Die 55-jährige evangelische Pfarrerin Gerhild Zeitner wird die erste Frau in der Gefängnisseelsorge in Nürnberg. Am 1. März tritt sie ihren neuen Dienst hinter Gittern an. Zeitner ist dort für die Seelsorge für die weiblichen und männlichen Inhaftierten zuständig. Aber sie ist auch für die Bediensteten in der Justizvollzugsanstalt da. »Auch hier ist oft Krisenintervention nach belastenden Situationen vonnöten«, erklärt die Pfarrerin.

Zeitner war von 2013 bis 2016 Seelsorgerin in der bayerischen Partnerkirche El Salvador. Für die Stiftung »Wings of Hope« hat sie dort auch bei der Ausbildung von Traumaberatern und Traumapädagogen mitgewirkt, wie sie erzählt. Die Auslandserfahrungen sind nach ihrer Auffassung ein Plus für ihre neue Tätigkeit mit Gefangenen, von denen viele einen Migrationshintergrund haben. »Es ist gut zu wissen, wie man sich als Ausländer fühlt. Man kommt dann besser ins Gespräch«, hat sie bei ihren bisherigen Einsätzen erfahren. Zeitner hat bereits Gottesdienste in der JVA gehalten.

Gefängnisseelsorgerin: »Es geht um Menschen aus Fleisch und Blut«

Die zwei evangelischen und zwei katholischen Seelsorger in der Nürnberger JVA seien »in bester ökumenischer Eintracht« für etwa 1.100 weibliche und männliche Häftlinge zuständig, davon seien etwa 400 in Untersuchungshaft. 50 bis 100 Frauen sitzen in Untersuchungshaft oder in Strafhaft.

»Es geht hier um Menschen aus Fleisch und Blut, mit Leib und Seele in einer extremen Krise«. Gerade die Untersuchungsgefangenen müssten verkraften, »von hier auf jetzt verhaftet zu werden und nach einer Vorführung beim Haftrichter für mindestens 22 Stunden am Tag in eine Zelle gesperrt zu werden, ohne Handy, Internet oder einen anderen Zugang zur Außenwelt«, schildert die Pfarrerin. Später komme dann noch der Moment, in dem man die Anklageschrift in den Händen halte, noch später die Verurteilung.

Gefängnisseelsorge hat Etat für bedürftige Häftlinge

Vor Inhaftierten, die vielleicht in ihrem Leben schon mehrere gewalttätige Straftaten begangen haben, fürchtet sich Zeitner nicht, wie sie sagt. »Die Gefangenen gehen doch davon aus, dass wir Ihnen etwas Gutes tun.« Aufgabe der Seelsorge sei es, die straffällig gewordenen Menschen zu stabilisieren und ihnen etwas anzubieten. Die Gefängnisseelsorge hat eine Kunstgruppe und einen Chor im Programm, neuerdings gibt es eine Vater-Kind-Gruppe.

Jeder Häftling, der etwas von den Kirchenvertretern hinter Mauern wolle, kann einen ausgefüllten Vordruck in den Seelsorge-Briefkasten werfen und um ein Gespräch bitten, erklärt Zeitner. Etwa 140 Häftlinge in der Untersuchungshaft seien bedürftig und hätten kaum einen Cent, um sich Tabak oder Kaffee zu kaufen. Um sie zu unterstützen, hat die Gefängnisseelsorge einen Etat