Die KZ-Gedenkstätte Flossen­bürg zeigt Werke des 2017 verstorbenen Bildhauers Fritz Koenig. Unter dem Titel "Zeichen der Erinnerung" wird eine Aus­wahl von Zeichnungen, Skulptu­ren, Modellen und Filmaufnah­men des Künstlers präsentiert. Koenig, der in Landshut leb­te und wirkte, hatte enge Bezü­ge zu Flossenbürg: Immer wieder wählte er für seine Skulpturen den Granit des Flossenbürger Steinbruchs "Plattenberg" aus. "Die Geschichte des Orts und der Werkstoff Granit haben ihn und sein Oeuvre inspiriert und ge­prägt", erklärte Gedenkstättenlei­ter Jörg Skriebeleit bei der Eröff­nung.

Die Ausstellung ist bis 31. Mai 2019 zu sehen

Koenig (1924-2017) gilt als ei­ner der bedeutendsten deutschen Bildhauer der Gegenwart. Seine Erfahrungen als Wehrmachtsol­dat im Zweiten Weltkrieg präg­ten sein gesamtes Schaffen. Der Mensch und sein Abbild im Spannungsfeld zwischen Liebe, Tod und dem Bewusstsein der ei­genen Vergänglichkeit stehen im Zentrum seines Werks, weshalb er als idealer Künstler für den Er­innerungsort gilt.

Zwei Skulpturen des Bildhau­ers befinden sich auch im Frei­gelände der Gedenkstätte: das "Große Epitaph XIV" vor dem ehemaligen SS-Casino mit Blick auf das frühere Lagergelände und "Hiob III" im ehemaligen Arresthof, dem Exekutionsort des evangelischen Theologen Diet­rich Bonhoeffer. "Beide Objekte bilden ein historisch-topografi­sches Wechselverhältnis, das den heutigen Betrachter einbezieht", erklärte Skriebeleit.

 

Hiob III. heißt die Skulptur im ehemaligen Arresthof, dem Exekutionsort Dietrich Bonhoeffers.
Hiob III. heißt die Skulptur im ehemaligen Arresthof, dem Exekutionsort Dietrich Bonhoeffers.

Zu Koenigs Hauptwerken zäh­len die "Pietà" in Berlin-Plötzen­see (1962), das "Große Kreuz VI" in der Versöhnungskirche der KZ-Gedenkstätte Dachau (1966-1967), das "Mahnmal für die Bundesrepublik Deutschland" auf dem Gelände der KZ-Ge­denkstätte Mauthausen (1982-83), das Modell des "Denkmals für die ermordeten Juden Eu­ropas" in Berlin (1994) und das Denkmal für die Opfer des Olym­pia-Attentats 1972 in München (1995).

Fritz Koenigs berühmtes­te Skulptur, die für die Plaza des World Trade Centers geschaffe­ne "Kugelkaryatide N.Y." (1968-1972), wurde nach den Anschlä­gen vom 11. September 2001 zum Mahnmal.

Gedenkstättenleiter Skriebeleit erklärte, dass es "ein langgehegter Wunsch" war, eine Ausstellung mit den Werken Fritz Koenigs in Flossenbürg zu rea­lisieren. "Mit dieser Werkschau zu Fritz Koenig versucht die Ge­denkstätte Flossenbürg abermals einen Diskursraum zu Formen und Möglichkeiten von Erinne­rung zu eröffnen."

Die Ausstellung wurde von Mitarbeitern der KZ-Gedenk­stätte Flossenbürg zusammen mit dem Landshuter Skulpturen­museums im Hofberg erstellt, in dem das plastische und grafische Werk Koenigs bewahrt wird. Laut Stefanie Weinmayr, der Muse­umsleiterin, hat sich Koenig früh und mit radikaler Konsequenz den Menschen in seiner Schön­heit, seinen Beziehungen und seiner elementaren Gefährdung als Leitmotiv gewählt. "Die Ge­fährdung menschlicher Existenz, Verlust, Schmerz und Tod erfährt Fritz Koenig als Achtzehnjähri­ger, als er sich freiwillig an die Ostfront des Zweiten Weltkriegs meldet." Diese unauslöschlichen Erlebnisse bestimmen sein Werk.

Schönheit und Elend in Zeichnungen

Koenig zeichnete unabläs­sig in den Schützengräben der Front. Wenn das Papier ausging, zeichnete er mit einem Hölzchen in die Lehmwände des Grabens. Er bannte das Elend in der Zeich­nung: Verletzte, Sterbende, Tote. Zerstörte Häuser, die Unbekann­ten einst ein Heim waren. Gleich­zeitig hielt er auf teils winzigen Formaten die Schönheit der Son­nenblumenfelder fest. Er sah Tod und Elend des Kriegs, bewahrte sich aber seine Autonomie.

Die Ausstellung in Flossen­bürg wird parallel zu einer Ret­rospektive des Gesamtwerks von Fritz Koenig in den Uffizien in Florenz gezeigt.