Studierende und Dozierende der Evangelischen Hochschule Nürnberg treffen sich auf ein Glas Wein und lockere Gespräche in einem sonnenbeschienenen Café. Die "WunderBar" ist pastellblau gestrichen, vor dem südfranzösisch anmutenden Gebäude sind rote Holzstühle um runde Bistrotische gruppiert.

Virtuelle Bar soll Gemeinschaft stärken

Zwar ist die Hochschul-Bar nur virtuell vorhanden, aber sie soll den Mitgliedern der Hochschule trotzdem ein Gefühl von Gemeinschaft und Geselligkeit vermitteln. Denn bei der "WunderBar" handelt es sich um eine Aktion des Projekts "Balance for YOU", das die Hochschule zusammen mit Studierenden angestoßen hat.

Herausforderung für Studierende

"Das erneute Corona-Semester stellte viele Studierende vor Herausforderungen", beschreibt Studiendekan Prof. Dr. Markus Schaer den Anstoß für die Kampagne.

Im Unterschied zu den Schulen sind an den Universitäten und Hochschulen keine Lockerungen über den Sommer geplant. Manche Studierende haben sich inzwischen ein ganzes Jahr lang schon nicht mehr persönlich gesehen. Viele kommen damit zwar einigermaßen zurecht, aber die ständigen Online-Veranstaltungen können auf Dauer auch sehr viel Kraft kosten, sagt der Psychologe.

Vereinsamung durch den Verlust persönlicher Kontakte, eine digitale Entgrenzung von Studium und Privatem oder Probleme, sich selbst zu strukturieren, wenn die virtuelle Vorlesung ständig im Wohnzimmer stattfindet, zählt er als einige der Schwierigkeiten auf.

Verschiedene Schwerpunkt-Themen

"Balance for YOU" soll den Studierenden in dieser Situation Mut machen für das kommende Semester. Die jeden Dienstag erscheinenden YouTube-Beiträge sind eine Art psychologische Unterstützung, die den jungen Menschen das Gefühl "Wir denken an euch" vermitteln soll. Die wöchentlichen Schwerpunkte behandeln Themen wie Selbstmitgefühl, Beziehungspflege oder Dankbarkeit.

"In den kurzen Videoclips gehen Mitarbeitende und Studierende der Frage nach ‚Was gibt mir Kraft‘ oder ‚Wie strukturiere ich mich‘", erläutert Schaer die einzelnen Angebote. So könne man etwa gemeinsame Spaziergänge organisieren, um Erholung, Sozialkontakt und Bewegung coronakonform zu verbinden.

Vielfältige Resilienz-Projekte

Seitens der Studierenden habe es erstaunlich viele Rückmeldungen gegeben, sagt er mit Verweis auf die Facebookseite der Hochschule. Es seien auch schon Studierende mit der Bitte auf ihn zugekommen, anderweitige Resilienz-Projekte über diesen Online-Kanal zu verteilen.

Etwa die Aktion "Nicht allein sein" der Kontakt- und Informationsstelle Selbsthilfegruppen (KISS) Mittelfranken. Andere Studierende wiesen auf "10 Goldene Regeln" für ein gutes Online-Studium hin. Von diesen Regeln könnten sowohl Studierende als auch Dozierende profitieren.

Virtuelle WunderBar

Einen Gewinn stellt wohl ebenfalls die WunderBar dar. Dabei handelt es sich um eine Online-Plattform, bei der man sich in liebevoll gestaltetem Ambiente trotz sozialer Distanz treffen könne. Svenja Wöllner, Mitglied im Studierendenparlament der Hochschule, sieht die Spontanität und Flexibilität des Angebots als großen Vorteil.

"Man kann einfach jeder Gruppe beitreten oder sie wieder verlassen", beschreibt sie den lockeren Umgang der Online-Treffen.

Hürden wie das Erstellen von Kleingruppen und die Zuweisung durch einen Administrator gäbe es nicht, erklärt sie mit Verweis auf das Konferenzsystem Zoom. Man könne sich einfach zum virtuellen Mittagessen verabreden und die Menschen sehen, die man aufgrund der Kontaktbeschränkungen nicht treffen würde.

Für alle offen

"Die WunderBar ist rund um die Uhr offen, man kann jederzeit vorbeischauen", sagt sie. Dazu wolle der AStA der Hochschule die Studierenden auch ermutigen. Dazu werden mehrere große Veranstaltungen auf der Online-Plattform organisiert. Beim "Ersti-Only-Treff" werden den neuen Studierenden die Bar gezeigt und verschiedene Kennenlern-Spiele gespielt.

Die Woche darauf gibt es die Semesterstart-Party für alle Studierenden, später auch ein Winetasting. Und für einen ausufernden Spieleabend an einem der virtuellen Bistrotische ist natürlich auch immer Zeit. "Irgendwann wird es dort auch noch einen Backabend geben – unsere Nervennahrung zum Selbermachen", verrät Wöllner das zukünftige Programm.

Studiendekan Schaer ist froh über diese vielfältigen Angebote zur Stärkung der Freude am Studieren. "Es gibt das Gefühl von Gemeinschaft und Zusammenhalt", sagt er mit Verweis auf das nun digital stattfindende Hochschulleben.