Beim ersten Eintreffen am späten Samstagnachmittag hatte die Walhalla bei Donaustauf bereits geschlossen. Es blieben nur die Außenansicht und der Panorama-Bick aufs Donautal. Tags darauf: Zweiter Versuch und erster Eintritt der israelischen Komponistin Ella Milch-Sheriff und des israelischen Schauspielers und Regisseurs Itay Tiran. Er inszeniert die Oper "Die Banalität der Liebe" am Theater Regensburg, sie hat die Musik dazu geschrieben.

Er ist einer der gefragtesten Schauspieler Israels. Jung, selbstbewusst, intellektuell. Der 37-Jährige spielt in israelischen Fernsehserien, in international erfolgreichen Filmen wie "Beaufort", der den Silbernen Löwen bei den Filmfestspielen von Venedig erhielt. Den Goldenen Löwen 2009 erhielt der Film "Lebanon", in dem er mitwirkte. In Deutschland wurde er bekannt durch Filme wie "Anleitung zum Unglücklichsein" sowie durch die Fernsehserie "Der Tel-Aviv-Krimi".

In der Regensburger Opern-Inszenierung nimmt er Anleihen bei der Walhalla für die Bühnengestaltung bei einer Arie mit Wagner-Anklängen. "Der Säulengang könnte aus dem Stück stammen", sagt er. Drinnen spazieren sowohl er als auch Milch-Sheriff die Büstenreihen ab wie heimatliches Gefilde. So viele Namen sind ihnen vertraut: Goethe, Lessing, Schelling, Beethoven, Bach und Wagner, um nur ein paar zu nennen. Die Köpfe werden geistesgeschichtlich eingeordnet und kommentiert. Bei Mozart gibt es kritische Bemerkungen. "Das war doch ein Österreicher", sagt Tiran.

Die Komponistin Ella Milch-Sheriff und der Regisseur Itay Tiran beim Besuch der Wallhalla
Die Komponistin Ella Milch-Sheriff und der Regisseur Itay Tiran beim Besuch der Wallhalla: Seit Anfang Dezember arbeiten sie an ihrer Oper, die am 27. Januar in Regensburg uraufgeführt wird.

Tiran entdeckt die Polit-Posse, von deren Sorte es mehrere in der Walhalla gibt. Auch Anton Bruckner, der aus Österreich stammte, wurde nie als Schönheitsfehler der Walhalla empfunden. Im Gegenteil: 1937 wurde bei der Enthüllung seiner Büste ein protziges Event gefeiert, um den bevorstehenden "Anschluss" an das Nachbarland vorzubereiten und dessen "unauslöschliche geistige und seelische Schicksalsgemeinschaft" (Propagandaminister Goebbels) mit dem Deutschen Reich in Szene zu setzen.

Edith Stein, das erste Holocaust-Opfer in der Ruhmeshalle, wird mit Nonnenhaube abgebildet. Für beide ein wenig befremdlich. Die jüdische Philosophin und christliche Ordensfrau wurde 1942 in Auschwitz von den Nazis ermordet. Hoffmann von Fallersleben empörte sich einst über die Auswahl der Köpfe: "Katholisch gekoschert, so kommt man allein in unsere deutsche Walhalla hinein."

Wenige Juden fänden sich in der Walhalla: Heinrich Heine, Albert Einstein. Für Tiran wirken beide Konterfeis nicht gerade realistisch: "Heinrich Heine sieht krank aus." Und Einstein falle künstlerisch aus der Reihe, als gehörte er nicht dazu, sagt Tiran. Vergebens suche man Schriftsteller wie Thomas Mann. Milch-Sheriff beklagt einen Frauenmangel in der Walhalla.