ESW-Geschäftsführer Hannes Erhardt sagte am Freitag bei der Vorlage der Jahresbilanz: "Das hochpreisige Segment ist gesättigt". Nach wie vor werde vor allem im oberen Preissegment Wohnraum geschaffen, um einen möglichst großen Gewinn zu haben. Teure Objekte würden aber unverkäuflich, erklärte Erhardt weiter. Manch ein Bauträger könnte auf das falsche Pferd gesetzt haben. "Wir werden zu den Krisengewinnern gehören".

Das ESW selbst mit der evangelischen Landeskirche in Bayern als Hauptgesellschafter stehe für einen bezahlbaren Wohnraum, erklärte Erhardt. Von Nürnberg aus werden bayernweit knapp 4.900 eigene Wohnungen und fast 2.900 Einheiten der evangelischen Kirche verwaltet. Die Durchschnittsmiete beziffert das ESW mit 6,63 Euro je Quadratmeter. Auf dem Gesamtmarkt in Bayern werde im Schnitt 9,77 Euro je Quadratmeter verlangt.

Bezahlbarer Wohnraum auch für München

Selbst im teuren München liege der ESW-Mietpreis bei 8,47 Euro im Vergleich zum vom Portal Immowelt errechneten Preis von durchschnittlich 18,63 Euro. Das erste Gebäude eines umfangreichen Bauprojektes im Münchner Norden soll in Kürze bezugsfertig sein, kündigte Erhardt an. Neben der Sanierung von 88 Wohnungen würden weitere 69 Einheiten auf dem Gelände entstehen. Den früheren Mietern sei bei Wiedereinzug die ursprüngliche Quadratmetermiete von 7,05 Euro garantiert worden. "Wir übernehmen Verantwortung für ältere Menschen", stellte Erhardt fest.

Er beklagte aber, dass es aktuell schwierig sei, in den bayerischen Städten bezahlbare Grundstücke zu bekommen. In Ingolstadt sei man von einem finanzstarken Investor bei einem Großprojekt überboten worden. In Fürth dagegen habe das ESW sich eine ehemalige Gewerbefläche sichern können, um dort den Neubau von 190 Mietwohnungen anzugehen. Für mehr bezahlbaren Wohnraum wünscht sich Erhardt mehr "kommunale Grundstücke mit Konzeptvorgabe", die also von vornherein bezahlbaren und geförderten Wohnraum vorgeben.

ESW: Baubehörden müssen agiler werden

Das ESW fordert außerdem, angesichts der Wohnungsnot in den Ballungsräumen Bausstandards auszusetzen. Auch der behördliche Genehmigungsprozess sollte beschleunigt werden. So habe sich das ESW in Regenburg vor drei Jahren ein ausgedientes Firmengrundstück gekauft. Im vergangenen Jahr sei ein städtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben worden, für das nächste Jahr rechne man "hoffentlich" mit dem Bebauungsplan. Erhardt appellierte daher an die bayerischen Kommunen, "eine Art Wohnungsmanager" in den Behörden zu installieren. Der könne dann ein Vorhaben durch die berechtigten Interessen der einzelnen Ämter moderieren. Man dürfte auch bei den behördlichen Prozessen nicht das Ziel des bezahlbaren Wohnraums aus den Augen verlieren.

Das Planungs-, Bau- und Gebäudemanagement-Unternehmen ESW hatte im letzten Jahr einen Umsatz von 54,3 Millionen Euro (Vorjahr 58,7 Millionen Euro). Mit dem ohne Sondereffekte geschrumpften Gewinn auf 3,1 Millionen Euro (Vorjahr 9,6 Millionen Euro), zeigte sich Erhardt zufrieden. Das vorrangige Ziel sei bezahlbaren Wohnraum zu ermöglichen, "nicht große Gewinne". Das ESW hat 318 Mitarbeiter, ein Drittel ist nebenberuflich beschäftigt. Es ist nach eigenen Angaben das größte evangelische Wohnungsunternehmen in Deutschland.