibelsprüche, die in den Gasträumen die Wände zieren. "Es wurde auch schon von Besuchern gewünscht, die aufgemalten Bibelstellen abzuhängen. Wir erfüllen unseren Gästen wirklich nahezu alle Wünsche, diesen aber nicht", sagt Gottfried Sennert. Bei aller Offenheit: "Eine christliche Haltung steht immer im Vordergrund."

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