Hersbruck bekommt einen neuen Ort des Gedenkens. Eine Stele im Rosengarten, soll an die Sinti erinnern, die während der Nazi-Diktatur aus der mittelfränkischen Kleinstadt deportiert und später ermordet wurden, erklärte der Vorsitzende der "Dokumentationsstätte KZ Hersbruck", Thomas Wrensch, dem Evangelischen Pressedienst epd. Die Einweihung der Erinnerungsstele ist am Samstag, 7. März (11 Uhr), geplant. Es werde der Vorsitzende des bayerischen Landesverbands der Sinti und Roma, Erich Schneeberger, sprechen, sagte Wrensch.

Vor sechs Jahren hätten die Recherchen für eine Dokumentation und vor drei Jahren die Vorbereitungen für den Erinnerungsort begonnen. Die KZ-Dokumentationsstätte hat im Jahr 2018 bereits eine Broschüre mit dem Titel "Verfolgt, deportiert, ermordet" veröffentlicht. Sie zeichnet die Geschichte der Sinti in Hersbruck von 1939 bis 1945 nach. Aus dieser Arbeit heraus sei der Wunsch entstanden, die Erinnerung an die ehemaligen Mitbürger wach zu halten, sagte Wrensch.

Hersbrucker Sinto-Familien: 1943 nach Auschwitz gebracht

In dem 70 Seiten starken Büchlein sind die Schicksale aller Mitglieder der Familien Strauß, Lehmann, Schmitt und Höllenreiner beschrieben, die von der "Rassehygienischen und bevölkerungs-biologischen Forschungsstelle" als "Zigeunermischlinge" eingestuft worden waren und von den Behörden kriminalisiert wurden. "Nicht arischen" Händlern wurden keine Gewerbescheine mehr ausgestellt, wer weiter ein Wandergewerbe betrieb, verstieß gegen das "Zigeuner- und Arbeitsscheuengesetz"

Die Hersbrucker Sinto-Familien wurden Anfang März 1943 von der Schutzpolizeidienststelle für die Deportation nach Auschwitz abgeholt.  Die damals 20-jährige Ida Schmitt und ihr kleiner Sohn Richard wurden ein Jahr später nach Auschwitz gebracht und dort ermordet. Nach dem Krieg kehrten ein paar überlebende Sinti in die Stadt zurück. Die Behörden hatten aber nach ihrer Deportation die "Einziehung der Vermögenswerte für das Reich" veranlasst, wie die Autoren der Schrift zeigen. Von den 24 betroffenen Männer, Frauen und Kindern überlebten zehn die Vernichtungslager nicht.

Auf der Erinnerungsstele für die Opfer-Familien wird ein nachgebildeter Viehwaggon als Symbol für den Abtransport aus der Stadt stehen, erklärt Thomas Wrensch. Zunächst habe es in der Stadt andere Vorstellung von der Gedenkstätte gegeben. Der Stadtrat habe überlegt "Stolpersteine" an den früheren Wohnhäusern verlegen zu lassen. Die hätten die Nachkommen der Familien aber abgelehnt.