Einen Biertest lässt sich ja keiner gerne entgehen. So waren alle redaktionellen Abteilungen des EPV mit dabei im Flugwerk Feldkirchen. Hier das Making-of

 

Ein Blick hinter die Kulissen - Das Making-of zum Lutherbier-Test in Feldkirchen bei München.

Getestet wurden die Lutherhalbe der Privatbrauerei Sterk aus Amberg, das Lutherbier der Kesselring-Brauerei im unterfränkischen Marktsteft, der Innovator von Giesinger Bräu München und der Reformator aus dem oberbayerischen Aying

Biersommelier Luis Sailer durfte bis zu 5 Luther als Noten vergeben. Sein Urteil: der Innovator und der Reformator erhielten fünf, Lutherhalbe und Innovator vier Luther. Insgesamt war er überrascht über die hervorragende Qualität der Biere

Sailer_Ergebnis

Wie viele Lutherbiere es in Bayern gibt, ist nicht klar. Aber sicherlich sind es wesentlich mehr als die vier getesteten. Darunter das Bayreuther Kellerbier Luthers Thesen am Tresen. Da war beim Transport die Flasche kaputt gegangen, weshalb dieses Bier nicht rechtzeitig zum Test ankam. Aber zumindest optisch ist es ganz weit vorne mit dabei.

Kirche, Bier und Bayern – das hat schon immer ganz gut gepasst. Zum Reformationsjubiläum haben das gleich mehrere Kirchengemeinden und Brauereien entdeckt. Bayerns jüngster Biersommelier Luis Sailer (17) hat für das Sonntagsblatt vier »Lutherbiere« aus ganz Bayern verkostet.
Ortstermin im »Flugwerk«, einem kleinen Brauhaus in Feldkirchen östlich von München. Sauber aufgereiht und gut gekühlt stehen vier Flaschen mit Lutherbieren vor Luis Sailer – bereit zur Geschmacksprobe. Der Gymnasiast ist 17 Jahre alt, wohnt am Chiemsee und ist der jüngste zertifizierte Bierverkoster in Bayern – wahrscheinlich sogar auf der Welt. Der Biersommelier wird entscheiden, welches Bier die meisten »Luther-Punkte« verdient.
Los geht’s mit dem »Luther-Bier« aus dem unterfränkischen Marktsteft, abgefüllt in kleine bauchige Flaschen. Experten nennen sie »Steinie«, andere sagen »Zwerg« oder »Maurerbombe« zu der Flaschenform, die nicht nur in Hamburg (Astra) bei vielen Jüngeren Kult ist. Das Auge trinkt eben mit, doch so richtig einfallsreich ist das offizielle und allgegenwärtige »Luther 2017«-Logo auf dem Etikett nicht. Entstanden ist das Bier in Zusammenarbeit der evangelischen Gemeinde Marktsteft und der ortsansässigen Brauerei Kesselring.
Fachmännisch gießt Luis Sailer das Bier in ein Glas und beobachtet genau, wie sich der Schaum entwickelt: »feinporig und weiß.« Nach dem ersten Schluck formuliert Sommelier Sailer druckreif sein Urteil: »Deutliche Malzaromatik, schmeckt weißbrotartig, und eine grasige Frische kommt durch.« Ein bisschen süß sei es auch, fügt er an. Das Bier bekommt vier von fünf Luther-Punkten.
Als Nächstes ist die »Luther-Halbe« dran, das einzige der Testbiere, bei dem neben Martin Luther auch Katharina aufs Etikett durfte. Dabei war die Lutherin als Hausherrin im Wittenberger Schwarzen Kloster ja eigentlich fürs Bierbrauen zuständig in der Familie. Das Bier kommt aus Amberg in der Oberpfalz und ist ein Gemeinschaftsprojekt von Stadt, Evangelischem Bildungswerk, Kirchengemeinden und der Privatbrauerei Sterk.
Geschmacklich erinnert es Sailer sofort an Cappuccino. Auch wegen der schokoladendunklen Farbe des Bieres. »Im Sommer würde ich die Luther-Halbe eher nicht trinken«, sagt Sailer, der aus einer traditionsreichen Brauer-Familie stammt (Sailer Bräu, Traunstein), »aber im Winter nach einem guten Essen – da passt der starke Malz- und Röstcharakter!«
Mit 16 hat Luis Sailer den Kurs zum Biersommelier absolviert und kann glaubhaft von sich behaupten, er habe noch nie einen Kater gehabt. »Bier soll man genießen«, findet er, »dann kommt man gar nicht erst dazu, es einfach nur runterzuschütten.« Seine Geschmackssinne schärft der Biertester zu Hause übungshalber mit eigenen Geruchskästen.
Auch die »Luther-Halbe« bekommt vom Sommelier vier von fünf Luther-Punkten.

Vom Biertest zum Mathelernen

Ebenfalls in der klassischen deutschen »Eurobierflasche« kommt der »Reformator« daher, ein Bier der evangelischen Kirchengemeinde Höhenkirchen, gebraut von der Brauerei Aying. Auf dem Etikett steht unter dem Luther-Logo der Beginn des Johannesevangeliums: »Am Anfang war das Wort.« Aber dann kam bekanntlich bald das Bier.
Beim »Reformator« beeindruckt den jungen Katholiken sofort der weiße Schaum des Starkbiers. »Es ist sehr, sehr vollmundig und etwas schwer«, lautet sein Urteil. Das erste Mal gibt es fünf Luther.
Schließlich ist noch der »Innovator« vom Münchner Giesinger Bräu dran. Auch ihn gibt es in einer kleineren Flasche, einer Neuentwicklung des Giesinger Bräu. Es ist das einzige der Biere, das eine Kirche auf dem Etikett zeigt: die Münchner Lutherkirche, die unmittelbare Nachbarin der Brauerei ist und Partnerin beim »Innovator«.
Dass das völlig neu komponierte Bier Sailer begeistert, sieht man ihm an, auch wenn ihn die Farbe wegen der »leicht rötlichen Reflexe« an Spezi erinnert. Der Geruch sei sehr fruchtig, schnuppert er, »fast wie ein Granatapfel oder so ein richtig roter Apfel«. Das Bier sei samtig weich, und die Früchte im Geschmack hätten »etwas Karamellartiges«, urteilt er nach dem Probeschluck. Am liebsten hätte er sechs Punkte gegeben, so bekommt auch der »Innovator« fünf Luther.
Dann muss der jugendliche Biersommelier zurück an den Schreibtisch: Er muss Mathe lernen fürs Abitur. Aber auch das wird bei Luis Sailer wie immer ganz ohne Kater abgehen. (Pia Jaeger)