Orange auf weißem Grund: Das sind die Signalfarben der neuen Hinweistafeln, die inzwischen an immer mehr Kirchenfassaden in Oberfranken zu entdecken sind. Der quadratische Block mit einem ausgesparten Dreieck am oberen Rand steht für den Buchstaben M – M wie Markgrafenkirchen, deren besondere Architektur und Kunst in ein Licht gerückt werden soll.

Bereits seit einigen Wochen ist der Bayreuther Pfarrer Hans Peetz auf Tour durch die Region. Im Gepäck hat der Vorsitzende des Vereins Markgrafenkirchen die fabrikneuen Hinweisschilder, in Material und Größe angepasst an die inzwischen vertrauten Tafeln, die das Gotteshaus als "offene Kirche" kennzeichnen. Das Markenzeichen sollen künftig 58 historische Sakralbauten zwischen Frankenwald, Fichtelgebirge und Fränkischer Schweiz tragen. Diese Kirchen sind sozusagen das Fundament, auf dem die finanzielle Förderung aus dem LEADER-Programm der Europäischen Union aufbaut: Knapp zwei Drittel der bis Ende 2022 veranschlagten Projektkosten von insgesamt rund 690.000 Euro kommen aus diesem Fördertopf.

"Markgrafenkirchen erschließen" mit Tourismusführer und Faltprospekt

Investiert wird dieses Geld unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit. Denn das Projekt mit dem etwas sperrigen Titel "Erschließung der Markgrafenkirchen in Oberfranken" hat ebenso ehrgeizige wie zukunftsorientierte Ziele. Seit dem Erscheinen des ersten Faltblatts vor vier Jahren hat sich der Begriff bereits etabliert: gleichermaßen in – nicht nur evangelischen – kirchlichen Kreisen wie im regionalen Tourismus, der die kulturhistorische Bedeutung der zumeist spätbarocken Bauwerke inzwischen gezielt ins Marketing aufgenommen hat.

Um diese Kirchen zu öffnen und deren Botschaft "erlebnishaft zugänglich zu machen", wie es sich Regionalbischöfin Dorothea Greiner als Impulsgeberin wünscht, geht es in ersten Schritten um eine koordinierte Öffentlichkeitsarbeit. So setzt der Fotograf David Sünderhauf, ein international und regional gefragter Mann hinter der Kamera, alle 58 Kirchen neu ins Bild – für einen zusammenfassenden Tourismusführer und für kompakte Faltprospekte, die in allen Kirchen kostenlos zum Mitnehmen ausgelegt werden. Ab Herbst sollen diese Flyer Zug um Zug an die jeweiligen Gemeinden ausgeliefert werden, sagte Projektmanagerin Jutta Geyrhalter dem Sonntagsblatt.

Neue Website soll bis Ende 2019 freigeschaltet werden

"Zentrales Medium" des Projekts wird nach den Worten von Hans Peetz neben den Drucksachen das Internet sein. Bis zum Jahresende wird voraussichlich auch die neue Website freigeschaltet, auf der alle (mehrsprachigen) Informationen samt interaktiver Landkarte und Veranstaltungskalender abrufbar sein werden.

Währenddessen läuft das "geistliche Begleitprogramm" weiter und wird ausgebaut: von der Pilgertour zu Fuß oder per Fahrrad zu ausgewählten Kirchen über besondere Gottesdienste oder Konzerte bis hin zur Ausbildung von ehrenamtlichen Kirchenführerinnen und Kirchenführern. Denn Tourismus allein wäre kein angemessener Zweck, wie es die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber im vergangenen September formulierte: Es solle nicht nur ein kulturhistorisches Netzwerk entstehen, "sondern auch ein Netzwerk eines gelebten christlichen Glaubens".

VERANSTALTUNGEN

Am Samstag, 20. Juli, ist Professor Jan Harasimowicz vom Institut für Kunstgeschichte der Renaissance und Reformation der Universität Breslau zu Gast in Bayreuth. Der führende Experte für Kirchenbau ordnet in seinem Vortrag die besondere Rolle der Markgrafenkirchen in den europäischen Kontext ein. (Evangelisches Gemeindehaus, 19 Uhr.)


Am Sonntag, 21. Juli, gibt es von 14 bis 17 Uhr wieder ein "Sing In" mit drei verschiedenen Chören und Kurzführungen in drei Markgrafenkirchen (Bindlach, Harsdorf, Trebgast).