Fünf ökumenische Sonntagsgottesdienste im Jahr plus x: Auf diese Lösung haben sich die Verantwortlichen von katholischer und evangelischer Seite im Fall Putzbrunn verständigt. Auf Nachfrage des Sonntagsblatts bestätigte das Erzbischöfliche Ordinariat, dass sich eine von Ordinariatsdirektorin Gabriele Rüttiger initiierte, ökumenisch besetzte Gesprächsrunde mittlerweile getroffen habe. Dabei sei festgehalten worden, dass ökumenische Sonntagsgottesdienste, wie im "Direktorium" vorgesehen, grundsätzlich "zu einem bedeutsamen Anlass" gefeiert werden können.

Fünf Termine wurden für das Ökumenische Zentrum Putzbrunn explizit vereinbart: Im Januar zur "Gebetswoche für die Einheit der Christen", im September zu Kirchweih, auf Wunsch der politischen Gemeinde auch im Juli zum Dorffest und im November zum Volkstrauertag, dazu ein ökumenischer Familiengottesdienst im Advent.

Die bislang ökumenisch gefeierten Gottesdienste zum Muttertag und zur Tauferinnerung im Juli seien "neu zu konzipieren". Denkbar sei eine Gestaltung, "die unter Beibehaltung des konfessionellen Gottesdiensts gemeinsame Elemente ermöglicht", zum Beispiel durch gemeinsamen Beginn und Abschluss, so das Ordinariat. Die ökumenischen Gottesdienste an Werktagen und die ökumenischen Elemente im Rahmen der Kar- und Ostertage blieben von der Vereinbarung unberührt.

Genehmigung nötig, aber Formsache

Die Regelung gilt für einen Erprobungszeitraum von drei Jahren. Alle vereinbarten Gottesdienste müssen dennoch, wie im seit 2017 im Erzbistum geltenden "Direktorium für ökumenische Gottesdienste besonders am Sonntag" vorgeschrieben, rechtzeitig beim Ordinariat angezeigt werden. Die Genehmigung gilt in der Testphase aber als Formsache.

Von katholischer Seite an dem Treffen teilgenommen hatten Bischofsvikar Rupert Stolberg, die für Ökumenefragen im Bistum zuständige Gabriele Rüttiger, Pfarrvikar Stefan Berkmüller, der ab 1. September interimsweise die Leitung des Pfarrverbands "Vier Brunnen" von Amtsinhaber Stefan Scheifele übernimmt, sowie ehrenamtliche Vertreter der Kirchenverwaltung. Evangelischerseits waren an den Gesprächen Stadtdekanin Barbara Kittelberger beteiligt sowie Dekan Mathis Steinbauer, der neue Putzbrunner Ortspfarrer Philip Stolz sowie Vertreter des Kirchenvorstands.

Bischofsvikar Rupert Stolberg stand dabei vor der kniffligen Aufgabe, in dem Konflikt zwischen katholischem Regelwerk und Ökumenewunsch der Katholiken vor Ort eine Lösung zu finden, die sowohl in der Bischofskonferenz als auch in der Ortsgemeinde auf Zustimmung stößt.

Ringen für die Ökumene

"Meiner Ansicht nach haben wir einen Kompromiss gefunden, der sowohl den Anliegen des Direktoriums als auch dem gewachsenen ökumenischen Miteinander vor Ort Rechnung trägt", sagte Stolberg auf Sonntagsblatt-Anfrage. Das Treffen sei geprägt gewesen "von hohem Respekt vor den Argumenten des jeweils anderen und zugleich von einem leidenschaftlichen Ringen für die Ökumene um des Evangeliums Christi willen", so der Bischofsvikar weiter. Dafür wolle er allen Beteiligten herzlich danken.

Auch Stadtdekanin Kittelberger zeigte sich mit der Lösung zufrieden. Das Gespräch habe in einer "vertrauensvollen, offenen, weiten Atmosphäre" stattgefunden. Der Knackpunkt der Debatte sei geklärt worden:

"Es gibt in Putzbrunn keine Regelmäßigkeit, aber gute, anlassbezogene Möglichkeiten für ökumenische Gottesdienste", sagte Kittelberger. Nach dem Erprobungszeitraum von drei Jahren müsse man die Regelung "evaluieren, nachjustieren und dann vielleicht einen großen Schritt mutig tun".

Als Präzedenzfall, der auf andere Gemeinden ausstrahlt, wollte Kittelberger die Putzbrunner Lösung nicht verstanden wissen. Dort sei im Ökumenischen Zentrum in den letzten 25 Jahren viel gewachsen, "das ist keine Eintagsfliege und keine Effekthascherei". Wenn andere Gemeinden auf ähnliche Weise miteinander unterwegs seien, müsse man dort ebenfalls "Wege und Lösungen finden, um Möglichkeiten wie in Putzbrunn zu schaffen", so die Stadtdekanin.