Bis zum Jahr 2037 wird die bayerische Bevölkerung um knapp eine halbe Million (484.000) Menschen auf dann fast 13,5 Millionen Einwohner zulegen. Dieses Ergebnis der neuen Vorausberechnung der Bevölkerung des Bayerischen Landesamts für Statistik hat Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in Fürth vorgestellt. Das Bevölkerungsplus resultiert demnach überwiegend aus Zuwanderung in den bayerischen Arbeitsmarkt.

Die Neu-Bürger kommen überwiegend aus europäischen Staaten. Eine hohe Zahl an außereuropäischer Zuwanderung wie insbesondere im Jahr 2015 sei eine Ausnahmeerscheinung: "Flüchtlinge sind nicht typisch", sagte Herrmann. Der Anteil am prognostizierten Bevölkerungswachstum durch Umzüge aus anderen Bundesländern in den Freistaat liegt bei etwas mehr als zehn Prozent. Diese Arbeitskräfte werden laut Herrmann sowohl in großen Konzernen als auch von kleineren Mittelständlern dringend gesucht. Sie "stärken auch das Sozialsystem", weil sie als Arbeitnehmer in die deutschen Kranken- und Rentenkassen einzahlen.

Obwohl die Geburtenzahlen in den letzten Jahren angestiegen ist und zuletzt bei über 126.000 Geburten im Freistaat lag, würde ohne Zuwanderung die bayerische Bevölkerung um vier Prozent bis zum Jahr 2037 schrumpfen. Denn die Zahl der Todesfälle überstieg selbst bei der zulegenden Geburtenzahl im vergangenen Jahr um 7.700 Menschen.

Zuwanderung kann positiv gesteuert werden

"Nichts davon ist unveränderlich", sagte Herrmann. Doch während die Politik kaum Einfluss auf Geburtenzahlen als "ganz persönliche Entscheidung" habe, könne "Zuwanderung positiv gesteuert werden".  Denkbar wäre es für Herrmann, das prognostizierte Bevölkerungsplus im Regierungsbezirk Oberbayern von gut 400.000 Menschen so zu beeinflussen, dass sich etwa 100.000 von ihnen in Unterfranken und Oberfranken niederlassen. Für beide Bezirke haben die Statistiker als einzige im Freistaat eine negative Einwohnerentwicklung berechnet. Mit einem umgelenkten Zuzug würden beide Bezirke ebenfalls in einen positiven Trend wechseln.

Es sei eine der großen Herausforderungen der nächsten Jahre, mit Blick auf "gleichwertige Arbeits- und Lebensverhältnisse" die Entwicklung durch "Förderprogramme politisch zu gestalten". Ohne bereits konkrete Maßnahmen zu nennen, betonte Herrmann die Bedeutung von attraktiven Arbeitsplätzen und einer gute Infrastruktur, insbesondere bei "Verkehr, Internet, Kinderbetreuung, Bildung und Gesundheit".

Der Alterungsprozess der bayerischen Bevölkerung wird zwar durch Zuwanderung abgebremst. Trotzdem wird das Durchschnittsalter im Freistaat von 43,7 Jahren (2017) auf 46,0 Jahre (2037) steigen. Diese vorhergesagte Altersstruktur sehe zwar "nicht so dramatisch aus", sei aber eine "gewaltige Verschiebung", sagte Herrmann. Dann wären mit 3,6 Millionen Bewohner mehr als ein Viertel der Bayern 65 Jahre oder älter, das sind fast eine Million mehr Rentner. Die Zahl der bayerischen Bürger unter 20 Jahre nimmt dagegen nur leicht um 71.000 auf 2,5 Millionen zu. Auch das verlange von der Politik entsprechende Maßnahmen, erklärte der Minister. Neben den wachsenden Anforderungen an den Sozialstaat, etwa in Form von Rentenverpflichtungen, müssten auch Angebote für Alltag und Freizeit an die alternde Bevölkerung angepasst werden.

Abhängig vom Zuzug tendenziell jüngerer Menschen fällt das vorausberechnete Durchschnittsalter in den Regierungsbezirken unterschiedlich aus. Für Oberbayern, dem bis 2037 ein überproportionales Wachstum von neun Prozent prognostiziert wird, liegt das Durchschnittsalter voraussichtlich bei 44,7 Jahren. Den Oberfranken mit einem prognostiziertem Bevölkerungsrückgang wird mit 48 Jahren der höchste Altersdurchschnitt vorhergesagt.