Eine Fläche von umgerechnet rund 5.000 Fußballfeldern ist in Bayern im vergangenen Jahr neu verbraucht worden. Mit der Zunahme von rund 3.650 Hektar wuchs die Gesamtfläche, die für Siedlungen und den Verkehr genutzt wird, gegenüber dem Vorjahr um 0,4 Prozent. Das bedeutet: Täglich wurden in Bayern durchschnittlich 14 Fußballfelder - zehn Hektar - neu zugebaut. 12,1 Prozent der Fläche Bayerns dienen nun Siedlungs- und Verkehrszwecken, wie das Statistische Landesamt in Fürth am Mittwoch mitteilte. Bei Oppositionsparteien und Verbänden stieß die Entwicklung auf Kritik, Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) verwies auf seine "Flächensparoffensive".

Von der Siedlungs- und Verkehrsfläche dienten 2018 rund 36 Prozent dem Wohnbau, der Industrie und dem Gewerbe, hieß es. 39 Prozent wurden für Verkehr genutzt und knapp sieben Prozent für Sport, Freizeit und Erholung. Der Flächenverbrauch sei nicht mit Versiegelung gleichzusetzen, da die Siedlungs- und Verkehrsfläche "in beachtlichem Umfang" auch Grün- und Freiflächen umfasse, betonte das Landesamt.

Insgesamt wurden Ende 2018 in Bayern rund 851.240 Hektar für Siedlungen und Verkehr genutzt.

Insgesamt verlangsamte sich der Flächenverbrauch etwas: Im Jahr 2017 wurden täglich noch knapp 16,5 Fußballfelder - 11,7 Hektar - neu zugebaut. Der bayernweit höchste Anteil von Siedlungs- und Verkehrsfläche fand sich 2018 in Mittelfranken (13,8 Prozent), der niedrigste in der Oberpfalz (10,9 Prozent). Am meisten Fläche verbraucht wurde 2018 in Oberbayern (840 Hektar), am wenigsten in der Oberpfalz (107 Hektar).

Die früheren Bündnispartner des Volksbegehrens "Betonflut eindämmen - damit Bayern Heimat bleibt" nannten die neuen Zahlen "bedrückend". 2018 wurden täglich zehn Hektar Natur und Kulturlandschaft in Siedlungs- und Verkehrsfläche umgewandelt, obwohl der Richtwert der Söder-Regierung fünf Hektar pro Tag betrage. Trotz des leichten Rückgangs gegenüber 2017 verharre der "Flächenfraß" über dem Niveau von 2016 (9,8 Hektar pro Tag), hieß es in der gemeinsamen Mitteilung von Landtags-Grünen, ÖDP, Bund Naturschutz in Bayern und Landesbund für Vogelschutz (LBV).

"Im Kampf gegen die fortschreitende Zerstörung unserer Felder, Wiesen und Wälder haben wir ein weiteres Jahr verloren", sagte Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann. Bund-Naturschutz-Vorsitzender Richard Mergner sagte, der von der Söder-Regierung angepeilte "Richtwert" entfalte keinerlei Wirkung.

LBV-Vorsitzender Norbert Schäffer forderte schnelle und verpflichtende Regelungen zur Steuerung des Flächenverbrauchs.

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) begrüßte den neuerlichen Rückgang beim Flächenverbrauch. In den 1990er-Jahren habe er noch bei rund 20 Hektar pro Tag gelegen, sagte er laut Mitteilung. Angestrebt seien jedoch fünf Hektar pro Tag, weswegen er eine Flächensparoffensive gestartet habe, die Wirtschaft und Kommunen in die Planungen einbeziehe. Es gebe "Grund zu handeln, aber ohne Panikmache".

Die Landtags-Grünen wollen eine Höchstgrenze für den Flächenverbrauch von fünf Hektar pro Tag festschreiben lassen. Ihr Gesetzentwurf werde derzeit in den Fachausschüssen diskutiert und komme dann noch mal ins Landtagsplenum. Das Volksbegehren war vom Bayerischen Verfassungsgerichtshof im Juli 2018 gestoppt worden, weil - so die Begründung - durch seine Ziele die kommunale Planungshoheit unzulässig eingeschränkt würde.