Landpfarrer, Bürgermeister, Markgraf: "Fränkische Lebensbilder im Fokus der Reformation" heißt die neue Schautafelsammlung, die Theologen, Historiker und Kunsthistoriker im Auftrag des Frankenbunds zusammengestellt haben. Bis zum 23. April zeigt das Museum Kirche in Franken 14 großformatige Fahnen mit Texten und Bildern. Elf davon geben Einblicke in die Biografien.

Auf der ersten Tafel entdeckt der Besucher, wie mobil die Menschen vor rund 500 Jahren schon waren, denn auf ihr sind die Wegstationen jedes Einzelnen dargestellt. "Das war eins unserer Ergebnisse, dass die Persönlichkeiten stark vernetzt und sehr viel unterwegs waren – für die damalige Zeit", erklärt Kuratorin Evelyn Gillmeister-Geisenhof.

Mit der Auswahl der fränkischen Biografien möchte sie bei den Besuchern aus der Region Identifikation schaffen. "Sie sollen das Gefühl bekommen, dass diese Personen hier über das Pflaster gelaufen sind, hinter den Mauern gelebt haben, und so ihre Geschichten hautnah erleben", so die Kuratorin.

Da ging die Post ab

Zum Beispiel die von Sebastian Hagelstein, dem Bürgermeister von Bad Windsheim. Er vertrat auf dem Reichstag in Augsburg 1530 die Reichsstadt. Immer wieder habe er Rücksprache mit seinem Stadtrat gehalten, sagt Claudia Berwind, wissenschaftliche Mitarbeiterin: "Da ging die Post hin und her, er war ein bisschen zögerlich und unsicher." Und das, obwohl der Bürgermeister die klare Anweisung bekommen habe, er solle sich an Nürnberg halten. Einige der Briefe von Sebastian Hagelstein an den Stadtrat befinden sich im Stadtarchiv. Einen davon zeigt die Ausstellung: Der Bürgermeister hat die Confessio Augustana unterzeichnet.

Die erste Reformatorin Europas war Argula von Grumbach – bekannt durch ihre Flugschriften. Ein junger Magister musste sich in Ingolstadt bei einem Prozess verantworten, weil er an der Universität im Sinn der neuen Idee lehrte. Argula von Grumbach verfasste 1523 Schreiben an Universität und Herzöge, die für einen Skandal sorgten. Der Brief erreichte als Flugschrift eine Auflage von 20.000 Exemplaren.

"Sie hat sich als Frau erlaubt, die Stimme in der Öffentlichkeit zu erheben. Was in der damaligen Zeit ein Eklat war. In der Bibel steht geschrieben, Frauen sollen schweigen in der Kirche", erklärt Berwind. "Und sie verlangte von den Professoren, mit ihr über den Vorgang zu diskutieren!" Gegner beschimpften sie als "Teufelin von Dietfurt". Ihr Ehemann verlor seine Stelle als gut bezahlter Pfleger. Plötzlich fehlte dem Ehepaar mit vier Kindern das Geld ...

Sieben Stationen in einem Jahr

Begleitet wird die Wanderausstellung von zwei Experten-Vorträgen am 31. März und 21. April. Danach tourt sie durch Bayern. Von Mai bis Juni ist sie in der Franziskanerkirche in Rothenburg ob der Tauber zu sehen, von Juli bis August in St. Andreas in Weißenburg, im September in Niklashausen, von Oktober bis Anfang November in Nürnberg in der Reformations-Gedächtnis-Kirche und dann bis Anfang Januar 2018 im Ansbacher Markgrafenmuseum. Im März 2018 zeigt das FrauenWerk Stein die Schau nochmals, im April 2018 ist sie dann erneut im Münster Heilsbronn zu sehen.

Um die Ausstellung zu lesen, benötigt der Besucher etwa eine gute Stunde – in dieser Zeit kann er auch einige der Bilder etwas eingehender betrachten. Je nach körperlicher Kondition kommt der aufrechte Interessent also zur Not ohne eine Sitzpause aus.

Die Schautafeln sind, das wird den Museumsgänger ermuntern, freundlich gestaltet und für jedermann verständlich geschrieben. Doch so sehr auch die Post in der frühen Neuzeit per Pferd und Kutsche abging – von den "Fränkischen Lebensbildern" lässt sich das aus didaktisch-museumspädagogischer Perspektive nur eingeschränkt feststellen.