Bereits die Ankündigung des Gottesdiensts ist ein Gedicht:

Das gibt es nichts zu zanken
Es fehlt der »Fastnacht in Franken«,
auch fehlt es sehr, wenn ich genau
hinsehe, bei »Schwaben weissblau«.
Es fehlt das Spirituelle.
Das fließt aus einer Quelle:
Aus der Bibel, der Heiligen Schrift,
ie immer den Nagel auf den Kopf trifft.

Im Gottesdienst, den Werner Schendel am Faschingssonntag in der Kaufbeurer Dreifaltigkeitskirche hält, kommt das Spirituelle keineswegs zu kurz. Bereits zum neunten Mal gibt der pensionierte Religionslehrer und Lektor in der närrischen Zeit in Kaufbeuren eine Reimpredigt zum Besten. »Mir geht das Reimen einfach leicht von der Hand«, sagt Schendel. Zu Hause bei dem 71-Jährigen reihen sich ganze Ordner mit Gedichten und gereimten Geschichten aneinander, die er für verschiedene Anlässe geschrieben hat: Schulfeiern, Feste, Geburtstage. Bereits 1983 hat der Pädagoge Luthers gesamtes Leben und Wirken in Reimform gefasst.

Auch Kyrie, Credo und Segen in Reimen

So verwundert es nicht, dass Schendel im Gottesdienst am Faschingssonntag nicht nur die Predigt in Reimform präsentiert. »Wir gestalten den ganzen Gottesdienst in Reimen«, sagt er – also auch Kyrie, Segen oder Credo. Das hört sich dann zum Beispiel so an:

Ich glaube an Gott den einzig Einen.
Als Vater will er mir erscheinen.
Er ist in und über der Welt
im Sonnenschein, im Sternenzelt.

Predigen wird Werner Schendel über den Turmbau zu Babel: »Von Türmen und Narren« wird er erzählen. Und auch wenn es ein Faschingssonntag ist, hat in der Predigt mehr als nur Klamauk Platz: »Es steckt auch Ernstes drin«, sagt Schendel. So gehe es unter anderem »um jenen Narr in Amerika, der seinen Turm als lange Mauer begreift«. Und auch von den »neuen braunen Narren« werde zu hören sein, die derzeit in Deutschland ihr Unwesen treiben. »Schwarzbraun ist die Haselnuss« spielt an der Stelle dann die Orgel, die die Predigt jeweils mit passender Musik ergänzt.

Eine ganz andere Gottesdienstfeier

Rund 150 Besucher kommen in der Regel zum Faschingsgottesdienst. Im Laufe der Jahre habe sich eine ökumenische Gemeinde gefunden, der es Spaß mache, einmal eine ganz andere Gottesdienstfeier zu erleben. Viele nehmen danach die Predigt mit, um die Botschaft in launigen Versen noch einmal nachzulesen. Werner Schendel freut das – oder, um es in seinen gereimten Worten zu sagen:

»Das unterschreibe ich mit meinem Namen.
Und sage dazu Ja und Amen.«

Beginn um 10 Uhr

Der gereimte Gottesdienst beginnt am Faschingssonntag, 3. März, ab 10 Uhr in der Kaufbeurer Dreifaltigkeitskirche.