Besonders auffällig sei, dass die Gruppe der Menschen gewachsen sei, die in die Kategorie "strenge Armut" fallen und lediglich 40 Prozent des Durchschnittseinkommens verdienten. Ihr Anteil erhöhte sich von acht Prozent auf zwölf Prozent, hieß es.

Völlig vorbei gingen der wirtschaftliche Aufschwung, Tariferhöhungen und Mindestlohn an den Nürnbergern ohne Berufsabschluss. Während alle anderen Beschäftigungsformen im Langzeitvergleich deutlich zulegen konnten, gingen die Jobs für Ungelernte um rund ein Viertel zurück. Daher wiederholte Doll das Anliegen nach mehr Bildung. In den Hartz-IV-Regelsätzen seien für Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren lediglich fünf Euro pro Monat für Bildung vorgesehen, kritisierte er. Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren müssten monatlich mit 22 Cent für ihre Bildung auskommen.

Der DGB-Geschäftsführer wünscht nicht nur eine generelle Anhebung der Hartz-IV-Sätze, sondern eine besondere Anpassung für Kinder. Angesichts wachsender Armut und Armutsgefährdung räumte Doll aber auch ein: "Es gibt nicht nur eine Antwort." Gerade Bund und Land seien gefordert, durch eine Vermögenssteuer und eine Erbschaftssteuer die "extreme Einkommensungleichheit" zu bekämpfen.

Während im bundesweiten Vergleich die ärmsten zehn Prozent monatlich 784 Euro an Transfer- oder Alterseinkommen zur Verfügung hätten, komme das eine Prozent an Topverdienern auf monatlich 32.035 Euro. Den Löwenanteil mache hier nicht das Arbeitnehmergehalt aus, sondern das Gewinn- und Kapitaleinkommen.

Bei vielen Bevölkerungsgruppen würden keine Einkommenssteigerungen ankommen, kritisierte Doll weiter. Das liege auch an einer sinkenden Tarifbindung. Er sieht hier auch die Kommunen in der Pflicht, beispielsweise bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen im Bereich Bau oder Catering eine Tarifbindung zur Bedingung zu machen.

Eine weitere Dimension der Armut zeige sich auf dem Wohnungsmarkt, legte Doll dar. In Nürnberg seien 43.000 Wohnungssuchende erfasst. Wer aber mit einem befristeten Arbeitsvertrag auf Wohnungssuche gehe, habe aktuell auf dem knappen Wohnungsmarkt "keine Chance". Auch hier müsse die öffentliche Hand eingreifen.