Zu viele Menschen erreiche die Botschaft des Evangeliums nicht mehr, sie fühlten sich mit Gestalt und Struktur der Kirche nicht mehr verbunden, sagte der Revensburger evangelische Regionalbischof Klaus Stiegler beim Ökumenischen Religionsgespräch in Regensburg, in dem es um die Zukunft der Kirchen ging.

"Traditionen verdunsten, religiöses Wissen verblasst, Christsein ist in Deutschland zur Option geworden", sagte der Oberkirchenrat.

Auf diese "Alarmsignale" müsse Kirche umfassend reagieren und "neue Wege der Verkündigung finden, zeitgemäße theologische Antworten und veränderte kirchliche Strukturen", betonte er.

Veränderungen für die Kirche

Etwa 25.000 Menschen kehrten seinen Angaben zufolge jährlich der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern den Rücken. Für diese Menschen sei Kirche nicht mehr "relevant für ihr Leben".

Die bayerische Landeskirche werde darauf reagieren, sagte Stiegler. Nicht zuletzt der Lockdown der vergangenen Monate habe der Kirchenleitung den Ernst der Lage bewusstgemacht. "Der Wind der Veränderung weht für uns als Kirche", sagte Stiegler. Es werde Kirche in der Zukunft geben, aber sie werde "anders" sein.

Aufgaben der Kirche im 21. Jahrhundert

Auch im 21. Jahrhundert werde das Kerngeschäft der Kirche in der "Kommunikation des Evangeliums" liegen, sagte Stiegler. Kirche müsse auch weiterhin einen Blick für die Schwachen in der Gesellschaft haben und sie nicht dem freien Spiel der Kräfte überlassen.

Aber Kirche werde sich künftig konzentrieren müssen "mit klaren inhaltlichen Schwerpunktsetzungen".

Die Arbeit für und mit den Gläubigen

"Es mag weniger sein, was wir tun, aber alles hat Qualität", sagte Stiegler. Wenn es künftig um die Frage "Mensch oder Mauern" gehe, "sind wir primär für die Arbeit am Menschen da", sagte Stiegler.

Die persönliche Beziehung zu den Menschen bleibe entscheidend und wichtig, ob vor Ort, face to face oder auf digitalem Weg. Insbesondere Familien sollten in der religiösen Sozialisation ihrer Kinder unterstützt werden, sagte der Regionalbischof.

Kindertagestätten, Religionsunterricht, Konfirmandenarbeit und Jugendarbeit seien kirchliche Orte, in denen der Glaube wieder wachsen könne.