Der angespannte Wohnungsmarkt sorgt auch in vielen kommunalen Obdachlosen-Unterkünften für Probleme. Fast überall ist in den vergangenen Jahren deswegen die Zahl der Schlafplätze in Wohnungen, Pensionen oder Notschlafstellen erhöht worden - dennoch sind die kommunalen Einrichtungen oft überbelegt. Besonders drastisch ist die Situation in Würzburg und in München. Die Gründe für die angespannte Lage sind vielseitig. Neben der zunehmenden allgemeinen Wohnungsknappheit spielt zum Beispiel in Würzburg auch der Zuzug von Arbeitsmigranten aus Südosteuropa eine Rolle, heißt es aus dem städtischen Sozialreferat.

In Würzburg

In Würzburg mussten 2018 nach Angaben der Stadt 381 obdachlose Personen untergebracht werden - 2010 waren es nur 233 Personen, also rund 150 Menschen weniger. Die Stadt hat in den vergangenen Jahren ihre zur Verfügung stehenden Unterkünfte nicht erweitert, die Belegung hat allerdings zugenommen. So wurden etwa in einer Sammelunterkunft die Einzel- zu Mehrbettzimmern umfunktioniert - auch deshalb, um für obdachlose Familien die dezentral angemieteten Wohnungen erhalten zu können. Über etwas mehr als 100 solcher Wohnungen verfügt die Stadt aktuell, weitere Anmietungen seien geplant, aber schwierig.

In München

In München fällt der Anstieg in absoluten Zahlen noch dramatischer aus: Ende des Jahres 2010 waren in den Einrichtungen der städtischen Wohnungshilfe 2.438 Personen untergebracht - und Ende August 2019 waren es mit 4.950 Menschen mehr als doppelt so viele. Weil der freie, nicht-geförderte Wohnungsmarkt "für die Aufnahme wohnungsloser Haushalte so gut wie nicht mehr zur Verfügung" stehe, investiert die Landeshauptstadt nun selbst: Bis 2027 sollen ungefähr 5.000 Plätze in sogenannten Flexiheimen entstehen - darin gebe es "abgeschlossene Wohneinheiten", die mehr Privatsphäre für die Menschen bieten.

Nach Angaben des Münchner Sozialreferats gibt es aktuell "12.000 besonders dringlich vorgemerkte Haushalte" - also Einzelpersonen, Paare oder Familien, die von Wohnungslosigkeit betroffen oder akut bedroht sind. Dem stünden aktuell nur etwa 3.000 öffentlich geförderte Wohnungen pro Jahr für eine Belegung zur Verfügung. Neben dem Wohnungsmangel an sich kommt in fast allen Städten hinzu, dass die Verweildauer in den Unterkünften - die allesamt nur als Zwischenlösung bis zur Wohnungsfindung auf dem freien Markt gedacht sind - immer länger wird, weil der Markt kaum günstige Wohnungen bietet.

In Nürnberg

Nürnberg als zweitgrößte Stadt Bayerns kommt aktuell auf etwa 190 Wohnungen, etwa 950 Plätze in Obdachlosen-Pensionen, 130 Plätzen in Notschlafstellen, 285 stationäre Heimplätze und etwa 300 Plätze im ambulant betreuten Wohnen. Diese Kapazitäten seien in den letzten fünf Jahren deutlich erweitert worden, die Auslastung liege aktuell bei 95 Prozent. Im Bereich der Wohnungen finde "häufig eine 'gewollte' Überbelegung" statt. Ziel sei die "Rückführung in den Wohnungsmarkt" und nicht die dauerhafte Nutzung günstiger Obdachlosen-Wohnungen. Zudem werde die Aufnahme von Familienmitgliedern geduldet.

In Augsburg

Augsburg hält aktuell 120 Plätze in einem Übergangswohnheim und 56 Wohneinheiten für Obdachlose vor. Dies seien mehr Wohnheimsplätze als noch 2010, aber weniger Wohnungen. Eine Wohnanlage werde im Moment erneuert und sei deshalb nicht belegt. In Erlangen gibt es zur Zeit 234 Obdachlosenwohnungen, die bewusst dezentral übers ganze Stadtgebiet verteilt liegen, um Konflikten vorzubeugen. Dies seien zwar weniger als 2010, damals seien es 239 Wohnungen gewesen, jedoch mehr als 2015 mit 197 Wohnungen.

In anderen großen Städten

In Fürth wird ein Wohnheim mit bis zu 200 Plätzen vorgehalten, 120 Plätze seien aktuell belegt. Laut Angaben der Stadt Ingolstadt ist die Zahl der Schlafplätze für Obdachlose mit 200 Betten in einer Gemeinschaftsunterkunft seit fünf Jahren konstant. Die Belegung hatte 2016 mit 351 Nutzern pro Jahr einen Höchststand, 2018 waren es 227. Die Zahl der Plätze sei damit ausreichend. In Regensburg wird gerade eine neue Sammelunterkunft gebaut. Insgesamt verfügt die Stadt über knapp 200 Schlafplätze in verschiedenen Einrichtungen - allerdings sind einige davon nur in den Wintermonaten geöffnet. In Bamberg gibt es 60 Plätze, in Passau 46 und in Ansbach 14. Diese Zahlen sind seit vielen Jahren stabil.

Bayreuth als Ausnahme

Anders in der Stadt Bayreuth: Dort hat man die Zahl der Wohnplätze für Obdachlose seit 2009 deutlich abgesenkt. Damals gab es noch 123 Plätze, heute sind es 33. Vor zehn Jahren startete in der Kommune das Projekt "Chance", das die "Umsetzung" aus Obdachlosenheimen in normale Wohnungen zum Ziel habe. Zudem habe man mit der Einführung einer präventiven Wohnungslosenhilfe die Zahl tatsächlicher Obdachloser in den vergangenen Jahren stark verringert. Auch die Verweildauer in den Einrichtungen sei durch eine intensivere Betreuung durch Mitarbeiter der Diakonie "deutlich verringert" worden.