Kehrtwendung im Fall des Hofer Kirchenvorsteher Naser R., dem die Abschiebung nach Afghanistan drohte. "Von Abschiebung kann keine Rede sein", erklärte nun der bayerische Innenminister Joachim Herrmann gegenüber dem Bayerischen Rundfunk.

Die bayerischen Behörden seien offen dafür, dass der 28-Jährige eine qualifizierte Ausbildung macht. "Wenn er eine entsprechende Lehre ergreift, gibt es für ihn auch eine Bleibeperspektive in Deutschland", so Herrmann.  

Für Naser R. hört sich diese Aussage schon fast unglaublich an. Zu lange hatte er schon dafür gekämpft in Deutschland bleiben zu dürfen

Der Weg in Deutschland bleiben zu dürfen ist mühevoll

Über einen Weg für einen dauerhaften Aufenthalt Nasers in Deutschland hatte am Montag der Hofer Dekan Günter Saalfrank informiert. Er sei ungewöhnlich, sagte er. Naser R. muss dazu freiwillig ausreisen, um in einem Nachbarland Afghanistans in einer deutschen Botschaft ein Visum zu beantragen.

In Afghanistan selbst gibt es seit zwei Jahren nämlich keine deutsche Botschaft mehr. Nur mit diesem Visum könne er in Deutschland eine Ausbildung beginnen. Hierzu sei er aber auf die Unterstützung der deutschen Behörden angewiesen. Es seien noch viele Fragen über den konkreten Ablauf ungeklärt. 

Die Mühen haben sich gelohnt

Die Bayreuther evangelische Regionalbischöfin Dorothea Greiner zeigte sich sehr erleichtert: "Ich bin dem Innenminister von Herzen dankbar, dass er eine Brücke gebaut hat. Sie zu beschreiten, wird zwar viel Mühe und Geld kosten - doch wichtig ist, dass nun eine Weg zur Ausbildungsduldung eröffnet ist für Naser." 

Konvertierte bekennende Christen könnten nicht einfach in den Iran oder nach Afghanistan abgeschoben werden, auch wenn sie keine Kirchenvorsteher sind. Das Innenministerium habe "eine religionssensible Haltung, die wir dringend brauchen - auch in Behörden und vor Gericht". 

Vor kurzem hat sich die Situation für den 28-Jährigen zugespitzt, als bekannt wurde, dass am 16. November nach mehrmonatiger Pause wieder ein Abschiebeflug nach Afghanistan starten soll. Die Sorge sei groß gewesen - so die Hofer Flüchtlingsbeauftragte Elisabeth Frisch -, dass der Kirchenvorsteher mit an Bord ist.

Der im Iran aufgewachsene Mann war im Herbst 2015 nach Deutschland geflüchtet, wo er mit dem christlichen Glauben in Kontakt kam und im Oktober 2016 von Saalfrank getauft wurde. Seitdem engagiert er sich in der Kirchengemeinde und im Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM).

Seit Ende 2018 gehört Naser R. dem erweiterten Kirchenvorstand der Gemeinde an. 

Klagen sind im Vorfeld gescheitert

Klagen gegen die Ablehnung seines Asylantrags waren ohne Erfolg geblieben. Naser droht die Abschiebung nach Afghanistan, weil sein Vater Afghane ist. Der Mann selbst habe in dem Land, in dem auf Glaubensübertritt die Todesstrafe steht, nie gelebt, sagte Saalfrank.

Der Fall von Naser R. hatte bundesweite Aufmerksamkeit erregt. Mit dem 27-Jährigen würde erstmals ein Kirchenvorsteher aus Bayern nach Afghanistan abgeschoben werden. Für Dekan Günter Saalfrank ein Unding: "Wenn selbst die Mitarbeit in einem Kirchenvorstand nicht mehr als Beleg gewertet wird, dass ein Konvertit wirklich den christlichen Glauben lebt, was zählt dann noch?"