Gleich zwei kirchlich-diakonische Projekte sind am Donnerstagabend mit dem Frauenpreis 2020 der Stadt Nürnberg ausgezeichnet worden: die "Stadtteilmütter" der Stadtmission Nürnberg und die interreligiöse Frauen-WG der Evangelischen Jugend Nürnberg. Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern, die Mitglied der 13-köpfigen Jury ist, sagte dem Sonntagsblatt: "Mir war dieses Jahr wichtig, dass kirchlich-diakonisches Engagement ausgezeichnet wird." Beide Projekte stünden für zukunftsfähige Formen von Kirche und Diakonie.

Den mit 4.000 Euro dotierten Hauptpreis teilen sich die "Stadtteilmütter" mit dem Internationalen Frauen- und Mädchenzentrum. Die interreligiöse Frauen-WG erhielt eine nicht-dotierte Auszeichnung.

Das Projekt "Stadtteilmütter" wurde 2010 ins Leben gerufen, um Frauen mit Migrationshintergrund ein Jahr lang dabei zu helfen, in Nürnberg Fuß zu fassen.

Bedingung für diese ehrenamtliche Arbeit sei damals gewesen, dass die Frauen selbst Migrationshintergrund haben, sagte die Frauenbeauftragte der Stadt Nürnberg, Hedwig Schouten, in ihrer Laudatio. Seitdem seien 42 Frauen aus verschiedenen Ländern wie der Türkei, Russland, dem Iran, dem Irak und Äthiopien ausgebildet worden; elf sind derzeit aktiv.

Ziel der Frauen ist es, den Familien bei rechtlichen, gesundheitlichen oder wirtschaftlichen Problemen zur Seite zu stehen sowie Unterstützung bei der Organisation des Familienalltags zu bieten. Dabei betreut jede Stadtteilmutter eine Familie, die sie regelmäßig besucht oder zu der sie telefonisch Kontakt hält. Meistens stammen die Stadtteilmutter und die hilfesuchende Familie aus einem gemeinsamen Herkunftsland oder einem Land, in dem dieselbe Sprache gesprochen wird.

Auch das Internationale Frauen- und Mädchenzentrum wurde von der Jury ausgezeichnet.

Seit 1979/80 bietet der gemeinnützige Verein mit Sitz Nürnberg diverse Bildungs-, Freizeit- und Beratungsangebote für Frauen und Mädchen an. Dazu zählen beispielsweise Selbstbehauptungskurse, ein Offener Frauentreff und Integrationskurse.

Zum Ziel hat es sich das IFMZ gemacht, die Persönlichkeiten und das Selbstbewusstsein der Teilnehmenden zu stärken, den Austausch untereinander zu fördern und Hilfe zur Selbsthilfe zu initiieren. Darüber hinaus sollen interkulturelles Verständnis und Integration begünstigt werden.

In der interreligiösen Frauen-WG leben junge Frauen christlichen und muslimischen Glaubens zwischen 18 und 27 Jahren eine Woche lang gemeinsam unter einem Dach.

Nach den alltäglichen Verpflichtungen kommen die Frauen abends zusammen, um Gemeinschaft zu teilen und sich in gesellschaftspolitischen Fragen weiterzubilden. Die Frauen, die sich ehrenamtlich in ihren jeweiligen Kirchen- und Moscheegemeinden oder konfessionellen Organisationen engagieren, lernen dabei die Religionen der Mitbewohnerinnen besser kennen und sollen auf diese Weise Botschafterinnen für ein friedliches Zusammenleben werden.

Schouten regte in ihrer Laudatio an, das Projekt um Frauen mit katholischem Bekenntnis oder jüdischen Glaubens zu erweitern.

Der Frauenpreis der Stadt Nürnberg wird einmal im Jahr verliehen. Jedes Mal werde ein neuer Aspekt des Engagements von Frauen in der Stadt ausgezeichnet, diesmal war das die frauenspezifische Integrationsarbeit.