An seinem neuen Wohn- und Arbeitsort will Michael Thoma künftig nicht nur beruflich in Bewegung bleiben. Auch privat hat er sich da einiges vorgenommen. Thoma ist leidenschaftlicher Tänzer. Früher habe er sogar auf Turnieren getanzt, erzählt der neue Augsburger Stadtdekan. Thoma hat sich daher in Augsburg bereits eine Tanzschule ausgesucht, in der er sich künftig zusammen mit seiner Frau Sylvia zu Standard- und lateinamerikanischen Rhythmen aufs Parkett wagen möchte.

Bis es soweit ist, dauert es aber noch ein wenig. Noch hat Thoma seine Dekanswohnung nicht bezogen und pendelt einstweilen von seinem Wohnort in Eching bei München nach Augsburg. Sieben Jahre war der 50-Jährige zuletzt Referent für Seelsorge und Beratung im Münchner Landeskirchenamt. Davor arbeitete er als Pfarrer in Eching und hatte eine Projektstelle als Notfallseelsorger im Kirchenkreis München inne. Zum 1. April 2019 wird Thoma evangelischer Stadtdekan in Augsburg. Er folgt damit Susanne Kasch nach, die das Amt fast 17 Jahre innehatte. Wie Kasch übernimmt Thoma darüber hinaus die erste Pfarrstelle der Kirchengemeinde St. Anna.

Dekan Michael Thoma: "Zeit nehmen für die Menschen"

Er habe bei seiner Tätigkeit im Landeskirchenamt vieles über Personalführung gelernt, das er nun in seine neue Aufgabe einbringen wolle, sagt Thoma. Es reize ihn, das Dekanat mitzugestalten, "mit den Menschen vor Ort etwas zu bewegen, das Miteinander zu stärken" – zwischen Mitarbeitern aber auch zwischen Kirchengemeinden. Das Miteinander ist in Augsburg Programm: Der Dekanatsbezirk wird von einem dreiköpfigen Dekanekollegium geleitet. Neben Thoma gehören dazu Doris Sperber-Hartmann, die die Region Süd/Ost betreut, und Stefan Blumtritt, der für die Region Nord/West zuständig ist. Thoma selbst verantwortet die Region Mitte, also die Gemeinden im Stadtgebiet Augsburg.

Er sei ein Mensch, "der gerne im Team arbeitet, mit anderen gemeinsam denkt, Pläne und Visionen entwickelt", sagt der neue Stadtdekan von sich. Eine seiner Visionen, das wird im Gespräch mit ihm deutlich, ist die von einer "diakonisch-seelsorgerischen Kirche". Viele Menschen benötigten Hilfe und seelsorgerischen Zuspruch, erläutert Thoma. Aufgabe der Kirche sei es, sich ihnen zuzuwenden – ob es Senioren seien oder junge Familien. "Hier können wir als Kirche ein Zeichen setzen: Wir nehmen uns Zeit für die Menschen."

Kirche soll spirituelle Angebote machen

Gerade in der heutigen, oft hektischen und schnelllebigen Welt gebe es eine Sehnsucht nach Ruhe und Besinnung, glaubt der Seelsorger. Er will deshalb verstärkt mit spirituellen Angeboten auf die Menschen zugehen. Die Kirchen hätten seit Jahrtausenden spirituelle Angebote und Räume, in denen Menschen Kraft schöpfen können. Es gehe darum, diese Räume "zu öffnen für die Begegnung mit Gott", erläutert Thoma. Dies könne auch "jenseits der normalen Gottesdienste" geschehen.

Gemeinsam mit Kirchengemeinden, Pfarrerinnen und Pfarrern will der neue Stadtdekan daher überlegen, "wie Kirche in der heutigen Zeit aussehen könnte". Um das herauszufinden, wolle er zuerst einmal auf die Menschen in den Gemeinden zugehen, sie kennenlernen, sagt Thoma. Denn nichts sei unpassender, "als wenn ein Neuer kommt und meint, er weiß gleich alles besser".