Ein simpler Holzrahmen schärft den Blick. In Zweiergruppen tun sich angehende Naturpädagogen zusammen und suchen im Garten des Bunds Naturschutz nach Dingen, die sie begeistern: ein vorwitziges Schneeglöckchen unter altem Laub. Allererste Knospen an den Zweigen, eher mit der Lupe oder Lesebrille erkennbar. Ein vergammelter Apfel im Komposthaufen mit frischen Beißspuren: Offensichtlich wird er von Vögeln als Mahlzeit klein gepickt.

Es sind 15 ganz unterschiedliche Erwachsene aus ganz Bayern, die sich an einem frischen, aber sonnigen März-Wochenende in Regensburg versammeln. Erzieherinnen, Lehrer, Studenten und Quereinsteiger, die sich beruflich verändern möchten. Ihr Ziel: berufsbegleitende Natur­pädagogik. Dafür nehmen sie sich 14 Wochenenden Zeit, die auf eineinhalb Jahre gestreckt sind. Damit können sie künftig Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen viele verschiedene Zugänge zur Natur ermöglichen. Der Kurs macht Lust auf Entdeckungen in der Natur und schärft die Sinne. Er kann für Zusammenhänge in einem Ökosystem sensibilisieren und Motivation wecken, sich für die Bewahrung unserer Lebensgrundlagen einzusetzen. Das ist der Sinn des Lehrgangs von Natur und Pädagogik.

Was die Teilnehmer in Naturpädagogik lernen

Das Evangelische Bildungswerk arbeitet mit dem Landesbund für Vogelschutz zusammen und bildet alle zwei Jahre fort. Neben dem genauen Blick auf die Natur lernen die Teilnehmer, sie für sich und ihre Arbeit zu nutzen: etwa ein Waldsofa zu bauen, ein Wellness-Wochenende mit Pflanzenfarben und Düften zu experimentieren, Jugendliche an ein Landart-Projekt heranzuführen oder mit Familien die faszinierende Welt eines Tümpels zu erkunden.

An diesem Wochenende geht es um "Natur in der Stadt". Bei einer Wanderung erkunden die Teilnehmer das umliegende Wohngebiet, angeleitet von kleinen Fragestellungen, etwa: "Achtet doch mal drauf, wer euch in der nächsten Viertelstunde begegnet. Kinder, Spaziergänger mit und ohne Rollator? Wie wird der Spielplatz genutzt?"

Die Gruppe angehender Naturpädagogen im Garten des Bund Naturschutz Regensburg.
Die Gruppe angehender Naturpädagogen im Garten des Bund Naturschutz Regensburg.

Naturpädagogik geht auch in der Stadt

Der betreffende Spielplatz wird an diesem Samstag tatsächlich von vier Kindern und mindestens ebenso vielen Erwachsenen besucht. Die erstarren schlagartig, als die fremde Erwachsenengruppe auf sie zuströmt. Es gibt eine Riesenrutsche, auf der sich auch die Teilnehmer hinunterstürzen, argwöhnisch betrachtet von den nicht mehr spielenden Kindern. Daneben führt eine riesige Treppe aus Lkw-Reifen und Beton-Klötzen wieder bergauf. Doch daneben machen etliche sandige Rutschbahnen im Gehölz klar, dass Kinder den aufwendigen Aufstieg gar nicht brauchen. "Wir suchen uns selber unsere Verstecke", erläutert der neunjährige Nico, von der Gruppe befragt.

"Die Natur erobert sich grundsätzlich alles zurück", erläutert Referent Kurt Heine vom Bund Naturschutz. Und wie können sich Gartenbesitzer mehr Natur in den Garten holen? Für den heimischen Garten empfiehlt er die Hainbuche statt der giftigen Thujenhecke. Eine Kornell-Kirsche blühe ähnlich schön gelb wie die Forsythie, mit Ersterer könnten die heimischen Vögel und Insekten mehr anfangen.

 

Informationen zum EBW-Lehrgang Naturpädagogik

Alle zwei Jahre beginnt ein neuer Lehrgang in Naturpädagogik. Der Kurs wird vom Umweltministerium gefördert und zertifiziert. Für den Kurs 2019/2020 kann man sich auf einer unverbindlichen Vormerkliste eintragen. Mehr dazu unter www.ebw-regensburg.de/Naturpaedagogik