Die Idee, ein Passionsspiel auf die Bühne zu bringen, hatte Yngvar Aarseth schon vor einigen Jahren. Damals sei eines seiner Kinder zu Ostern aus dem Kindergarten heimgekommen. "Wenn es von Ostern erzählte, dann ging es eigentlich immer nur um Hasen und Eier", sagt Aarseth. Das sei auch völlig in Ordnung, meint der ehemalige Pfarrer einer Freikirche in Füssen. Dennoch habe er damals beschlossen, die Geschehnisse einmal anders zu erzählen – aus der Sicht von fünf Protagonisten der Passionsgeschichte.

Im vergangenen Jahr ist daraus ein Theaterstück entstanden. "Passion 2020" sollte im Füssener Festspielhaus aufgeführt werden. Doch die Corona-Pandemie zwang Aarseth und sein Team, das Projekt zu verschieben. Auch in diesem Jahr wird das Stück nicht gespielt. Stattdessen gibt es an Karfreitag die Uraufführung eines Films: "Passion 2:1".

Herr Aarseth, warum haben Sie sich entschlossen, aus dem Theaterstück einen Film zu machen?

Yngvar Aarseth: Ich war zuerst nicht überzeugt von der Idee. Ein Theaterstück einfach aus dem Saal heraus zu filmen – das erschien mir dem Projekt nicht gerecht zu werden. Aber das Team um den Regisseur Manfred Schweigkofler hat die Geschichte dann ganz neu konzipiert. So ist ein 45-minütiger Film entstanden, der sich an das Theaterstück anlehnt.

Der Film hat den gleichen Geist wie das Stück – und doch einen eigenen Charakter.

Sie erzählen die Passionsgeschichte aus der Sicht von fünf Protagonisten: Maria Magdalena, Petrus, Judas, Pilatus und dem Hohepriester Kajaphas. Jesus selbst kommt gar nicht vor. Warum?

Aarseth: Wir erzählen das Ganze eben einmal anders. Durch die unterschiedlichen Blickwinkel erhält der Zuschauer eine neue Sichtweise auf eine Geschichte, von der er glaubt, sie gut zu kennen. Jesus ist nicht dabei, aber das Geschehen kreist um ihn. Unbewusst wird er dadurch für den Zuschauer noch präsenter, als wenn er persönlich auftreten würde.

"Das Team hat die Geschichte ganz neu konzipiert": Regisseur Manfred Schweigkofler (li.) und Petrus-Darsteller Christian Schöne in einer Drehpause.

Der Film arbeitet mit modernen Techniken, etwa virtuellen Computeranimationen. Welches Publikum wollen Sie ansprechen?

Aarseth: Wir haben die Szenen auf einer dunklen Bühne gefilmt. Die Kulissen werden dann digital als Animationen eingefügt. Das wirkt sehr modern. Aber es spricht nicht nur junge Leute an. Passion 2:1 ist ein Film für alle – auch für Eltern oder Großeltern.

Das Theaterstück soll nun an Ostern 2022 auf die Bühne kommen. Glauben Sie, die Leute kommen, auch wenn Sie den Film schon gesehen haben.

Aarseth: Ich glaube, die Leute kommen, gerade weil sie den Film gesehen haben. Er macht Lust auf das noch größere, das dreidimensionale Erlebnis. Auch beim Bühnenstück werden wir mit Animationen im Raum arbeiten, mit Kinoleinwänden und 3-D-Sound. Das Stück ist doppelt so lang, es sind mehr Schauspieler dabei.

Wer den Film gesehen hat, wird neugierig auf das Stück sein.

Sie finanzieren das Projekt zum Teil über ein Crowdfunding, mit dem Sie bei vielen einzelnen Unterstützern um Geld werben. Funktioniert das?

Aarseth: Es läuft noch etwas schleppend. Aber wir hoffen, dass die Aufführung für einen Schub sorgt. Ich hoffe, die Leute sagen: Wow – das ist ein Projekt, das ich unterstützen will. Außerdem wollen wir den Film künftig verleihen, etwa an Schulen oder Kirchengemeinden. Langfristig bringt das sicher auch noch einmal etwas an Einnahmen.

Hier ist der Film zu sehen

"Passion 2:1" läuft kostenlos an Karfreitag, 2. April, um 20.15 Uhr kostenlos im Stream auf Youtube, auf Bibel TV und auf EWTN. Weitere Ausstrahlungen gibt es auf allgäu.tv am Karsamstag 20.15 Uhr und Ostersonntag 21.15 Uhr.